Zwei interessierte Endkunden beim Betrachten der Auslagen. Foto: Daniel Schindler | Daniel Schindler

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Dass Grünlippmuschel-Extrakt eine gute Ergänzung für Hundefutter ist, weiß der durchschnittliche Halter der Vierbeiner wahrscheinlich nicht. Die gebürtige Dresdnerin Doris Rämisch dagegen hat sich mit dem Thema Hunde- und Katzenernährung intensiv auseinandergesetzt und ein Geschäft daraus gemacht. Sie verkauft in ihrem Geschäft Ca Na Tess in Inca gemeinsam mit ihrem Freund Daniel Schindler mittlerweile mehr als 20 Zusatzprodukte für Tiernahrung. Als besonderen Clou bieten sie seit Kurzem auch „Barf-Food” aus eigener Produktion an.

Diese Art der Haustierfütterung, die in Australien, den USA und Deutschland bereits eine große Anhängerschaft hat, findet auch auf der Insel immer mehr Fans. Beim „Barfen” werden tierische Menüs aus frischem oder tiefgekühltem Fleisch, Innereien und Knochen zusammengestellt, mit Gemüse und Obst ergänzt und roh verfüttert. Barf steht für „Biologisch Artgerechte Rohfütterung” und kann als Pendant zur menschlichen Paleo-Diät gesehen werden. „Die älteren Mallorquiner sagen uns, dass sie ihre Tiere schon immer so gefüttert haben”, meint Doris lachend. Ein bisschen komplexer sei das Thema dann doch, vor allem müsse man auf die Ausgewogenheit der Nahrung achten.

Eigentlich hatten die beiden nach der Gründung ihres Tierladens Ca Na Tess in Palma im November 2017 lediglich eine größere Verkaufsfläche gesucht. „Dass wir dann in Inca eine alte Metzgerei gefunden haben, war Zufall”, sagt Doris. Der Vorbesitzer, der den Traditionsladen „Rosselló Embutitdos” aus Altersgründen aufgeben musste, freute sich, dass er die Geräte in den Räumen stehen lassen konnte, und half den beiden Neumetzgern, wo er konnte. „Das war ein Riesenglück”, erinnern sich Rämisch und Schindler, die selbst fünf Hunde zu Hause haben.

Die Dresdnerin hat mit Fernkursen in Deutschland, Spanien und den USA eine Zusatzausbildung als Ernährungsberaterin absolviert. Auch dadurch ist das Geschäft der beiden Jungunternehmer ins Laufen gekommen. „Wir sind mit 100 Kilogramm verkauftem Fleisch pro Woche gestartet, mittlerweile haben wir 500 Kilogramm”, sagt Daniel Schindler, der sich oftmals auch selbst hinter den Wolf stellt, um die Knochen kleinzumachen. „Das ist je nach Hundeart unterschiedlich, wie klein die Knochen sein müssen. Da passen wir uns den Wünschen unserer Kunden an”, sagt Doris Rämisch. Mit ihrem Konzept der personalisierten und zertifizierten Barf-Menüs sind sie spanienweit nach eigenen Angaben die Einzigen und bekommen auch häufig Anfragen vom Festland.

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Dass Hund und Katze vor allem Fleisch brauchen, zeige sich in Studien, die eine höhere Lebenserwartung bei Barf-gefütterten Hunden feststellen, sagt Rämisch. Auch Allergien und Krankheiten könne man damit beeinflussen. „Manche meinen, man kann die Sachen auch beim Fleischer holen. Das stimmt, aber der wolft zum Beispiel keine Knochen, wir schon”, ergänzt Daniel Schindler. Vom Thermomix rät er auch ab, da hätten Kunden schon einige mit Knochen kaputtgemixt. Schindler kommt es auch darauf an, dass sie möglichst alles von den tierischen Produkten nutzen. „Wir nehmen kein 1a-Fleisch, bei uns wird auch Rinderabschnitt mit Fett verwendet. Das lieben manche Hunde”, sagt er.

Wer seine Hunde mit Barf-Nahrung versorgen wolle, müsse im Durchschnitt etwa 50 Euro im Monat ausgeben, sagt Schindler. Dabei geht er von einer Futtermenge von zwei bis drei Prozent des Körpergewichts pro Woche aus. „Man sollte sich nicht fragen, warum Barf diesen Preis hat, sondern warum Trockenfutter im Supermarkt so billig ist”, sagt Schindler.

In Zukunft könnten auch noch Tierkekse hinzukommen, aber damit wollen sie noch warten. „Wir haben momentan schon gut zu tun und wollen gesund wachsen”, sagt Schindler. Ganz so, wie ihre wichtigsten Kunden: die Hunde und Katzen.

(aus MM 24/2018)