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Stromer begrüßt Besucher bei Yvonne und Sascha Stritzky immer etwas wild, aber nie bösartig. Dennoch hat Sascha Stritzky eine längere Leine, um ihn zu bändigen. Der Doggenmischling ist bei dem Paar und ihrem Sohn Diego zum echten Familienhund geworden. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er eine wochenlange Leidenszeit hinter sich hat. Sein früheres Herrchen war im vergangenen Jahr in seinem Wohnwagen in Ses Salines gestorben. Stromer war mit dem Toten im Wagen eingesperrt, musste sich von Kondenswasser und später dem Leichnam ernähren. "Es hat lange gedauert, bis ihn die Guardia Civil rausrückte, aber ich hatte es der kranken Frau des Verstorbenen vor ihrem Tod versprochen", erzählt Yvonne Stritzky.

Den Tieren opfert die 36-Jährige ihre gesamte Freizeit und auch einen Großteil ihrer monatlichen Einnahmen als Angestellte eines Feinkostgeschäfts. "Rund 600 Euro geben wir für unsere Tiere aus", sagt sie. Darin sind Tierarztbesuche nicht enthalten. Auch der neue Zaun, der vor allem "Stromer" davon abhalten soll, auf die belebte Straße von Santanyí nach Cala Llombards auszubüxen, wird einiges kosten. Auf Facebook hat Yvonne die Gruppe "Mallorcas vergessene Pferde" eingerichtet, erfährt dort von verlassenen Tieren.

Seit 13 Jahren lebt das Paar auf Mallorca, mit zwei Hunden waren die Dinslakener auf die Insel gekommen. "Tierfreunde waren wir schon immer", sagt Yvonne. Vor vier Jahren kam Sohn Diego dazu, und nach der Mutterzeit entschied sie, Pferde aufzunehmen. Ihr Mann Sascha unterstützt sie dabei. Mittlerweile wohnen vier Hunde, fünf Katzen und vier Pferde auf der Finca. "Mariachi" war ein Kutschpferd und hatte ein gebrochenes Becken. "Wahrscheinlich war er gestürzt und konnte nicht mehr eingesetzt werden", mutmaßt Yvonne Stritzky. "Petit" war ein Traber. Als er nicht mehr schnell genug war, sollte er zum Metzger. Die Schimmelstute "Püppi" wäre fast am Natura Park angebunden worden. "Für 50 Euro brachte sie uns ihr Besitzer auf unsere Finca", sagt sie. Die meisten Vierbeiner bekommen bei ihr das Gnadenbrot, manche finden auch einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin. "Wir haben aber eine Bedingung, wenn wir Tiere weitergeben: Die neuen Herrchen oder Frauchen müssen auf der Insel bleiben, damit wir kontrollieren können, dass es dem Tier gut geht."

Tiere leiden manchmal auch aus Unwissenheit der Eigner. So habe sie ein abgemagertes Pferd in der Nachbarschaft gesehen und sei auf die Besitzer zugegangen und habe sie gefragt, was mit dem Tier sei. "Es stellte sich heraus, dass die Familie das Pferd gekauft hatte, ohne sich auszukennen. Ich empfahl ihnen einen Arzt, der sich die Zähne anschauen sollte." Die Familie sei dankbar gewesen, heute gehe es dem Tier sichtbar besser.

Es herrscht aber nicht immer eitel Sonnenschein. Yvonne und ihr Mann sind via Facebook auch schon angefeindet worden, die Guardia Civil war schon auf dem Hof, um zu schauen, ob es den Tieren gut geht. "Wir wollen Tieren helfen und kein Geld damit verdienen. Die Tierschützer auf Mallorca sind sich nicht immer einig", sagt sie, lässt es aber dabei bewenden. Sascha und Yvonne würden gerne einen Verein gründen und einen Gnadenhof einrichten. "Zwei ehrenamtliche Helfer wären schon toll", sagt sie. Mehr Arbeit wird es dann sicherlich werden, aber das haben sie sich so ausgesucht. "Wir waren in zwölf Jahren einmal im Urlaub, aber das ist okay so."

(aus MM 5/2015)