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Es ist schon außergewöhnlich, ein Lokal 40 Jahre lang zu führen. Bei der Fluktuation in der Gastronomie-Branche Mallorcas erst recht. Max Stebegg und seine Frau Jacky Colman-Stebegg haben es geschafft. Und das ganz ohne Schnickschnack und Verrenkungen. Vor wenigen Tagen feierten sie vier Jahrzehnte „CasaNova”. Im Ferienort Cala Rajada haben die beiden an der Hafenpromenade des Paseo Colon, wo sich zahlreiche Lokale tummeln, in einer alten Pension eine Kultkneipe etabliert, die sowohl von Touristen als auch von Einheimischen geschätzt wird.

Angefangen hat alles 1978, als Jacky Colman-Stebegg mit ihrem damaligen spanischen Partner Jaime in Cala Rajada eine Tauchschule im Hafen betrieb und sich in das weiße Haus mit der markanten Balustrade verliebte. Das Gebäude wurde als Pension „Miravista” bekannt, als die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida und ihr irischer Schauspielkollege Sean Connery 1964 hier den Kriminalfilm „Die Strohpuppe” drehten.

Kölnerin Jacky, eigentlich Fremdsprachenkorrespondentin, ebnete damit ihren Weg in die Gastronomie. Damals ein gewagtes Vorhaben, wie sie sagt: „Im Ort gab es so gut wie nichts!”. Einer ihrer Stammgäste wurde später der Österreicher Max, der als Reiseleiter und Sport-Animateur von einem Freund „die schönste Kneipe des Dorfs” gezeigt bekam. Aus wiederkehrenden Besuchen bei Wirtin Jacky wurde Vertrautheit, später Liebe und schlussendlich auch noch eine Geschäftsbeziehung. 1980 stieg nach Jackys zurückliegender Trennung von Jaime der Grazer Max mit ins Kneipengeschäft ein. Und die Kombination hat sich bewährt: Bis heute sind der 68-Jährige und die 70-Jährige ein starkes Team, das allerdings mittlerweile beruflich nur noch im Hintergrund agiert.

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40 Jahre – Wie schafft man das eigentlich? Nach kurzer Überlegung sagt Stebegg: „Mit einer klaren Linie.” Feste Zeiten, nur Getränkeangebot, keine ausgefallenen Modeerscheinungen. „Wir hatten in 40 Jahren keine einzige Happy Hour”, sagt der Österreicher aus Überzeugung. Zudem setze er auf einen starken Team-Zusammenhalt – einige der Mitarbeiter sind bereits seit 20 Jahren hier. Und natürlich: „Eine gute Beziehung und eine Frau, die einem den Rücken freihält.”

Enge Kontakte zu Musikern haben immer wieder bekannte Gesichter ins „CasaNova” gebracht. Kafi Biermann von der kölnischen Band „Black Fööss” stand hier schon mehr als einmal auf der Bühne. Genau wie der österreichische Schlagersänger Rainhard Fendrich. Auch Udo Lindenberg genehmigte sich schon ein Schlückchen im „CasaNova”. Als Jochen Busse einst auf RTL vor fünf Millionen Zuschauern die Kultkneipe und deren Betreiber erwähnte, steigerte sich die Beliebtheit erst recht. „Dank der Prominenten haben wir viel auf die Beine stellen können”, sagt Stebegg und meint damit unter anderem die zahlreichen Benefiz-Veranstaltungen, bei denen etwa Tausende Euro an Spenden für die Krebshilfe gesammelt wurden.

Aus einem gemütlichen Gastraum, zwei Betreibern und hauptsächlich Seglern und Tauchern als Gästen, ist eine überregional bekannte Institution geworden. Obwohl die Kneipe über die Jahre genauso urig geblieben ist, kommen nun auch jüngere Gäste. Denn es ist Zeit für einen Generationenwechsel. Mittlerweile ist Halb-Spanierin Sarah Ferriol-Baumann offiziell Betreiberin des „CasaNova”. Die 27-Jährige ist mit der Gastronomie vertraut, arbeitet bereits seit sechs Jahren im Service mit. Und das Geschäft bleibt sozusagen in der Familie. Sarah ist Patenkind der beiden Ex-Betreiber. Und Tochter von Jackys Ex-Partner Jaime.

Auf Mallorca aufgewachsen, bringt sie nun wieder mehr Einheimische ins Lokal. Ändern möchte sie am Erfolgsrezept aber nichts. „Ich teile die Philosophie der beiden, deshalb konnte ich mir die Übernahme sofort gut vorstellen”, sagt sie strahlend über ihre Pateneltern. Abschied nehmen fällt dennoch schwer: Trotz Pensionsalter will Stebegg weiter beratend zur Seite stehen.