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Captain Blackjack würde wahrscheinlich mit der Faust dreinschlagen, wüsste er, wie es um das Etablissement steht, das seinen Namen trug. Die Rede ist vom Schmuggler "Jack el Negro", dem raubeinigen Leinwandhelden einer US-amerikanisch-spanisch-französischen Gemeinschaftsproduktion, die 1949 auf Mallorca gedreht und ein Jahr später als Abenteuerfilm in die Kinos der westlichen Welt kam (Regie: Julien Duvivier, Darsteller: George Sanders, Herbert Marshall, Patricia Roc).

Bald darauf entstand in Palmas Mühlenviertel Es Jonquet eine Bar, die sich "Jack el Negro" nannte. Das Etablissement umfasste zwei Mühltürme und die Anbauten dazwischen. Es handelt sich um die beiden der Kathedrale nächstgelegenen Türme, von einem dritten, der damals existierte, ist heute nur noch das Fundament in Sitzbankhöhe zu sehen.

Die beiden Jack-el-Negro-Türme (aus dem 15. Jahrhundert) bieten seit mindestens 16 Jahren ein höchst beklagenswertes Bild. Verlassen und verfallen, wurden ihre Eingänge 2014 von der Stadt zugemauert, damit sich dort nicht wieder Obdachlose einrichten. Die Behörden hatten nach unzähligen Anwohnerklagen 36 Tonnen Abfall und Bauschutt fortgeschafft. Bereits 2009 waren die Mühlen unter Denkmalschutz gestellt worden. Zu Recht: Sie bilden, von See aus betrachtet, neben der Kathedrale und dem Kastell von Bellver das dritte, bürgerliche Wahrzeichen der Stadt.

"Früher waren dort jeden Abend Konzerte und Tanz, gute Stimmung, zivilisiertes Publikum. Die Mühlenflügel drehten sich, auf ihnen waren unzählige Glühbirnen montiert ..." erinnert sich Juana Far Vicens, die 1947 in einem der Nachbarhäuser in Es Jonquet zur Welt kam. Ihr Onkel ist mit seiner Pferdekutsche auf vielen Postkarten von damals zu sehen. Der Tierfreund hielt ein Pferd in dem Fischerviertel, fuhr nur aus Spaß mit dem Wagen um den Mühlenhügel.

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Das Café und Terrassenlokal "Jack el Negro" mit dem einzigartigen Ausblick auf den Hafen von Palma war von 1972 bis 1981 das Stammquartier der international bekannten mallorquinische Folkloregruppe "Els Valldemossa". "Wir traten dort jeden Abend zweimal auf, wenn wir nicht auf Tournee waren", erinnert sich Tomeu Estarás. Bis zu 300 Zuschauer, Mallorquiner und zumeist skandinavische Touristen, kamen dort zusammen. Die Band mietete das Lokal und musste damals an gleich vier verschiedene Besitzer Miete zahlen. Heute gehört das verschachtelte Gebäudeensemble dem Vernehmen nach acht bis zehn Besitzern. Sie können sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen, um die Doppelmühle zu sanieren und zu nutzen, wird in Es-Jonquet glaubhaft versichert.

Gleichzeitig gibt es Pläne der Stadt, das Viertel zu sanieren. Das Vorhaben im Umfeld der Filet-Immobilie, die am Markt sicherlich astronomische Preise erzielen würde, ist jedoch höchst umstritten und seit Jahren gerichtsanhängig. Seitens der Stadt hat der zuständige Sachbearbeiter letztlich keine Zeit gefunden, MM einen Blick in die Zukunft der Doppelmühlen zu eröffnen.

In der Mühle nebenan sind eine Diskothek und eine Bar beheimatet. Dort ist an den Wochenenden bis morgens Remmidemmi in den Straßen. Sehr zum Leidwesen der entnervten Anwohner. Sie halten der Stadt vor, nichts zu unternehmen. Haudegen Jack el Negro hätte längst auf den Tisch gehauen ...

(aus MM 8/2016)