Christiane König auf dem Balkon: „Diese Wohnung habe ich geliebt, und jetzt ist es vorbei.“ | Patricia Lozano

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Es war Liebe auf den ersten Blick. 1993 schaute Christiane König bei einer Wohnungsbesichtigung in Portals Nous vom Balkon auf das Meer und das kleine Inselchen Illa d‘en Sales. Ergriffen von der Aussicht, beschloss sie, die Wohnung zu mieten. Die Innenräume hatte sie da noch gar nicht gesehen. Jetzt, 27 Jahre später, droht dieser Liebe ein jähes Ende. Grund: Sie kann die Miete nicht mehr bezahlen. Auch für eine andere Wohnung wird es eng. Ohne Hilfe wird sie zum Jahresende mit 88 Jahren vor dem Nichts stehen.

Christiane König – ist das nicht …? Genau, 1955 spielte sie in dem Erfolgsfilm „Die Mädels vom Immenhof“ Angela, die ältere Schwester von Angelika Meissner und Heidi Brühl alias Dick und Dalli. Gustaf Gründgens, seinerzeit Intendant am Schauspielhaus Hamburg, hatte ihr Talent entdeckt und ihr ein Schauspiel-Stipendium angeboten. Nach der Ausbildung stand sie mit damaligen Größen wie O. W. Fischer und Heinz Erhardt auf der Bühne.

Als Mädel vom Immenhof wurde König republikweit bekannt. Zwei weitere Fortsetzungsfilme auf dem Ponyhof und eine Hauptrolle in „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ waren schon vertraglich unter Dach und Fach. Doch der Produzent, Gero Wecker, wollte sie nicht nur am Set, sondern auch im Bett. König weigerte sich. Die Folge: Ohne Sex keine Vertragstreue. Den Prozess vor dem Arbeitsgericht gewann sie unter großem Medien-echo. „Damit war ich geliefert“, erinnert sie sich. Die versprochenen Rollen habe sie trotzdem nicht bekommen und die Türen der meisten Filmproduzenten seien ihr von da an verschlossen geblieben.

Ihre Karriere als Schauspielerin gab sie aber wegen der Liebe auf. Im Urlaub auf Ibiza hatte sie den deutsch-schwedischen Hotelier Austin Armbrecht kennengelernt. 1963 heiratete das Paar, König zog auf die Baleareninsel, wo Tochter Lilian zur Welt kam.


Fotos und Zeitungsausschnitte halten die Erinnerung

an alte Zeiten lebendig. Foto: Patricia Lozano

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Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte sie das gemeinsame Anwesen auf Ibiza und zog 1993 nach Mallorca. „Das Geld aus dem Verkauf habe ich in der Schweiz angelegt“, erzählt König. Dann kam 2008 die Weltfinanzkrise. „Ich habe alles verloren. Nun bleiben mir nur noch 700 Euro, das ist meine Rente, und 250 Euro von familiärer Seite.“

Dass König trotzdem die Miete von 1350 Euro bezahlen konnte, verdankt sie der Unterstützung durch die beiden ersten Ehefrauen ihres verstorbenen Mannes. Doch nun können diese ihr finanziell nicht mehr unter die Arme greifen. Zum Jahresende ist Schluss. Wie es dann weitergehen soll, weiß König nicht.

Über dieses Wie macht sich auch Michaela Hüffer Gedanken. Die gebürtige Münsteranerin lebt seit 1981 auf Mallorca und bezeichnet König als ihre „mütterliche Freundin“. Ihre Idee: 100 Leute, die für die ehemalige Schauspielerin einen Dauerauftrag von zehn Euro im Monat einrichten, oder 200 Leute, die pro Monat fünf Euro zahlen, damit König in ihren vertrauten vier Wänden bleiben kann. „Fünf oder zehn Euro im Monat gehen immer“, meint Hüffer, räumt aber ein: „Es ist nicht einfach, so viele Personen zusammenzukriegen, die das ernst nehmen und nicht abspringen.“ Vielleicht finde sich ja auch jemand, der ein kleines Gästehaus zur Verfügung stelle. Jeder der helfen wolle, sei willkommen und könne sich mit ihr in Verbindung setzen (+ 34 666 433 830).


Michaela Hüffer (stehend) sucht Unterstützung
für ihre „mütterliche Freundin“. Foto: P. Lozano

König tut sich schwer mit so viel Hoffnung. „Ich suche am besten eine kleine unmöblierte Wohnung, damit ich wenigstens ein paar von meinen Sachen und Erinnerungen mitnehmen kann, die mir am Herzen liegen.“ Selbst das wird bei ihrer knappen Rente schwierig werden, von einem Domizil mit Meerblick ganz zu schweigen, da macht sie sich nichts vor. „Es wäre schon schön, wenn ich wenigstens einen Baum vor dem Fenster hätte.“

Der letzte Immenhof-Star nimmt innerlich Abschied. „Diese Wohnung habe ich geliebt und gelebt, und jetzt ist es vorbei“, gibt sich König gefasst. Nur in kurzen Momenten kann sie nicht verbergen, dass es in ihr ganz anders aussieht. Traurigkeit schlägt einem entgegen, Verzweiflung, Angst. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal in eine solche Lage komme“, sagt sie leise. „Nun muss ich sehen, wie ich durchkomme.“