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Eine dreifarbige Glückskatze liegt sorglos im Schatten eines Baumes nahe der beliebten Badebucht Cala Gat. Sie ahnt wohl weder, wie erhitzt die Gemüter der Katzenliebhaber in diesem Teil von Cala Rajada sind, noch welches Schicksal ihr womöglich schon sehr bald droht.

Obwohl Straßenkatzen seit jeher zum Bild an der zwischen zwei Klippen, Wald und einem gediegenen Villenviertel gelegenen Bucht gehören – daher womöglich auch der Name Cala Gat, auf Deutsch: Katzenbucht – stören sich in jüngster Zeit einige Anwohner an zwölf Straßenkatzen, die in unmittelbarer Nachbarschaft leben. „Die Katzen sollen weg“, sagen sie. Die Tiere würden Krankheiten übertragen und die Terrassenmöbel der Anwohner verschmutzen.

Rosario Pérez kümmert sich seit drei Jahren mit einer eigens dafür beim Rathaus Capdepera erworbenen Lizenz um die Fütterung und Pflege der Straßenkatzen. Neben dem Dutzend Katzen, die in der Kritik stehen, betreut sie in der weiteren Umgebung der Cala Gat insgesamt 30 Katzen, die dort in mehreren Kolonien leben. Pérez kann die Aufregung nicht verstehen: „Die Katzen sind alle kastriert, entwurmt und geimpft. Eine Krankheitsgefahr geht ganz sicher nicht von ihnen aus“, erklärt die Mallorquinerin.

Dr. Jeanette Haug, deutsche Tierärztin in Cala Rajada, pflichtet ihr bei: „Das stimmt. Die Katzen sind in sehr guter Verfassung und sobald ein nicht kastriertes Tier auftaucht, wird es mir zur Kastration gebracht. Ich habe in den vergangenen Jahren etwa 30 wilde Katzen allein von der Cala Gat kastriert“, berichtet sie. Das sei ein entscheidender Schritt in der Kontrolle der Population, die sich in den letzten Jahren schon deutlich verkleinert habe.

Auch dass die Tiere angeblich auf die Terrassen der Anwohner gehen, können sich die Tierschützer nicht vorstellen, schließlich seien diese Katzen satt, wild und scheu.

„Wir mussten wegen einer Baustelle im vergangenen Herbst die Futterstelle ein paar Hundert Meter verlegen. Vielleicht sehen die Anwohner die Katzen dadurch jetzt öfter und das gefällt ihnen nicht“, vermutet Rosario Pérez.

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Vermittlungsversuche sind bisher gescheitert, ein Schlichtungsgespräch im Rathaus verlief für die Katzenliebhaber ernüchternd. Pérez und den anderen ehrenamtlichen Helfern bleiben nur wenige Wochen, um die Katzen aus der Cala Gat umzusiedeln. Wenn das nicht geschieht, wird die Tierstiftung Natura Parc aus Santa Eugènia damit beauftragt, die Katzen einzufangen. Dort wird man versuchen, die Tiere zu vermitteln. Wenn das nicht klappt, werden sie eingeschläfert.

Rosario Pérez sieht die vorgeschlagene Umsiedlung der Katzen kritisch: „Wir würden die Tiere ja von hier wegbringen – aber wie soll das gehen? Sie werden versuchen, an ihren Stammplatz, wo sie sich zu Hause fühlen, zurückzukehren“, erklärt sie das Dilemma. Außerdem seien die vom Rathaus Capdepera für die Umsiedlung vorgeschlagenen Grundstücke nicht geeignet. „Eines liegt direkt an einer großen Straße, das nächste ist ein Müllcontainer-Sammelplatz, und durch das Dritte fließt der Torrent – dort steht das Gelände im Herbst unter Wasser“, sagt Pérez. Tierärztin Haug gibt zu bedenken: „Wenn diese Katzen gehen, dann rücken Neue nach. Das ist immer so.“

Anwohner Thomas Schneider plagt eine ganz andere Sorge: Wenn Natura Parc mit dem Einfangen beginnt, könnten versehentlich auch seine Tiere ins Netz gehen – denn diese sind Freigänger, also Hauskatzen, die sich sowohl drinnen als auch draußen aufhalten. Auf Anraten der Tierärztin hat er bereits einer seiner beiden Katzen einen Chip implantieren lassen, der ihn als Besitzer ausweist.

„Frau Pérez tut alles für die Tiere. Sie opfert ihre Freizeit und bezahlt das auch noch aus der eigenen Tasche. Es ist nicht fair, dass sie keine Unterstützung vom Rathaus erhält“, sagt Dr. Haug.

Wie es weiter geht im Katzenstreit an der Cala Gat, bleibt abzuwarten. Im Moment versuchen die Tierfreunde erst einmal Zeit zu gewinnen, um vielleicht doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen.

Und wenn sie wirklich alle verschwinden sollten, die Katzen von der Cala Gat, dann dürfte das auch für jene Anwohner Folgen haben, die sich durch die Vierbeiner gestört fühlen. Denn ohne die Straßenkatzen ist zu befürchten, dass dort Kakerlaken, Mäuse und Ratten stark zunehmen.