Mallorcas Land, Bäume und Berge: Wunderschön, aber so ein Finca-Traum macht auch viel Arbeit. Foto: UH

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Die "Finca" hat es auf die deutschsprachige Wikipedia-Seite geschafft: "Urlaub auf einer Finca ist nicht zu verwechseln mit dem hiesigen Urlaub auf dem Bauernhof", heißt es beim Internet-Lexikon. In der Tat: "Finca" ist ein Lebensgefühl und reicht gerade auf Mallorca von schlicht bis Luxus. Doch nicht nur zum Urlaub machen, auch als Domizil ist sie zum Inbegriff des mediterranen Lebensstils geworden.

"Eine Finca ist im Spanischen eigentlich nur ein Grundstück", sagt Immobilienunternehmer Lutz Minkner, gemeint sei von Deutschen aber das Landhaus. Zwar sei der Traum von der eigenen Finca auf Mallorca nach wie vor aktuell, die Kunden hätten heute aber klarere Vorstellungen als früher. "Früher kaufte man einen Steinhaufen für 200.000 bis 300.000 Euro, heute muss ein Haus beziehbar sein, dichte Fenster und Heizung haben", sagt der Geschäftsführer von Mink-ner und Partner. Wer sich diesen Traum dann erfüllen will, muss heutzutage 400.000 Euro aufwärts hinlegen. "Land soll es haben, aber nicht zu viel. Oftmals geht das aber nicht anders, laut Gesetz muss ein Haus auf dem Land 14.000 Quadratmeter Grundstück haben", sagt Minkner. Leichter für Fincas zu begeistern seien übrigens die Männer, sagt er. Die Frau denke immer auch daran, dass sie eine Zeit lang alleine sei, wenn der Mann arbeite.

Das bestätigt auch Mandy Fletling von der Immobilienagentur "Living Blue" in Alaró. "Viele wollen eine Finca, aber keine Arbeit." Auch gingen die Kunden heute nicht mehr blauäugig ihren Traum an. "Heute muss alles eingetragen sein, bis zum kleinsten Schuppen, das kann den Verkaufsprozess schon mal in die Länge ziehen", sagt Fletling.

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Finca-Käufer seien in ihrem Portfolio in der Minderheit, sagt Heidi Stadler von First Mallorca. Es gebe allerdings Fälle, in denen Interessenten etwas ganz anderes suchen, sich gar nicht entscheiden können und sich dann in eine Finca regelrecht verlieben. "Land, Pflanzen, überwucherte Mauern, das weckt Emotionen", weiß Stadler. Den Finca-Traum gebe es auf jeden Fall noch, sagt sie. Allerdings gehörten da auch meistens zwei dazu. "98 Prozent der Käufer sind Paare und da kommt von der Frau häufig der Einwand, dass die Arbeit an ihr hängen bleibe oder es zu einsam sei." Allzu authentisch soll es übrigens auch nicht mehr sein, denn anspruchsvolle Kunden suchen vor allem das Licht Mallorcas. Viele Landhäuser wurden aber so gebaut, dass sie gerade kein Licht reinlassen. Generell sei das Angebot knapp, aber dafür qualitativ immer besser, sagt sie.

Immobilien-Unternehmer Matthias Kühn findet die Finca hingegen "überbewertet" - zumindest wenn man sie an den Umsätzen messe. "Das war aber schon vor 20 Jahren so", sagt er. In den Medien gehöre das Klischee der Finca aber zu Mallorca "wie der Schnee zu Kitzbühel". Kühn stellt fest: "Die Finca ist eher rückläufig, weil die Leute bequemer werden. Eine Finca mit Land macht einfach mehr Arbeit", sagt er. Man dürfe sie nicht zu wichtig nehmen, aber sie war und werde immer ein Teil Mallorcas sein, das sich - mit oder ohne Finca - wieder im Aufschwung befinde.

Die Kurzinterviews mit Deutschen, die ihre Nische auf dem Land gefunden haben, finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe des Mallorca-Magazins oder im E-Paper. MM wird an allen deutschen Flughäfen sowie an vielen Bahnhöfen in großen und mittleren Städten verkauft. Solange der Vorrat reicht, wird MM 10 auch auf der ITB in Berlin verteilt.