Ein Fischadler beim Kröpfen seiner Beute. Diese tolle Aufnahme gelang dem Hobby-Vogelbeobachter Rolf Schneider. Er gehörte zu einer Gruppe von „Ornis”, die MM bei ihrem Albufera-Rundgang begleitete. | Rolf Schneider

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Zu ihrem 30. Geburtstag ist die Albufera reichlich beschenkt worden. Sie hat es verdient und dringend nötig. Die Albufera ist das größte Feuchtgebiet Mallorcas und eines der bedeutendsten im ganzen Mittelmeerraum. 1988 wurde sie zum ersten Naturpark der Balearen erklärt. Auf dem 1646,48 Hektar (knapp 17 Quadratkilometer) großen Areal südlich von Port d’Alcúdia findet sich eine einzigartige Vielfalt an Flora und Fauna, darunter mehrere Hundert Vogelarten. Zum Jubiläum hat das Feuchtbiotop eine neue Beobachtungshütte für Besucher erhalten. Vor allem aber wurden Maßnahmen beschlossen, um den ökologischen Verfall aufzuhalten.

„In den letzten Jahren haben wir Fische und Vögel verloren”, sagt der Parkdirektor, Maties Rebassa. Besonders traurig sei, dass gerade die interessantesten Arten verschwänden, gefährdete Arten wie etwa das Kammbläshuhn oder die Rohrdommel. Sie könnten nur in schadstoffarmen Binnengewässern leben.

Das Problem: Die Albufera versalzt. „Wegen der Überbeanspruchung des Grundwassers durch die Landwirtschaft, Privathaushalte und touristische Anlagen wird nicht mehr genügend Süßwasser zugeführt, während Meerwasser weiterhin zufließt”, erklärt Rebassa. Die Veränderung habe auch etwas Gutes. Neue Arten kämen, zum Beispiel Flamingos, Brandgänse oder Säbelschnabler. „Aber insgesamt verlieren wir mehr, als wir gewinnen.”

Ein weiteres Problem sind Schadstoffe. Der massive Einsatz von Stickstoffdüngern in der Landwirtschaft belastet das Wasser ebenso wie das unmittelbar angrenzende Klärwerk von Sa Pobla. Die veraltete Anlage leitet besonders im Sommer ungenügend geklärtes Fäkalwasser in das Schutzgebiet. Auch aus den lecken Rohrleitungen des nahegelegenen Kraftwerks Es Murterar tritt immer wieder Wasser aus.

In einem dringenden Appell an die Balearen-Regierung schlug der Parkdirektor letztes Jahr 19 Maßnahmen gegen die „äußerst besorgniserregende Situation” vor. Zum Jubiläum haben die Behörden reagiert. Die Albufera wird um 418 Hektar erweitert. „Mit der Erweiterung wird die gesamte Feuchtzone als Schutzgebiet ausgewiesen. Bislang war das nicht der Fall. So können wir sie kohärenter verwalten und schützen”, erklärt der Leiter der Abteilung für Naturräume in der Balearen-Regierung, Miquel Mir.

Unter anderem wird das Gebiet von Son Bosc, das ursprünglich zum Park gehörte, dann aber abgetrennt wurde und einem Golfplatz-Projekt dienen sollte, wieder in den Park integriert. Die neuen Bereiche legen sich wie ein Schutzgürtel um den bisherigen Park, und das ist auch eine ihrer Funktionen. Sie sollen die äußeren Einflüsse auf den wertvollsten Teil des Biotops abschwächen.

Bei der Kläranlage von Sa Pobla entstehen zwei Feuchtbecken für Nitrate. Bei Überlastung soll Klärwasser dorthin geleitet werden und nicht in den Park. „Außerdem verhandeln wir gerade mit der Gemeinde über die Vergabe eines Grundstücks zum Bau einer neuen Kläranlage, und wir machen Druck auf die Zentralregierung in Madrid, dass endlich Can Picafort seine eigene Kläranlage enthält”, sagt Mir und betont, dass die Balearen-Regierung eine, wenn auch sukzessive Schließung des Kraftwerks von Es Murterar befürwortet.

Schließlich sind Projekte aus Mitteln der Ökosteuer geplant. Invasiven Arten, allen voran dem Karpfen, soll der Kampf angesagt werden. Und das Süßwasser der Quelle Son Ufanes, das bis zur Albufera fließt und von hoher Qualität ist, soll besser verteilt werden.

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„Das sind bedeutsame Initiativen zum Erhalt der Albufera”, lobt Toni Muñoz vom balearischen Naturschutzbund GOB, der schon lange den schlechten Zustand der Feuchtzone anprangert. Allerdings könnten die Projekte frühestens in einigen Jahren Ergebnisse zeigen oder überhaupt erst realisiert werden, während sich der ökologische Verfall mehr und mehr beschleunige. Wenn ein bestimmter Punkt erreicht sei, liefen Umweltveränderungen immer schneller ab.

„Die Probleme der Albufera haben sich über die Jahrzehnte angehäuft und sind nicht von heute auf morgen zu lösen”, entgegnet Miquel Mir. Die extreme Dürre von 2016 habe die Lage noch verschlimmert. Die Balearen-Regierung engagiere sich aber sehr für das Feuchtbiotop. Dieses Jahr habe man bereits vier Kanäle ausgebaggert, um den Durchfluss von gutem Süßwasser zu verbessern. Ein Feuchtbecken für Nitrate sei schon gebaut, und ein großer Bereich mit offenen Gewässern geschaffen worden, dank dem verlorene Arten und Habitate wiedergewonnen werden konnten. Das seien alles wichtige Maßnahmen.

„Wir müssen optimistisch sein”, meint der Parkdirektor Maties Rebassa. Es gebe keine schnelle Lösung, aber zumindest habe man begonnen, aktiv zu werden. Das Bewusstsein müsse wachsen, dass man nicht so weitermachen könne wie bisher. Die Albufera sei ein kleiner und sehr verletzlicher Lebensraum, in dem sich alle äußeren Einflüsse verstärkt auswirkten. „Wenn wir es nicht schaffen, sie zu bewahren, verlieren wir eine Naturressource von höchster Ordnung – und auch für den Tourismus büßt die Insel an Qualität ein.”

Das Feuchtgebiet Albufera besuchen

Das Feuchtgebiet der Albufera wurde 1988 zum ersten Naturpark Mallorcas erklärt. Es ist auch ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung im Rahmen der Ramsar-Konvention und gehört als Vogelschutzgebiet ZEPA zum Natura 2000-Schutzprogramm der EU.

Der Name Albufera kommt aus dem Arabischen und bedeutet „kleines Meer”. Es entstand vor etwa 100.000 Jahren, als ein Stück des Meeres durch eine Sandbank abgetrennt wurde.

Durch den Naturpark führen vier ausgeschilderte Wege mit Beobachtungsplattformen. Sie sind zwischen 700 Meter und 11,5 Kilometer lang. Hinzu kommen fünf Beobachtungshütten für Vogelliebhaber.

Besuchszeiten 1. Oktober bis 31. März von 9 bis 17 Uhr, ab 1. April von 9 bis 18 Uhr. Eingang zum Park über die Brücke „Pont dels Anglesos” auf der Ma-12 an der Playa de Muro. Der Eintritt ist kostenlos.

(aus MM 14/2018)