Auch die Britin Joyce Hampton weiß sich am Strand von Santa Ponça gekonnt in Szene zu setzen. | Martin Ansorge

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Es braucht nur ein, zwei Blicke in die Runde der 13 Frauen, die sich an diesem Dienstagmorgen in der „zona esportiva” am Strand von Santa Ponça im Kreis aufgestellt haben, um zu erkennen, dass das hier keine der üblichen Mallorca-Fitnessgruppen ist. Zum einen sieht man das verwendete Sportgerät sonst kaum an einem Strand der Insel und zum anderen sucht man hier vergeblich die Übungsleiterin. Wenn die Mädelsgruppe zwischen 14 und 70 jedoch so etwas wie eine „Chefin” hat, dann ist das wohl die Österreicherin Karin Kühbacher, die die erste und einzige Hula-Hoop Gruppe auf Mallorca organisiert. „Das hat so ungefähr vor zwei Jahren mit ein paar Freunden bei mir auf der Dachterrasse angefangen. Irgendwie sind es dann immer mehr Leute geworden und wir mussten hier an den Strand umziehen.”

Aus einem Bluetooth-Lautsprecher wummert laute moderne Musik, während sich die meisten Teilnehmerinnen mit ihrer ebenfalls hula-hoopenden Nachbarin hüftkreisend über dies und das austauschen. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt. „Es ist ein bisschen wie bei einer Kontaktbörse hier bei uns. Wir lernen neue Leute kennen und vernetzen uns. Nach dem Sport gehen wir meistens noch einen Kaffee trinken.” Obwohl das erst einmal ziemlich entspannt klingt, ist der Sport mit dem Reifen alles andere als unanstrengend. „Du bewegst Muskeln, die du normalerweise nicht brauchst, und die spürst du dann direkt am nächsten Tag”, beschreibt Kühbacher lachend und ergänzt, „eine Stunde mit dem Reifen verbrennt mehr Energie als wenn du eine Stunde joggen gehst.” Besonders beansprucht seien hier der Bauch, der Rücken und der Beckenboden. Zusätzlich komme noch die Akrobatik-Komponente hinzu, denn eine Runde Joggen könne jeder mehr oder weniger gut, aber den Hula-Hoop um die Hüften kreisen zu lassen will erst einmal gelernt sein. „Ich glaube, unsere tapferste Mitstreiterin ist Sabine hier”, Kühbacher zeigt auf eine ihrer Freundinnen und erklärt, „sie hat sicher ein halbes Jahr mehr Kalorien damit verbrannt, sich nach dem Reifen zu bücken, um ihn wieder aufzuheben, als mit der eigentlichen Übung. Dann ist der Knoten geplatzt und jetzt kreist sie die Hüften wie eine Weltmeisterin!” Mit der Zeit sei man allgemein auch immer weiter gegangen, um die Grenzen des eigenen Könnens auszuloten. „Es gibt eine Übung, bei der du mit den Händen kleine grüne Sandsäcke vor und zurückbewegst, während du den Reifen kreisen lässt. Das ist super schwierig und echtes Gehirn- und Koordinationstraining.” Auch mit Fitnessbändern könne man verschiedene Übungen machen, um den Schwierigkeitsgrad zu steigern.

Das kreisrunde Arbeitsgerät kommt derweil in allen Formen und Farben daher. „Die klassischen dünnen Reifen, die man so kennt, eignen sich für akrobatische Einlagen.” Wieder zeigt die Österreicherin auf eine Mitstreiterin, die gleich mehrere Ringe um den Bauch, Hals, Arm und die Beine kreisen lässt. „Das ist genauso schwierig, wie es aussieht.” Eine weitere Teilnehmerin hantiert derweil mit einer überdimensionalen Holzperlenkette herum. „Das ist so ziemlich der neueste Trend.” Auf dem Naturseil sind Naturholzkugeln mit zirka vier Zentimeter Durchmesser aufgereiht. Beim Kreisen reiben die Kugeln aneinander und erzeugen ein schnarrendes und irgendwie beruhigendes, meditatives Geräusch. „Das mit der Kette ist relativ einfach zu lernen. Wir arbeiten hauptsächlich mit den Fitness-Hula-Hoops. Die sind breiter als die normalen und haben auf der Innenseite Noppen, die den Bauch stimulieren und zusätzlich die Fettverbrennung anregen.”

Die Gastwirtin, die noch bis vor kurzem zusammen mit ihrem Mann ein Hotel in Österreich betrieben hat, erklärt, dass sie Frauen kenne, die mit regelmäßiger Übung, einer Ernährungsumstellung und genug Disziplin stolze 20 Kilo Körperfett mit den Reifen verloren hätten. In der Gruppe gehe es aber eben in erster Linie um den Spaß und das Beisammensein.

Immer wieder bleiben die Passanten am Strand von Santa Ponça stehen und bestaunen die Sportlerinnen bei ihren Übungen. Wahrscheinlich, weil die meisten die bunten Plastikreifen noch aus Kindertagen kennen und die Gruppe und ihre Aktivitäten sie deshalb neugierig machen. „Bei uns ist jeder willkommen. Die Treffen sind kostenlos und wer dabei sein will, der schreibt mich am besten einfach bei Facebook (karindiana.kuhbacher) an, dann lade ich ihn in unsere WhatsApp-Gruppe ein.” Damit, wie die Treffen ablaufen und die Gruppendynamik funktioniert, ist Karin Kühbacher sehr zufrieden. Sie habe auch nicht vor, daraus ein Geschäft zu machen. Für die Zukunft habe sie eine andere Vision. „Ich würde wahnsinnig gerne mal mit den Mädels auftreten. Vielleicht bei einer Fiesta oder einem Event und dann mit Musik und einer einstudierten Choreografie. Das wäre sicher ein riesengroßer Spaß.”