Sollen bei Augenleiden helfen, Glück bringen oder vor dem "Bösen Blick" schützen: "Pedretes de Santa Llúcia", gefunden in Can Picafort. | Foto: jm

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Mit etwas Glück findet man es an den Inselstränden: das "Auge der Heiligen Lucia". Der Legende nach soll die Heilige Lucia ihre Augen ins Meer geworfen haben, die dann zu Opercula wurden. Ein Operculum bezeichnet in Zoologie und Botanik einen Deckel, denn das orange-rötliche Fundstück, dessen Form eher an das menschliche Ohr erinnert, ist der Gehäusedeckel einer Meeresschnecke.

Sie heißt Bolma oder Astraea Rugosa und ist im ganzen Mittelmeer sowie dem Ostatlantik verbreitet. Die Meeresschnecke hat ein dickwandiges, kreiselförmiges Gehäuse und ist essbar, geschätzt wird sie aber seit Jahrhunderten wegen ihres hübschen Operculums. Auf Mallorca werden die Fundstücke "Ull de Santa Llúcia" (Auge ...) oder "Pedretes de Santa Llúcia" (Steinchen ...) genannt.

In den Mittelmeerländern lassen sich Frauen davon traditionell Schmuck anfertigen, Anhänger für Halsketten, Ohranstecker, Ringe oder Armbänder. Zu sehen ist dann entweder die rötliche, gewölbte Vorderseite oder die Rückseite, bei der nach dem Polieren eine Spirale auf weißlichem Grund zum Vorschein kommt.

Doch das "Auge der Heiligen Lucia" ist mehr als ein Schmuckstück: Es hat, so will es der Volksglauben, Heilwirkungen. Fischer Juan Crespi aus Port d'Andratx findet das Operculum regelmäßig in seinen Schleppnetzen: "Es hilft bei Augenleiden." Entzündungen und Verschmutzungen soll es entfernen, wenn man es auf das Auge legt. Daher rührt auch der Name: Lucia ist die Schutzpatronin der Blinden.

In einigen Regionen Spaniens gehen die dem "Auge der Santa Lucia" nachgesagten Wirkungen noch weiter. In Galicien bringt das Operculum dem Finder Glück, im Süden Spaniens lindert es Kopfschmerzen und Rheuma. Selbst vor dem Bösen Blick, das ist die Vorstellung, dass man durch den Blick eines Menschen Unheil erleiden kann, soll es schützen.

Die Juwelierin Cristina Mas Oller aus Palma fertigt seit Jahren für ihre Kundinnen Schmuck mit dem "Auge der Heiligen Lucia" an. Das mit den Heilwirkungen sieht sie pragmatisch: "Wenn man daran glaubt, dann hilft es." Wie dem auch sei, originell ist ein Schmuckstück aus einem eigenen Fund auf jeden Fall.

Die besten Chancen, das "Auge der Santa Lucia" zu finden, haben Sie an den Naturstränden. Ein Ort, wo man gut fündig werden kann, ist der kleine Kieselstrand neben der Nekropole bei Can Picafort. Aber wenn Sie, wie die Autorin dieses Artikels, auch nach Stunden der Suche kein Fundglück gehabt haben, müssen Sie nicht verzagen. Fragen Sie auf den Fischmärkten nach. Im Mercat de L'Olivar zum Beispiel hat Fischerfrau Asu Ferragut in einem Schächtelchen unter der Theke eine ganze Auswahl an Augen der Heiligen Lucia zur Auswahl. Ihr Mann bringt sie ihr mit.

(aus MM 24/2015)