Erfüllen sich einen Kindheitstraum: Die langjährigen Freunde Jörg Hertzner als Jungfrau Johanna (links), Thomas Elster als Prinz (Mitte) und Ulrich Anton Maslak als Bauer (rechts) bilden 2016 das Dreigestirn des Kölner Karnevals. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval

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Auf Mallorca ist Jörg Hertzner langjähriger Besitzer des Fincahotels "Amapola" in Campos. Jetzt wird der Wahlmallorquiner zu einem Medienstar in Nordrhein-Westfalen: Eine Session lang wird er als Jungfrau Johanna im traditionellen Dreigestirn des Kölner Karnevals auftreten. Eine Jungfrau aus Mallorca: "Dat hatte mer noch nit", schreibt das Festkomitee Kölner Karneval begeistert auf seiner Homepage.

Für Hertzner ist die Ernennung eine Ehre. "Natürlich habe ich schon als kleiner Junge davon geträumt", erzählt Hertzner dem Mallorca Magazin mit leicht kölschem Akzent und lacht. "Ich bin ja in Köln geboren worden." Das war 1962. Heute, fast 53 Jahre später, ist Hertzner der Stadt am Rhein und vor allem dem Karneval noch immer treu. Und das, obwohl er 1999 wegzog - "direkt nach Mallorca", berichtet er. 2001 kaufte er sich unweit des Naturstrandes Es Trenc im Süden der Insel eine heruntergekommene Finca, renovierte sie und eröffnete darin mit seiner Frau ein Sommerhotel. "Der Vorteil vom Saisongeschäft ist, dass man zur Karnevalszeit immer nach Köln fahren kann", betont er.

Mit seinen Kindergartenfreunden Thomas Elster und Ulrich Maslak entschied er sich, seinen alten Traum wahrwerden zu lassen. Die drei behaupteten sich erst in ihrem Traditionscorps, der Prinzen-Garde Köln, und dann vor dem Festkomitee Kölner Karneval und setzten sich gegen unzählige andere Bewerber durch. "Ich freue mich riesig darüber. Wir mussten gar nicht viel dafür machen, auserwählt zu werden. Wir kennen uns schon so lange, wir verstehen uns blind. Das ist beim Komitee gut angekommen."

Auch wenn er im "Häze" immer Kölner bleiben werde, habe Mallorca den Karnevalsliebhaber verändert. "Ich bin gelassener geworden", betont Hertzner. Das wird er auch nötig haben: Am 8. Januar 2016 ist die feierliche Prinzenproklamation, in der sich die drei Freunde offiziell in Bauer, Prinz und Jungfrau verwandeln. In den dann folgenden 31 Tagen bis zum Aschermittwoch stehen nicht weniger als 408 Termine an. "Von kleinen Auftritten in Altenheimen bis hin zu großen in der Kölnarena ist alles dabei", erzählt der Jeck.

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Das Motto des Dreigestirns: Alles "op der Kopp stelle." Heißt konkret: "Wir wollen Blödsinn machen und die kölsche Sprache wieder mehr unters Volk bringen", berichtet Hertzner dem MM. Er könne die Mallorquiner verstehen, die sich für ihre Sprache einsetzen. "Ich fühle mich auf Mallorca schon lange zu Hause, meine Tochter ist hier geboren worden." Diese spreche übrigens fließend Mallorquín - Kölsch dagegen liege der Zwölfjährigen nicht wirklich.

Bei den kommenden Kölnbesuchen wird Hertzner, so wie jedes Jahr, bei Freunden unterkommen. Während der Amtszeit bekommt das Dreigestirn die Unterkunft gestellt. Mitte Februar geht es dann wieder zurück auf die Insel. "Schließlich gehen dann schon die Vorbereitungen für die Sommersaison los."

Als Kölner Dreigestirn werden nach den offiziellen Regeln des närrischen Volkes die Regenten in der Kölner Karnevalssession genannt. Nur Männer dürfen sich auf die Ämter des Prinzen, des Bauern und der Jungfrau bewerben - jedes Jahr werden sie neu bestimmt.

(aus MM 37/2015)