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Das hätte sich Paul Ott sicher nicht träumen lassen, als er seine Orgel 1964 auf die Reise von Deutschland nach Schweden schickte: dass sein Instrument mehr als 50 Jahre später auf Mallorca stehen würde.

Der bekannte Orgelbauer aus Göttingen (1903-1991) hatte sein Werk für die gotische Kirche der Gemeinde St. Petri in Malmö gebaut. Dort wurde kürzlich eine größere Orgel angeschafft, und die alte war "in gute Hände abzugeben". Dass sich die Gemeinde Santa Tereseta in Palmas Stadtviertel Son Armadans nun mit dem wertvollen Musikinstrument schmücken kann, ist Ruth Albrecht und zahlreichen Zufällen zu verdanken.

Jahrelang hatte sich die deutsche Mallorca-Residentin, Mitglied der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde der Balearen und begeisterte Hobby-Musikerin, bemüht, eine gebrauchte Orgel zu beschaffen, hauptsächlich als Übungsinstrument für Organisten auf Mallorca sowie für Schüler des Konservatoriums. Der problemlose Zugang zu hiesigen Kirchenorgeln sei kompliziert. "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass es nun endlich geklappt hat", freut sie sich.

Seit dieser Woche steht die deutsche Pfeifenorgel in der Kirche in Palma. Drei Tage brauchte Anders Sällström, Orgelbauer der Firma A. Mårtenssons, für den Aufbau. Für diese Arbeit flog er eigens vom schwedischen Lund auf die Mittelmeerinsel - und hängt noch zwei Tage Urlaub an. "Denn ich bin wahrscheinlich der letzte Schwede, der noch nie auf Mallorca war", sagt er lachend.

Ende Januar kam das wertvolle Instrument in Einzelteilen per Transportunternehmen in Palma an. Stück für Stück setzte Sällström die kleine, voll-mechanische Pfeifenorgel mit acht Registern dann wieder zusammen.

Pfarrer Francisco Oliver - seine Gemeinde übernahm die Kosten für Transport und Aufbau der Orgel - strahlt beim Anblick auf die Arbeit. "Moderne Kirchen wie unsere, die in den 50er und 60er Jahren gebaut wurden, haben in der Regel keine Orgel, und die Anschaffung eines solchen Instrumentes würde mindestens 200.000 Euro kosten. Wir sind Ruth Albrecht überaus dankbar für ihren Einsatz."

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Auch Bischof Javier Salinas sei begeistert gewesen. Gemeinsam habe man entschieden, die Orgel unten in der Nähe der Kanzel zu platzieren - mitten im Geschehen statt oben auf der Empore.

Eine gute Entscheidung, findet auch Sällström, der übrigens erheblichen Anteil an der abenteuerlichen Mallorca-Reise der Paul-Ott-Orgel hat, wie Ruth Albrecht erklärt. "Ich hatte schon vor zwei Jahren eine alte Orgel in London entdeckt, die ich für unsere Gastgemeinde in Peguera herschaffen wollte. Die katholische Gemeinde hätte keine Kosten gehabt, war aber an der Orgel nicht interessiert, was ich bis heute nicht fassen kann", sagt Ruth Albrecht kopfschüttelnd. Die Aktion sei im Sande verlaufen, damals habe sie aber erstmals Kontakt mit dem Orgelbauer aus Lund gehabt, dessen Firmenaufkleber sie auf dem Instrument in London entdeckt hatte.

Sällström selbst hatte seinerzeit das Instrument in England aufgebaut. Kürzlich hörte Anders Sällström, dass Lunds Nachbargemeinde Malmö ihre Orgel verschenken wollte und kontaktierte Ruth Albrecht. "Er hatte sich daran erinnert, dass ich vor zwei Jahren auf der Suche nach einer Orgel für Mallorca war, und erzählte mir nun von der Gelegenheit."

Ruth Albrecht zögerte nicht lange, begann, sich nach einem Interessenten auf Mallorca umzuhören und gelangte so zu Padre Francisco Oliver, der sofort begeistert war von dem Plan. Dann fuhr sie nach Schweden und organisierte unter abenteuerlichen Bedingungen den Orgel-Transport nach Mallorca. Erst nach langem Suchen fand sie ein günstiges Transportunternehmen, ein polnisches. "Der Fahrer und ich sind dann zusammen von Malmö nach Mallorca gefahren. Wir haben drei Tage gebraucht und sind in Deutschland nur knapp einem Schneesturm entgangen."

In Palma erwartete Padre Francisco den Transporter, hatte acht polnische Arbeiter aus seiner Nachbargemeinde im El-Terreno-Viertel mobilisiert, um alles abzuladen. "Dass es ebenfalls Polen waren, war Zufall, sie haben toll gearbeitet", betont Ruth Albrecht. Und freut sich, dass ab nun ein Übungsinstrument bereit steht, "dafür hat sich die ganze Mühe gelohnt".

Jetzt gelte es, einen Termin für ein Einweihungskonzert zu finden, zu dem man vielleicht auch den schwedischen Organisten Carl Adam Landström einladen könnte, der bisher die Orgel in Malmö gespielt hat. Im Gegensatz zu seinem Landsmann Sällström war er schon oft auf der Insel, hat hier auf Orgelkonzerten gespielt und die Insel bereist. "Wir würden uns freuen, ihn hier bald begrüßen zu können", sagt Padre Francisco.

(aus MM 5/2015)