Rolf Hilchner mit seiner Gastro-App. | Patricia Lozano

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Er bezeichnet sich selbst als „autoverrückt”, ist angehender Kunstmäzen und war über die deutschen Landesgrenzen hinweg für seine aufsehenerregenden PR-Aktionen bekannt. Nun will der schillernde Software-Millionär Rolf Hilchner aus dem niedersächsischen Wildeshausen gleich mit zwei Projekten, einem digitalen und einem künstlerischen, auf Mallorca durchstarten.

1999 gründete Hilchner das IT-Unternehmen Ashampoo, das mittlerweile weltweit über 20-Millionen Kunden zählt. Mit seiner Software, die Produkte zum Backup und Beschleunigen von Windows-System anbietet, macht er selbst Firmen aus Silicon Valley Konkurrenz. Im Lauf der Zeit kamen noch die Firma CleverReach und 15 weitere kleinere Unternehmen, Investment-Firmen und Holdings, hinzu, die in einem 5000-Quadratmeter großen Gebäude in Rastede bei Oldenburg untergebracht sind. Der 67-jährige Hilchner ist dabei Mehrheitsgesellschafter und Aufsichtsrat. Da seine Firma Ashampoo, wie er sagt, boomte, konnte sich der Unternehmer auch so manchen Traum erfüllen. So besitzt der 67-Jährige einen Fuhrpark mit 13 Fahrzeugen. Neben einem BMW i8, einem Kult-BMW Z1 Alpina, von dem es nur 66 Stück gibt, hat er noch einen Karmann-Ghia-Oldtimer. „Mein liebstes Stück ist jedoch ein Porsche 964 WTL”, so der Entrepreneur.

Sein Vermögen ermöglichte es Hilchner öffentlichkeitswirksam Kampagnen durchzuführen, um auf Missstände aufmerksam zu machen oder schlicht und einfach, um etwas anzuecken. Darunter fällt auch die eigenwillige Aktion, für 35.000 Euro eine Anzeige in der FAZ zu schalten, um Politiker zu mehr Geradlinigkeit aufzufordern. „Franz Müntefering hat sich ins Bockshorn jagen lassen, und Edmund Stoiber wollte nach Berlin gehen, hatte jedoch Angst. Als Bürger wollte ich mir in dem Moment Luft machen, denn diese Zustände waren nicht normal”, erklärtHilchner MM. Tatsächlich fiel diese Aktion bei der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden, was die Tausenden von E-Mails zeigten, die bei Ashampoo eingingen.

2011 dann ein weiterer aufsehenerregender Coup des Unternehmers: In Tirol wollte er zwei Berggipfel kaufen und sie mit dem Firmennamen schmücken – also „Ashampoo 1” und „Ashampoo 2”. Doch dann sind die Verhandlungen öffentlich geworden und der Staat schaltete sich ein. Aus dem Grund sind die Gipfel „Roßkopf” und „Große Kinigat” dann doch österreichisch geblieben.

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In den 80-er Jahren kam Hilchner, der heute Vater dreier erwachsener Kinder ist, in Kontakt mit der Baleareninsel. Denn seitdem er 1985 Urlaub mit seiner damaligen Partnerin in Cala Santanyí machte, hat ihn Mallorca nicht mehr losgelassen. „Das Gefühl für die Insel war etwas Besonderes. Bloß um den Ballermann mache ich einen großen Bogen”, so der IT-Unternehmer. Bei seinen regelmäßigen Aufenthalten auf der Insel erkundet er mit dem Auto die Berge und die Gegenden um Valldemossa und Sóller.

Mit seiner Offenheit für neue Ideen investierte Hilchner nun in eine App, die den Gastro-Markt auf Mallorca aufmischen soll. Hierbei handelt es sich um „Neo Taste”, das von einem Startup in Osnabrück entwickelt wurde.

Die Applikation für Iphone- und Android-Nutzer ist bereits in Deutschland in zwölf Großstädten im Einsatz und soll dabei helfen, Deals und Rabatt-Aktionen in ausgewählten Restaurants ausfindig zu machen. Ein Entwicklerteam tüftelt bereits daran, dass die App ab dem Spätherbst auf der Insel verfügbar sein wird – auf Deutsch, Englisch und sogar auf Spanisch. Hilchner zufolge wird nicht jede beliebe Gaststätte in das Programm von „Neo Taste” aufgenommen: „Die Restaurants können sich nicht bei uns bewerben, sondern wir gehen auf sie zu.” Ein Restaurant, das hierfür infrage käme, wäre zum Beispiel das Flanigan in Puerto Portals, findet Hilchner.

Auch als Mäzen will sich Hilchner nun versuchen, und einem in Oldenburg beheimateten Künstler zu mehr Popularität verhelfen.

Aus dem Grund kaufte er die Rechte am Werk des Malers Stephan Stephanowitsch. Dieser entwarf eine Postkarten-Serie mit sechs verschiedenen Mallorca-Motiven, die seit Mai auf der Insel vertrieben werden. Für 2,90 Euro sind die edlen Karten mit Sujets wie Palmas Kathedrale oder einer typisch mallorquinischen Windmühle in der Galería Begbie & Coll ( Carrer de Can Sales, 5, 07012 Palma) erhältlich. Hilchner sagt: „Etwas nur wegen des Geldes zu machen, ist falsch. Mein Erfolg ist es, einen unbekannten Künstler groß herauszubringen.”