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Die orangene Drohne surrt über den Platz. Den Start- und Landeplatz auf der Plaça Major in Palma haben der Fotograf Heiner Müller-Elsner und sein Assistent großzügig abgesperrt. Mit einer orangenen Weste bekleidet und der Fernbedienung in der Hand sieht er ein wenig aus wie "Doc Brown" aus "Zurück in die Zukunft". Männer halten ihre Handys hoch und knipsen, Kinder staunen.

Drohnen, oder auch Multikopter genannt, sind immer beliebter. Die kleinen helikopterähnlichen Geräte nutzen viele als Spielzeug, um damit Fotos zu machen. Andere brauchen es als Profiwerkzeug im Bereich der Gebäudesicherheit oder Medizin. Dort sind Drohnen wendige Hilfen, um Bilder von unzugänglichen Ecken zu machen oder um zum Beispiel einen Defibrillator, der nach einem Infarkt das Herz wieder zum Schlagen bringt, per GPS an den Einsatzort zu bringen.

Luftaufnahmen sind nichts Neues, aber die Drohne kann einiges, was zum Beispiel ein Helikopter nicht kann. Sie kann ganz nah an ein Motiv heranfliegen, in enge Schluchten absteigen oder den Kathedralenturm fast streifen und damit Bilder erzielen, die aussehen, als hätte jemand direkt auf den Zinnen gesessen. Dazu hängt die Kamera in einer lockeren Aufhängung unten an der Drohne, damit sie den Horizont immer gerade aufnimmt. Dank verschiedener Objektive kann man aus zirka 50 Meter Höhe Bilder machen, die fast wie Satellitenaufnahmen aussehen. Heraus kommen Bilder, auf denen zum Beispiel Sonnenschirme wie moderne Kunst anmuten.

Die Drohne habe drei natürliche Feinde, sagt Müller-Elsner: den Wind, Männer und Kinder. Das teure, empfindliche Gerät wird bei Wind wie ein Blatt hin- und hergeweht und macht es dem Fotografen schwer, das perfekte Bild zu bekommen. Männer und Kinder seien in der Regel technikaffin und möchten oft gerne Fotos von der Drohne aus nächster Nähe machen, am liebsten stellten sie sich direkt darunter. Das sei gefährlich. "Daher sperren wir breitflächig ab", erklärt der Hamburger. Fünf auf fünf Meter Fläche sollten es schon sein, wenn sein ein auf ein Meter breiter "Vogel" mit den Karbonrotatoren abhebt und landet.

Gesteuert wird das Gerät per Fernbedienung mit Monitor. Potente Akkus halten die Voltstärke hoch. Heiner Müller-Elsner fotografiert nur mit Assistenten. Dessen Hauptaufgabe ist es, ständig auf den Akkuverbrauch zu schauen, denn die Batterie funktioniert ganz oder gar nicht, was bedeuten kann, dass das Fluggerät bei zu niedriger Voltzahl wie ein Stein zu Boden fällt.

Maximal 120 Meter hoch dürfen diese Art von Kopter laut spanischen Regularien fliegen, und sie müssen immer in Sichtweite sein. "Um die Ecke fliegen ist nicht", sagt der Hamburger. Eine Ausnahme bilden in Spanien Drohnen, die leichter als zwei Kilo sind.

In Spanien hat sich seit Frühjahr 2014 die juristische Lage massiv verschärft. Bis dahin war offiziell keine Genehmigung nötig, um mit den kleinen unbemannten Flugobjekten aufzusteigen. Grund für die neuen Regeln sind immer mehr "Freizeitdrohnenflieger", die durch die Lüfte schwirren und teilweise Schaden anrichten.

Das spanische Gesetz unterscheidet wenig zwischen unterschiedlichen Drohnentypen, daher muss selbst jemand, der einen kleinen Kopter bedienen möchte, einen Pilotenschein machen. In 120 Theoriestunden lernt man alles über Wetter, Thermik und Luftnavigation.

Weitere Bedingung: Der Kurs muss bei einem von der Agentur für staatliche Luftsicherheit (AESA) zertifizierten Institut (siehe Link unten) stattfinden. Doch damit nicht genug. Daran anschließend muss ein Schein speziell für die Drohne gemacht werden, in dem man das Wissen vertieft und das Geschick mit dem Gerät praktisch demonstriert.

Um die Drohne starten zu dürfen, muss mindestens fünf Tage vor dem geplanten Flug ein Schreiben bei der AESA eingehen, das Folgendes enthält: Drohnentyp (maximal 25 Kilo Gewicht), Versicherungsnachweis, Nachweis über Pilotenschein, Daten zum Piloten, Ziel des Fluges und geplante Absicherung bei Start- und Landung. Weiter ein Nachweis über einen medizinischen Eignungstest und der Versicherung, dass der Flug nicht über bewohntem Gebiet stattfinden wird. Die AESA stellt einen Schein aus, der bei einer Kontrolle, zum Beispiel durch die Guardia Civil, vorgezeigt werden kann und den Drohnenpiloten absichert.

Grundsätzlich gilt: Nicht über bewohntes Gebiet fliegen, über militärisches Gebiet schon gar nicht. Einmal aus Sicherheitsgründen - wenn so ein Gerät abstürzt, kann großer Schaden entstehen. Aber auch, weil man Einblicke in privates Gelände bekommt und gegen den Schutz der Privatsphäre verstößt. Einen Mindestabstand von acht Kilometern zum Flughafen muss der Kopter ebenfalls einhalten.

Heiner Müller-Elsner legt Wert darauf, dass die Persönlichkeitsrechte der Menschen auf den Bildern gewahrt werden. "Das ist eine Frage des Anstands. Es kam schon vor, dass der ein oder andere aufgebracht auf mich zukam und rief ,Hey, was machen Sie denn da' und fragte, wie das mit den Persönlichkeitsrechten sei. Bei den Aufnahmen achte ich darauf, dass niemand zu erkennen ist."

Die Spanier haben, was die Anforderungen angeht, ganze Arbeit geleistet. Doch solange sich die Kopter-Freunde an die Regeln halten, wird aus dem tollen Spaß kein teurer.