Daniela Büchner am Mittwoch vor der Faneteria. | Star Press / Kay Kirchwitz

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Es ist ein Tag so sonnig und klar, dass selbst der Waschbeton von Cala Millors 70er-Jahre-Fußgängertrasse Carrer des Sol zu strahlen scheint. Der auffallend verbaute Ferienort mit dem ausnehmend schönen Strand erwacht beim MM-Ortstermin am 1. Mai jäh aus dem Winterschlaf. Vor allem deutsche Urlauber bewegen sich bei knapp unter 20 Grad in kurzen Hosen und T-Shirts bleich durch die Straßen – ältere Ehepaare, junge Familien mit blonden Kindern, Männer mit tätowierten Armen. Der Strand ist voll, am Pool des Hotels „Sabina” richtet gerade ein Deutscher ein paar Worte an seine Begleiterin und lacht: „Wir werden hier schnell braun werden.”

Vor dem „Faneteria”-Lokal im Carrer de Binicanella ballen sich zur Verwunderung spanischer Anwohner besonders viele Menschen, darunter Hannes aus Berlin-Reinickendorf nebst mehrköpfiger weiblicher Begleitung: „Wir wollen die Danni sehen, waa”, stößt der Tourist aus tiefster Kehle mit Bassstimme hervor. Ein dreiköpfiges deutsches Fernsehteam scharwenzelt derweil mit bedeutungsschwangeren Mienen zwischen den Stühlen umher, die von Kellnerinnen gerade aufgestellt wurden.

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Es ist halt der große Tag heute: Daniela Büchner, die Witwe des am 17. November 2018 unerwartet im Krankenhaus Son Espases auf Mallorca an Lungenkrebs gestorbenen „Goodbye Deutschland”-Auswanderers Jens Büchner, hatte kürzlich feierlich per Instagram angekündigt, das Fan-Lokal wiederzueröffnen, und ihren Anhängern dazu Kussmünder zugeworfen. Im April 2018 hatte es noch Büchner höchstselbst eingeweiht und vor den Augen des MM-Reporters mit ehrlicher Hingabe die Gäste bedient.

Seitdem ist viel Zeit vergangen, und um den mit nur 49 Jahren Verblichenen wurde multimedial ein regelrechter Kult aufgebaut. Dass die Urlauber heute, an diesem 1. Mai, magnetisch zu seinem Lokal strömen, verwundert nicht. Sie zieht es auch in Scharen in den in der gleichen Straße liegenden hippen Kleiderladen von Jennifer Matthias, einer ehemaligen Lebensgefährtin des Vorzeige-Auswanderers. „Och, Dieter, lass mich doch ein T-Shirt von der Jenny kaufen”, bittet eine Mittvierzigerin ihren mit einem grauen Schnäuzer versehenen kurzbehosten Begleiter. „Dieter!” Dieter gibt nach und beide betreten „Jenny Delüx”.

Doch der Hotspot schlechthin ist halt die „Faneteria”. Die Menschen kommen in Massen und lachen, Polizisten passen auf, dass niemand aus der Rolle fällt. Daniela Büchner positioniert sich vor der Tür und erinnert an ihren Mann. Sie bricht in Tränen aus und lässt rote Luftballons in den blauen Himmel steigen. Cala Millor lebt.