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Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. (Mt 2,11)

Der Dreikönigstag am 6. Januar gilt in Spanien als wichtiger Feiertag. Gedacht wird dann der Anbetung des Jesuskinds durch die drei Weisen Kaspar, Melchior und Balthasar aus dem Morgenland. Am Vorabend erhalten die Kinder ihre Geschenke, wie auch die Heiligen Drei Könige dem Christkind Geschenke brachten. Doch Gold, Myrrhe und Weihrauch liegen heute nicht mehr auf dem Gabentisch. Die Bedeutung der Gaben hat sich gewandelt.

"Damals wie heute haben manche Geschenke nicht nur einen materiellen Wert, sondern man verbindet mit ihnen auch eine symbolische Aussage", erklärt Pfarrer Andreas Falow, der die deutschsprachige katholische Gemeinde auf Mallorca leitet. Nicht nur aufgrund der weiten Handelswege waren die Gaben von hohem Wert. So wurde Gold als Geschenk für Christus als König verstanden. Das Harz des Myrrhenbaumes ist religiös aufs Engste mit dem Tod Jesu verbunden, denn die Myrrhe wurde als Zusatz einiger Duftöle benutzt und zur Einbalsamierung des Leichnams verwendet. Der Weihrauch galt als Geschenk für Christus als Gott.

"Gold ist in unserem alltäglichen Leben fest verankert", erklärt Damià Mulet, Goldschmied aus Campos. Das Edelmetall steht damals wie heute für Reichtum.

Wenn sich ein Paar auf Mallorca das Ja-Wort gibt, ist das Material nach wie vor Standard: "Eheringe sind aus Gold", sagt Damià Mulet, der im Familienbetrieb die Joyería Mulet führt. "Gold ist einfach ein Teil des Lebens." Für Schmuck sei das Edelmetall bestens geeignet. Hinzu kommt der stabile Wert.

Der Goldschmied entwirft eigene Kollektionen. Er greift beispielsweise die Form von Kapern auf und verwendet sie in seinen Arbeiten. "Kapern wurden früher hier viel gesammelt", erzählt er. Ein Großteil der Arbeit bestehe aber daraus, ältere Schmuckstücke umzuarbeiten. "Die Leute wollen auf ihren Goldschmuck nicht verzichten, wünschen aber ein modernes Design", sagt Damià Mulet.

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Einen gewissen Stellenwert in der Moderne hat sich Weihrauch erhalten. "Er kommt bis heute in ostkirchlichen Gemeinschaften und in der katholischen Kirche bei heiligen Handlungen zum Einsatz", erklärt Pfarrer Andreas Falow. Weihrauch, der einen markanten Duft hat, ist das Harz des Weihrauchbaumes, der im Jemen und im Oman wächst.

"Wird das Harz des Weihrauchbaumes auf eine glühende Kohle gelegt, verdampft es unter Bildung von weißem Rauch und verströmt dabei einen mild-süßlichen Duft", erklärt der Geistliche. Verschiedene Zusätze können den Duft verändern. "In den Kirchen und Kapellen umhüllt der wohlduftende Nebel zunächst die heilige Handlung, um danach emporzusteigen, so wie die Gebete zu Gott emporsteigen."

Bei den großen Oster- und Weihnachtsmessen im Petersdom lässt sich beobachten, wie beispielsweise das Evangelienbuch oder der Altar beräuchert werden. "Ministranten halten dafür ein Weihrauchfass bereit, in dem glühende Kohlen brennen." Auch wer auf Mallorca eine Weihnachtskrippe, wie die im Rathaus von Palma, anschaut, sieht, dass der zweite der Heiligen Drei Könige mit einem spitz zulaufenden Behältnis dargestellt ist - das Weihrauchgefäß.

Auch in der Medizin kommt Weihrauch zum Einsatz. Sowohl bei Ayurveda-Behandlungen als auch in der Naturheilkunde findet das Harz Verwendung. Beispiele sind Darmerkrankungen und Rheuma.

Wesentlich an Bedeutung hat die Myrrhe verloren. Aus den Apotheken und Reformhäusern ist sie weitgehend verschwunden. Das Harz wird von einem Strauch gewonnen, der in Somalia, Südarabien und Äthiopien wächst. In der Bibel wurde sie noch sehr häufig erwähnt, kam als Salbe oder Tinktur gegen vielerlei Gebrechen zum Einsatz. Die alten Ägypter verwendeten das gelb-braune Harz bei der Mumifizierung. Auch zu Zeiten Christi kam Myrrhe bei Einbalsamierungen zum Einsatz: "Ihr werden antiseptische Eigenschaften zugeschrieben", erklärt Pfarrer Falow. Die Verwesung setzt bei Hitze deshalb nicht ganz so schnell ein und die Gerüche wurden gemildert.

In der Kirche wird Myrrhe heute noch bei Weihen des Bischofs verwendet. Das Harz wird dafür in Öl aufgelöst. In den wöchentlichen Messen findet man es nicht. Myrrheharz rieche beim Verbrennen auch nicht so intensiv wie Weihrauch, sagt Pfarrer Falow.

In der Vergangenheit erlangte Myrrhe einen gewissen Ruf in der Medizin. "Früher gab es eine beliebte Mundspüllösung für Kinder mit Myrrhe", erzählt Apotheker Bartolomé Oliver aus Palma, doch inzwischen habe er kein Medikament mehr im Angebot, in dem das Harz verarbeitet ist. Auch deutsche Heilpraktiker auf Mallorca setzen das Harz nicht ein. Zu kaufen gibt es Myrrhe noch vereinzelt in esoterischen Geschäften als Räucherwerk.