Musik und Tanz in Mallorcas Inselhauptstadt Palma auf einem Archivfoto: Die Redewendung „Qué me quiten lo bailado” heißt so viel wie „Den Spaß kann mir niemand nehmen”. Sie drückt das spanische Lebensgefühl aus. | Ultima Hora (Archiv)

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Wir benutzen sie häufig und unbewusst: Redewendungen, oder auch Redensarten genannt. Sie sind sie eine „feste Verbindung von Wörtern, die eine meist bildliche Bedeutung haben”, schreibt der Duden. Und sie bringen etwas im Spanischen wie Deutschen besonders auf den Punkt, sagt die Sprachwissenschaftlerin Laura Camargo Fernández, die an der Universität der Balearen in Palma lehrt.

Sie selbst verwendet Redewendungen sowohl mit Freunden als auch mit Arbeitskollegen. „Sie stellen Nähe zum Gesprächspartner her und sind geeignet, um Gefühle auszudrücken.“ Redewendungen unterscheiden sich von Sprichwörtern, die meist ein kurzer, einprägsamer Satz sind und eine praktische Lebensweisheit enthalten. Eine deutsche Redewendung etwa lautet: „das Handtuch werfen”, eine Redensart aus dem Boxsport.

Und nun zu den spanischen Redewendungen, von denen es etwa 16.000 gibt. Mit diesen fünf, die verschiedene Ursprünge haben, können Sie gewiss den einen oder anderen Spanier beeindrucken.

Subirse por las paredes = Die Wände hochgehen


Auch diese Redewendung lässt sich gut ins Deutsche übersetzen. Ein bisschen besser bekannt ist: „an die Decke gehen”, was Wut ausdrückt. Im Spanischen kann jemand die Wände hochgehen, weil er nervös ist oder etwas nicht erreicht, was er anstrebt. Wie alle Redensarten hat auch diese einen metaphorischen Charakter, sprich: Das Gesagte tritt (meistens) nicht wirklich ein.

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Hacer piña = zusammenhalten

Wer diese Redewendung wörtlich übersetzen würde, käme auf so viel wie „Ananas oder Kiefernzapfen machen”. Gemeint ist jedoch, die Struktur eines Kieferzapfens anzunehmen. Dessen mehr oder weniger gleichgroße Samenschuppen werden von einem Spross zusammengehalten, was Einheit suggeriert. Wie viele Redewendungen drückt auch diese einen Sachverhalt komprimiert und pointiert aus.

Cerrar las filas = die Reihen schließen


Diese Redensart stammt ursprünglich aus dem Militär und ist ein paar Jahrhunderte alt. Vielleicht auch deswegen ist sie im Deutschen wie Spanischen gleich. Im „Redensart-Index” heißt es: „Die Infanterie rückte traditionell in Reihen vor. Wenn durch gegnerischen Beschuss Soldaten fielen, mussten andere nachrücken und die Reihen schließen.” Mittlerweile wird der Begriff in der Politik genutzt: Parteien stellen Geschlossenheit her, um etwa ihren Vorsitzenden zu unterschützen.

Llevar las riendas de su vida = Sein Leben meistern


Im Deutschen kennen wir eher: „Die Zügel in die Hand nehmen.” Sie sind durch „Riendas” in der Redewendung vertreten. Die Spanier sehen das Leben mit diesem Begriff als einen Weg an, den man auf einem Pferd oder Esel bestreitet. Man kontrolliert das Tier selbst und ist – der Redensart zufolge – erfolgreich.

Qué me quiten lo bailado = Den Spaß kann mir niemand nehmen

Wörtlich übersetzt hieße dieser Ausdruck: „Sollen sie mir doch das Getanzte wegnehmen.” Die Spanier beziehen sich auf das Motto, den Moment zu leben. Das entspricht dem spanischen Lebensgefühl, wie die Sprachwissenschaftlerin Laura Camargo Fernández sagt. Die Redewendung ist auch ein fast gleichnamiges Lied. Lucía Pérez trat damit 2011 beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf an. Der Popsong basiert auf einem gleichnamigen Tango von 1942.