Privatdetektive werden auf Mallorca besonders häufig von Menschen angeheuert, die ihrem Partner misstrauen. | Foto: iStock

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An seinen ersten Fall kann sich Alexander Lange noch genau erinnern. "Eine Frau ließ drei Jahre lang ihren Ehemann im Urlaub beschatten", erzählt der Privatdetektiv aus Artà. Im dritten Jahr ging er dann während seines Mallorca-Aufenthalts fremd, mit der Frau hatte er seine Gattin schon in der Heimat betrogen. Die Gehörnte war also misstrauisch geworden und hatte die Firma "Mallorca Detektive" beauftragt, die Alexander Lange seit drei Jahren gemeinsam mit seinem Vater und seiner Verlobten betreibt. "Sagen Sie, dass es nicht wahr ist", weinte die Frau immer wieder ins Telefon, als der Detektiv ihr die schlechte Nachricht überbrachte. Die Ehe war vorbei, es ging um viel Geld und Eigentum.

Alexander Lange wird im Großteil seiner Fälle mit der sogenannten Treueüberwachung beauftragt. Sein Foto möchte er nicht in der Zeitung sehen, um bei Ermittlungen nicht erkannt zu werden. Seine typischen Auftraggeber sind Männer oder Frauen, deren Partner mit einer Gruppe von Freunden zum Urlaub an den Ballermann aufbrechen. Misstrauen ist da, manche sind auch gebrannte Kinder durch die Untreue ihres Partners.

Während in Deutschland die Berufsbezeichnung des Detektivs keinem Schutz unterliegt, lassen Privatermittler ihre Tätigkeit in Spanien anerkennen. Der Zugang ist offen, in Spanien kann man ein Detektivdiplom ablegen, in der Bundesrepublik werden Weiterbildungen angeboten. Lange ist ein Quereinsteiger, der 42-Jährige hat zuvor als Kinderschwimmlehrer und Reiseleiter gearbeitet. "In den Hotels ist viel passiert, was den Daheimgebliebenen nicht gefallen würde", erzählt Lange, so stieß er auf die Detektivarbeit.

"Ich kenne die Insel auswendig und habe viele Kontakte", beschreibt Lange seine Arbeit. "Wer immer nett zu dem Kellner war, bekommt auch mal eine Info von ihm." Unerlässlich sei es beispielsweise auch zu wissen, wie die Abläufe in einem Hotel funktionieren, wenn man dort jemanden beschatten möchte: "Kann ich mich an die Bar stellen und einen Drink bestellen? Oder gilt All-inclusive, und woher bekomme ich das entsprechende Bändchen?" Das seien Fragen, die ein Privatdetektiv vorab kläre. Ansonsten hat er immer eine große Anzahl an Wechselsachen im Auto: Badehose für den Strand, T-Shirt für den Bierkönig und Jacket für ein feines Abendessen. Je nachdem, wohin er dem Beschatteten folgen muss. Zumeist ist der Detektiv mit seiner Freundin unterwegs. Aufgeflogen seien sie bei ihren Beschattungen noch nicht: "Die meisten haben ja gar keinen Verdacht, dass wir ihnen auf den Fersen sind." Der Vater führt die Vorgespräche mit den Kunden in Deutschland: Erwartungen, Personenbeschreibung, Fotos.

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So aufregend wie im Fernsehen läuft sein Tag nicht ab. Viel Zeit verbringt der Detektiv im Auto, das ist unspektakulär und zäh. Doch von jetzt auf gleich müsse er reagieren, wenn beispielsweise die Person das Hotel verlässt. "Wenn sich einer von seiner Gruppe absetzt, dann wird es interessant", weiß er aus Erfahrung.

Nicht immer. Ein frischverheirateter Metallhändler wollte seiner Ehefrau nachspüren, die zu einem Junggesellinnenabschied an die Playa de Palma aufgebrochen war. "Ihm konnte ich dann übermitteln, dass seine Frau zwei Stunden vor ihren Freundinnen allein ins Hotel zurückgekehrt war, da war er erleichtert." Der Großteil der Beschatteten sei brav, unter zehn Fällen befinde sich ein Fremdgeher. Darunter seien sowohl Männer als auch Frauen. "Frauen gehen allerdings subtiler und intelligenter vor."

Der Betrug wird fotografisch festgehalten: "Meistens geht man mit dem Handy am Ohr vorbei und macht ein paar Aufnahmen." Danach ruft Lange seinen Klienten an. Erzählt ihm am Telefon, was er gesehen hat und mailt gleichzeitig die Fotos rüber. "Dabei muss man sehr aufpassen, wir haben keinen Spielraum für Spekulationen." Ein Küsschen auf die Wange im Bierrausch sei kein Fremdgehen, die wilde Knutscherei allerdings schon.

Inwieweit der Detektiv bei seinen Schilderungen der Ereignisse ins Detail geht, hängt von der Verfassung seines Auftraggebers ab. Fotos sprechen eine deutliche Sprache, "oft muss ich dann gar nicht mehr erzählen, dass ich vor der Hoteltür noch das Gestöhne gehört habe". Eine Woche später fragt er nochmal nach, wie es den Kunden geht. Viele fragen ihn auch, was sie tun sollen: "Es ist schwer, da einen Rat zu geben." Lange selbst legt viel Wert auf Treue, er will im Herbst seine Freundin heiraten.

(aus MM 08/2016)