Der Segler vor der Nordküste von Mallorca. Hier nähert er sich gerade der abgelegenen Cala Bóquer. | Thomas Käsbohrer

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Wenn Thomas Käsbohrer auf seiner Yacht „Levje” auf die Cala Bóquer zusteuert, durchzuckt ihn jedes Mal eine Art Erweckungserlebnis. Das war auch am 26. Mai 2018 so, als der Weltenbummler mit Karibikerfahrung auf dem Weg von Sizilien nach Südengland hier Station machte. „Und rechts ein Felsrücken mit der gewaltigen Höhle, der aussieht wie ein Walhai”, schreibt er in seinem neuen Buch „Auf dem Meer zu Hause” (Penguin-Verlag, 15,50 Euro).

Es ist das Zerklüftet-Beeindruckende, das den pro Jahr mehrere Monate auf den Meeren befindlichen Thomas Käsbohrer anlockt. Orte wie die äußerst schwer vom Land aus zugängliche Cala Bóquer, wo er eine bohrende Angst aushalten musste, nicht mit seinem Gefährt nachts losgerissen zu werden. Oder die westlich von der Calobra-Schlucht gelegene naturbelassene Cala Tuent. „Der Blick von dort unten auf den Puig Major ist irre”, so der im normalen Leben mit seiner Frau in Iffeldorf südlich des Starnberger Sees lebende Seemann zu MM. „Die Nordküste ist sowieso viel interessanter als die Ecke bei Cabrera.”

Thomas Käsbohrer auf seinem Boot „Levje”, das schon manchen Sturm ausgehalten hat.
Thomas Käsbohrer auf seinem Boot „Levje”, das schon
manchen Sturm ausgehalten hat. Foto: Thomas Käsbohrer

Dass Segeln nicht einfach nur Easy Going unter der Sonne ist, wird in dem über 400 Seiten starken Buch oft genug deutlich. Man muss viele Dinge gleichzeitig im Auge behalten, zuweilen hochkonzentriert sein und ein feines Gespür für Gefahren haben.

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Und man muss gut hören können, auch wenn man in der Koje tief schläft. So wie am 26. Mai 2018 in der Cala Bóquer. „Im Schlaf spürte ich, wie die Kraft des Windes mein Schiff erfasst”, schreibt Käsbohrer. Dann stürmte er wie ein geölter Blitz an Deck, prüfte die Lage, wartete einige Stunden und begab sich wieder nach unten.

Wenn der Wind nicht weht und das Meer ganz still ist, wird der Aufenthalt vor der Cala Tuent zu einem magischen Erlebnis.
Wenn der Wind nicht weht und das Meer ganz still ist, wird der
Aufenthalt vor der Cala Tuent zu einem magischen Erlebnis.
Foto: Thomas Käsbohrer

Solche Erfahrungen machen einen Menschen vielschichtiger. Und sie machen einen philosophisch. Und wenn man das wie Thomas Käsbohrer gekonnt in Worte fassen kann, kann aus einem Reisebericht etwas erheblich Tiefschichtigeres werden. Das ist dem Autor gelungen, auch auf Mallorca heruntergebrochen: „Jeder von uns hat seinen Ort, an dem er sich zugehörig fühlt zur Welt, an dem er sich empfindet als Teil dieser Welt. Für mich ist es ein Ort wie die Cala Bóquer.”

Es sind diese rauen Gegenden, die das Betörende und Angst machende besonders konzentriert in sich vereinen und Abenteurer wie Käsbohrer mehr faszinieren als das träge Liegen in einem Hafen. Das deutlich zu machen, ist das Faszinierende an dem spannenden Werk, von dem man, sobald man sich eingelesen hat und ein bisschen Liebe für das Meer empfindet, so schnell nicht wieder loskommt.

In dem Buch „Auf dem Meer zu Hause” werden auch Begebenheiten vor Andalusien und Portugal geschildert.
In dem Buch „Auf dem Meer zu Hause”
werden auch Begebenheiten vor
Andalusien und Portugal geschildert.