Entspannte bei einer Runde Golf auf Mallorca: Fußballtrainer John Toshack. Foto: M. Alzamora

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So manchem Freund des runden Leders wird sein Name noch ein Begriff sein, die jüngeren werden mehr oder weniger tief in den Fußball-Geschichtsbüchern blättern müssen. Die Rede ist von John Toshack. Der 65-jährige Waliser spielte in den Siebzigern beim FC Liverpool und ist heute so etwas wie eine Trainerlegende, saß bei vielen europäischen Spitzenvereinen auf der Bank. In Spanien coachte er unter anderem Real Madrid, Real Sociedad San Sebastián und Deportivo la Coruña.

Mit seinem aktuellen Klub WAC Casablanca steht er auf Platz eins der marokkanischen Liga. "Ich genieße es, im Ausland zu arbeiten. Meine Karriere hat mich bisher in acht verschiedene Länder geführt", erklärt Toshack, der einen Zweitwohnsitz in der Gemeinde Son Servera hat, der Tageszeitung "Ultima Hora". Seine wohl erfolgreichste Zeit hatte er in Spanien. Mit Real Madrid gewann er 1990 die spanische Meisterschaft. Doch nicht nur das, Toshack gilt auch als Entdecker des heutigen Trainers von Real Mallorca, Waleri Karpin, den er 1994 als Spieler zu Real Sociedad San Sebastián holte: "Spartak Moskau wollte damals Spieler verkaufen und bot sie uns an. Ich habe Waleri gesehen und wollte ihn unbedingt haben."

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Besonders der Charakter des Russen hat es Toshack angetan: "Waleri war damals am Knöchel verletzt. Auf einem Flug nach Portugal schnallte er sich ab und ging eine Stunde lang in der Kabine auf und ab, um mit der 'Reha' zu beginnen, der Typ hat wirklich Biss. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Trainer zu sein oft schwieriger ist, als selbst zu spielen." Er gibt aber auch ganz offen zu: "Von Systemen verstehe ich nichts, aber ich verstehe etwas von Fußball." Seine Philosophie: "Ich halte nicht viel von 'Modernisierung.' Ich trainiere meine Teams noch genauso, wie man es vor 40 Jahren getan hat. Erst wenn der Ball eckig ist und sechs gegen sechs spielen, dann ändere ich etwas."

In der Vergangenheit war Toshack vor allem für seine eigenwilligen Methoden und seine markigen Sprüche bekannt. So weckte er die Madrid-Spieler gerne vor fünf Uhr morgens, damit sie "wissen, wie sich das Leben eines Arbeiters anfühlt". Zwei seiner Sprüche wurden ganz besonders bekannt. Während Real Madrid in einer tiefen fußballerischen Krise steckte und Kritik am Trainer laut wurde, sagte Toshack: "Eher fliegt ein Schwein über's Bernabeu, als dass ich mich ändere!" und über die Schwierigkeit der Mannschaftsaufstellung: "Am Montag nehme ich mir vor, zur nächsten Partie zehn Spieler auszuwechseln. Am Dienstag sind es sieben, am Donnerstag noch vier. Wenn es dann Samstag wird, stelle ich fest, dass ich doch wieder dieselben elf Scheißkerle einsetzen muss wie in der Vorwoche."

(aus MM 47/2014)