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Nur wenige Branchen sind so flatterhaft wie die Gastronomie, und gerade auf Mallorca ist ein ständiges Kommen und Gehen an der Tagesordnung.

Nicht so bei Herta und Peter Himbert im Molí d'es Torrent an der Straße von Santa Maria nach Bunyola: Am 2. April 2015 ist es genau 16 Jahre her, dass die Restaurantmeisterin aus Baden und der Küchenmeister aus dem Saarland auf der Insel eröffnet haben. Nicht nur deswegen erinnert sich Peter Himbert noch exakt an das Datum, sondern auch weil es damals sein Geburtstag war, der auf einen Karfreitag fiel.

Nach zehn erfolgreichen Jahren im Bonner Jugendstil-Bistro und lange vor dem Aufkommen der Auswandererserien im TV hat er den Schritt in eine neue Existenz in einer fremden Kultur gewagt. Damals beileibe keine Selbstverständlichkeit: "Der Mallorca-Flug kostete für uns beide im Schnitt 1200 Mark", erinnert sich Herta Himbert an die Zeit vor der Low-Cost-Welle. Kennengelernt hatten sich die beiden übrigens bei der Arbeit in der unter Gourmets so berühmten Traube Tonbach in Baiersbronn.

Bereuen musste das Gastronomenpaar den Umzug nicht. Viele Mallorquiner zählen zu den Besuchern, und außerdem gibt es zahlreiche Stammgäste, die teils schon seit dem ersten Jahr mit von der Partie sind. Was nicht nur mit der gehobenen Küche und dem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis zu tun hat, sondern auch mit dem überaus freundlichen und vor allem effektiven Service, wie man ihn sonst auf Mallorca nur selten findet.

Ein Übriges tut das gemütliche, aber zeitgemäße Ambiente auf zwei Ebenen mit großer Sommerterrasse rund um die alte Mühle. Geschmückt sind die abteilbaren Räumlichkeiten mit Bildern des befreundeten Künstlers Willi Waltersmann. Selbst Altbundeskanzler Gerhard Schröder wusste die Vorzüge der auch für private Feiern oder Geschäftsessen geeigneten Separees schon zu schätzen: Bei seinem Mallorca-Aufenthalt im Jahr 2000 gab er die Pressekonferenz im Molí d'es Torrent. Nicht nur, weil die Schröders auf einer Finca in Bunyola urlaubten, sondern vielleicht auch, weil Familie Himbert in der Bundesstadt Bonn sehr bekannt war.

Dieser Beliebtheitsfaktor hat sich mittlerweile in die deutschsprachige Community auf Mallorca verlagert, in der das Wirtsehepaar gut verankert ist. Trotz eines internationalen Teams sind die Sprachkenntnisse natürlich nicht ganz so perfekt, wie bei Sohn Maurice (22), der hier aufgewachsen ist und laut Herta Himbert ebenfalls einen guten Koch abgeben würde. Stattdessen hat sich der fließend Katalanisch und Spanisch sprechende junge Mann mit mallorquinischem Freundeskreis allerdings für ein duales Studium als Elektroingenieur bei der deutschen Flugsicherung entschieden. Was den Vorteil hat, dass er die Küche bei "Heimatbesuchen" aus Gastperspektive genießen kann.

(aus MM 14/2015)