Der 68-Jährige zu Besuch bei den Bodegas Macià Batle in Santa Maria. Foto: pl

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Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen rein zufällig und nicht beabsichtigt", heißt es oft in der Belletristik. Für den bekannten Weinkrimi-Autor Paul Grote gilt das nicht unbedingt. Schließlich ist der 68-Jährige gelernter Reportagenschreiber und war lange Jahre als Lateinamerika-Korrespondent für Medien wie die FAZ, das Zeit-Magazin, Merian oder Geo aktiv.

Statt auf den schnellen Artikel setzt der Berliner heute auf gründlich recherchierte Romane, die sich mit der Welt des Weins beschäftigen, und ist zu diesem Zweck auf Mallorca unterwegs. Bodegas wie José L. Ferrer, Macià Batle oder die Betriebe der Gebrüder Toni und Miquel Gelabert bei Manacor hat er bereits besucht - und sich in Hintergrundgesprächen über die Weinszene und die derzeit recht regen kriminellen Aktivitäten auf der Insel informiert.

Was sich davon in seinem für 2016 geplanten Mallorca-Krimi wiederfinden wird, bleibt abzuwarten. "Wenn mir irgendwo der Wein überhaupt nicht schmeckt, lasse ich den Winzer im Buch jedenfalls lieber ganz weg", so Grote zu MM. So wie jede Bodega ihr Terroir besitzt, so findet es sich auch in den Werken des derzeit meistgelesenen Autors des Weinkrimi-Genres. Während es sich bei den Weinbauern um ein physisches Terroir aus Lage, Boden, Klima und Rebsorte handelt, kommt bei Grote ein soziales, historisches und politisches hinzu. Es geht sowohl um eine Kriminalgeschichte als auch um die jeweilige Region und die Menschen, "denn nichts existiert für sich allein", wie der studierte Politologe zu sagen pflegt. Schließlich gehörte es schon zu FAZ-Zeiten zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, Themen mit Länderanalysen zu unterfüttern.

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So auch in seinem letzten Spanienbuch unter dem Titel "Rioja für den Matador", in dem der Weinjournalist Henry Meyenbeeker als Protagonist in die Auseinandersetzungen zwischen einer in der Franco-Zeit entstandenen Großkellerei und einer jungen Kooperative verwickelt wird. Mittlerweile hat ihn sein Weg vom Festland nach Mallorca geführt, wo er einen Investor beim Kauf einer Bodega beraten soll, mit der irgendetwas nicht stimmt. Insgesamt elf Romane von Paul Grote sind bereits bei dtv herausgegeben worden. Nummer zwölf, "Die Spur des Barolo", ist für August 2015 angekündigt. 2016 geht es dann um Mallorca, der Titel steht noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass bei dtv nicht unter 10.000 Stück Erstauflage gearbeitet wird. "Bis Weihnachten haben wir von den Weinkrimis in der Regel mindestens 20.000 Stück verkauft", sagt der Autor.

Spannend dürfte es allemal werden, schließlich weiß Grote seit Südamerika-Zeiten Geschichten zu erzählen, die sich unter anderem in einem Buch über Amazonien niedergeschlagen haben, der "Landschaft meines Lebens", wie der Autor sagt. In Brasilien wurde er 1995 zwar inoffiziell zur Persona non grata erklärt, nachdem er sich kritisch mit Machenschaften des damaligen Präsidenten auseinander gesetzt hatte. Doch unter den Gipfeln der argentinischen Anden öffnete sich für ihn ein Weinhorizont, den er bei der Rückkehr nach Deutschland nicht mehr vergessen konnte und wollte.

Auch wenn er die Erzeugnisse des Alten Kontinents inzwischen mehr schätzt als die der Neuen Welt: "Der Weinbau ist der rote Faden, der sich durch alle Länder Europas zieht", glaubt er. Von Weltreisen hat der Genießer, der sich auch für den Reitsport begeistert, nach Malaria, Amöbenruhr und Ausweisung aus Brasilien jedenfalls genug: "Aus Europa will ich nicht mehr weg, nicht einmal urlaubsweise", sagt Grote. Aber wenn es mit dem Romanverkauf weiterhin so gut läuft wie bisher, ergeben sich ja vielleicht Perspektiven für eine Finca mit ein paar Rebstöcken auf Mallorca. Besser gedeihen als zwischen Spree und Havel dürften sie im mediterranen Ambiente allemal.

(Aus MM 21/2015)