In den 60er-Jahren schaffte das Spaß-Vehikel auf Mallorca den Durchbruch, damals allerdings noch ohne Rutsche. | UH

TW
1

Juan Catalán ist in Can Pastilla so etwas wie ein Dorforiginal. Er persönlich habe in jungen Jahren als Erster auf Mallorca die Skizze eines Tretbootmodells gezeichnet und sei somit der Erfinder des maritimen Spaß-Vehikels, ließ der Rentner laut einem Bericht der Webseite "CanPastilla07610" diesen Sommer die Öffentlichkeit wissen.

Ereignet haben soll sich der Geistesblitz irgendwann in den 60er Jahren, als der Jugendliche an der Playa de Palma auf der Suche nach lukrativen maritimen Geschäftsideen war. Nicht ahnen konnte der Mallorquiner, was aus seiner Idee werden sollte. Nachdem er eines Tages die Modellzeichnung einem Arbeitskollegen gezeigt hatte und dieser sich angeblich zum Ableisten des Wehrdienstes aus der Firma verabschiedet hatte, wollte Juan wenige Monate später seinen Augen nicht trauen. Der besagte Kollege hatte nämlich seine Idee in die Tat umgesetzt und in Can Pastilla den ersten Tretbootverleih der Insel eröffnet.

So lautet zumindest auf dem lokalen Blog die Geschichte von Juan Catalán, die zumindest insoweit glaubwürdig ist, als auf Inseln und in Gebirgstälern angeblich Neid, Konkurrenz und Ideenklau besonders stark ausgeprägt sind. Was wiederum dazu führt, dass die Menschen in solchen Gegenden oft ein gesundes Misstrauen entwickeln und nicht so gern ihre Gedanken und Pläne mit anderen teilen. Das ist zwar schade und erschwert mitunter auch die journalistische Recherche. Andererseits ist es natürlich durchaus verständlich.

Ähnliche Nachrichten

Was das Tretboot betrifft, hätte es Juan Catalán jedenfalls schwer gehabt, seine Urheberansprüche geltend zu machen. "Seine" Erfindung wurde nämlich schon 1893 von einem Basken gemacht: Der Klempner Ramón Barea testete sein "nautisches Veloziped" am Strand von San Sebastián und ließ sich die Erfindung noch im gleichen Jahr patentieren.

Die Jungfernfahrt absolvierte er trockenen Fußes mit Anzug, Krawatte und Baskenmütze. In die Pedale musste man seinerzeit noch im Stehen treten. Den Juroren der Weltausstellung von Paris im Jahr 1900 war die Idee immerhin eine Goldmedaille und eine Ehrenurkunde wert. Nutzen versprach man sich damals vor allem für Kur- und Badeanwendungen in der Biskaya. Richtig durchsetzen konnte sich das Tretboot aber erst Jahrzehnte später mit dem Massentourismus, als das Patent längst abgelaufen war.

Dass Ramón Barea der Sache hinterhertrauerte wie Juan Catalán, ist nicht bekannt. Mit seiner technischen Begabung brachte er es später zum königlichen Hoflieferanten. Die ersten Skizzen eines tretbootähnlichen Vehikels zeichnete übrigens Leonardo da Vinci. Sie stammen aus dem 15. Jahrhundert.

(aus MM 46/2016)