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Der Schimmel galoppiert die Koppel entlang, die Fotoapparate klicken. Kurz vor der Gruppe der Fotografen kommt das Tier zum Stehen, dreht sich um und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Die Teilnehmer sind fasziniert und zufrieden. „Das war fantastisch”, sagt Tony Stromberg.

Der US-Amerikaner aus dem Bundestaat New Mexiko ist Pferdefotograf und gilt weltweit als einer der besten seines Metiers. Auf Mallorca gab er in dieser Woche einen Workshop für zwölf Teilnehmer aus aller Welt. Aus Australien, Indien, Großbritannien und den USA kam die Gruppe zusammen, um von Tony Stromberg zu lernen, wie man die Vierbeiner am besten ablichtet. Er erklärt mehr als nur Blenden- und Linseneinstellung.

„Es kommt auf den Ausdruck des Pferdes an”, sagt der Fotograf, „auch gilt es, die Bewegung richtig einzufangen.” Gerade daran sollten Anfänger nicht verzweifeln. Denn der Profi weiß: „Schießt man 1000 Bilder, sind vielleicht 15 zu gebrauchen, auf dem Rest sieht das Pferd komisch aus”, erzählt Stromberg. Deshalb arbeite er seit Jahren nur noch mit digitaler Fotografie: „Filme sind dafür einfach zu teuer.”

Immer am Morgen unterrichtet der Amerikaner die Teilnehmer in Bildbearbeitung am Computer, am Nachmittag werden Aufnahmen geschossen. Eine Woche dauert der Workshop. Die Fotos entstanden unter anderem auf dem Gestüt Martenssons Arabian Farm in Santa Maria. Dort bekamen die Teilnehmer die stolzen Araber-Pferde vor die Linse.

Strombergs Fotos sind häufig dominiert von warmen Farbtönen und dem Spiel mit dem Licht. „Er hat keine Geheimnisse, er teilt all sein Wissen mit uns”, schwärmt Kursteilnehmer Dick Jenkin. Er ist mit seiner Frau Lynn extra aus Australien nach Europa gereist, um an zwei Workshops von Stromberg teilzunehmen – zuerst in Portugal und nun auf Mallorca.

Das Ehepaar Jenkin ist eigentlich auf Vogelfotografie spezialisiert, nun wollen sie ihr Repertoire erweitern. Die Fotoausrüstung ist, wie die der meisten anderen Teilnehmer, von allererster Güte. Doch warum fliegen die Australier bis nach Mallorca, um an einem Fotoworkshop teilzunehmen? „Erst einmal natürlich wegen Tony, und dann ist es doch schön, seinen Urlaub mit Leuten zu verbringen, welche die gleichen Interessen, wie man selbst hat”, sagt Dick Jenkin.

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„Viele der Teilnehmer entwickeln sich von Hobbyfotografen zu echten Profis”, sagt Susan Pfeifer. Sie und Peter Clotten organisieren seit 2012 die Stromberg-Workshops in Europa, suchen die besten Locations und Gestüte aus. Beide leben in Frankreich und kennen sich mit Pferden bestens aus. Peter Clotten ist Journalist und Autor. Er lernte Tony Stromberg bei einem Shooting in den USA für eines seiner Pferde-Bücher kennen, als der ursprünglich geplante Fotograf abgesprungen war. „Wenn es gut läuft, können wir uns auch vorstellen, wieder auf die Insel zu kommen” sagt Peter Clotten. Bisher war es der erste Workshop mit Stromberg auf Mallorca.

Nur wenige Sekunden haben die Teilnehmer Zeit, auf den Auslöser zu drücken, wenn das Pferd auf sie zugaloppiert. Die Mitarbeiter der Arabian Farm sorgen dafür, dass Mensch und Tier unverletzt bleiben. Nach ein paar Läufen wird das Tier gewechselt, sonst werden die Hengste zu nervös.

Nach den Aufnahmen der Bewegung ist weniger Aktion gefragt, die Pferde werden vor den Stallungen fotografiert. Tony Stromberg hat einen Blick für Farbkontraste, welche die Fotografien spannend gestalten. So lässt er einen Fuchs vor ein rote Wand stellen. Die Teilnehmer drücken fleißig auf die Auslöser ihrer Kameras.

Seit 18 Jahren nimmt der US-Amerikaner Tony Stromberg ausschließlich Pferde vor die Linse. Er hält auch welche auf seinem#Anwesen in New Mexiko. „Ich war zuvor 20 Jahre lang Werbefotograf in San Francisco” erzählt er. Doch dann erwischte ihn ein Burnout. „Ich verlor die Lust, wollte nicht mehr fotografieren. "Mitte der 1990er Jahre begann er, Pferde abzulichten. „Die Tiere haben mich zu mir selbst und letztendlich auch zu meinem Beruf zurückgebracht.” Durch die Pferde habe er gelernt, was Authentizität, Ehrlichkeit und Integrität bedeutet. „Sie haben mir auch etwas über das Leben in Zusammenarbeit und Gemeinschaft gelehrt, im Gegensatz zum Modell, das unsere Gesellschaft verkörpert, der stetige Wettbewerb mit anderen.”

Seitdem hat Stromberg mehrere Bildbände mit seinen Arbeiten veröffentlicht. Auch dank der Workshops lebt er so seinen Traum der Pferdefotografie, der ihm als alleinige Erwerbsquelle dient. „Wir können viel von Pferden lernen, wenn wir ihnen nur zuhören”, sagt der Fotograf und Pferdeliebhaber.

Bilder von Tony Stromberg gibt es auf seiner Webseite zu sehen.

(aus MM 20/2018)