Die perfekte Kulisse: Jeden Sonntag treffen sich Hobby-Segler vor der Kathedrale in Palma. | Angélique Bérard

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Schon von Weitem erblickt man die ersten gehissten Segel der Miniatur-Boote vor der Kathedrale von Palma de Mallorca. Bei strahlendem Sonnenschein gleiten die ferngesteuerten Schiffe über den künstlich angelegten See des Parc de la Mar. Etwa 15 Männer stehen am Uferrand und lenken ihre Modellbauschiffe gekonnt über die Wasseroberfläche.

„Bon día”, grüßt der 77-jährige Jordi Dalmau und zeigt stolz auf sein kleines traditionelles Fischerboot, das auf Mallorquinisch auch als „Llaüt” bezeichnet wird. Seit seinem neunten Lebensjahr beschäftigt sich Dalmau bereits mit ferngesteuerten Modellbauschiffen. Neben seinem inseltypischen Fischerboot schippern noch zahlreiche weitere Modelle auf dem See: unter anderem ein Schnellboot, zwei Segelschiffe und ein mit Containern beladener Frachter.

Jeden Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr trifft sich Jordi Dalmau mit Gleichgesinnten vor der Kathedrale la Seu in Palmas Altstadt. Dabei werden sie stets von interessiertem Publikum begleitet: „Insbesondere bei Kindern kommen die Mini-Boote gut an”, sagt Dalmau.

Für diesen speziellen Sonntagsausflug reisen die Männer aus allen Ecken der Insel an – zum Beispiel aus Sant Elm oder Maria de la Salut. Die Zusammenkünfte finden seit 2006 statt. Doch bevor die Männer den Parc de la Mar zu ihrem Heimathafen auserkoren hatten, setzten sie ihre Boote wenige Kilometer weiter am Sporthafen von Ca’n Barbarà an der Uferpromenade Paseo Marítimo ins Wasser. Doch aufgrund der beschränkten Parkmöglichkeiten siedelten die Hobby-Segler in den Parc de la Mar um.

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Da die Gruppe in den ersten beiden Jahren schnell Zuwachs fand, riefen die Männer 2008 den Verein „Asociación de Modelismo Naval” (Verband für Schiffsmodellbau) ins Leben. „Die Gründung erfolgte eher symbolisch. Hauptsächlich sind wir einfach gute Freunde, die gemeinsam ihrem Hobby nachgehen”, erklärt Juan Andrés, jahrelanges Mitglied des Verbandes. Dem Alter der Anhänger der Asociación sind keine Grenzen gesetzt. „Zwischen 20 und 80 Jahre ist alles vertreten”, erklärt Andrés. Vor allem in den kürzlich vergangenen Jahren sei das Interesse für Miniatur-Boote auch bei jungen Leuten gestiegen, so Juan Andrés weiter.

Einige Miniatur-Schiffe fahren samt Kapitän und Besatzung.

Der Mallorquiner gehört mittlerweile zu den Urgesteinen der Asociación. Seit 28 Jahren sind Miniatur-Boote sein Hobby. Heutzutage ist er stolzer Besitzer verschiedener Schiffsmodelle. Eines davon ist das mit Ladung bepackte Container-Schiff. „Zu Hause habe ich noch ein zwei Meter langes Modell eines Kreuzfahrtschiffes”, erzählt Andrés. Aufgrund der Größe und des damit verbundenen komplizierten Transports nimmt er den Mini-Oceanliner eher selten mit zu seinen Sonntagsausflügen in den Parc de la Mar.

Alle Miniatur-Boote wurden von den Mitgliedern der Asociación selbst gebaut und entworfen. Für den Motor sind in den meisten Fällen Batterien aus Aufzügen und Alarmsystemen umfunktioniert worden. Für den Bau eines Miniatur-Bootes ist handwerkliches Können gefragt. „Wir sind nicht nur Seemänner, sondern auch alle Ingenieure”, sagt Jordi Dalmau und lacht. Die Konstruktion der Boote benötigt neben Erfahrung und handwerklichem Können auch viel Geduld: An seiner mallorquinischen Llaüt werkelte Dalmau gut ein Jahr. Neben der Herstellung ist auch die Liebe fürs Detail wichtig. So fahren einige Schiffe samt Kapitän und Besatzung – natürlich alles im Miniformat.

Auch das Bedienen der Schiffchen will gelernt sein: „Bei der Lenkung braucht es etwas Übung”, erklärt Juan Andrés. Dank der jährlichen Nautikmesse „Feria Nautica” in Alcúdia ist die Asociación mittlerweile inselweit bekannt. „Vor etwa 15 Jahren kam eines Sonntags ein Mitarbeiter des Rathauses von Alcúdia auf uns zu und lud uns zur Nautikmesse ein. Das ist für uns seitdem ein alljährliches Highlight”, erzählt Juan Andrés stolz. Auch zu Palmas Patronatsfest Sant Sebastià, das alljährlich im Januar stattfindet, lassen die Mallorquiner ihre Miniatur-Boote vor Publikum aufs Wasser.

Die Miniatur-Boote werden von den Vereinsmitgliedern selbst gestaltet und gebaut.

Doch bei den Miniatur-Booten läuft genauso wie bei den großen Schiffen nicht immer alles glatt. Jordi Dalmau erklärt: „Ab und an ist auch schon ein Boot gesunken. Die meisten konnten wir glücklicherweise herausfischen, einige wenige liegen allerdings bis heute auf dem Grund des Parc de la Mar.”