Sehnsuchtsort Mallorca: Wie eine 80-jährige Deutsche nach dem Tod ihres Mannes neue Kraft schöpft

Seit dem ersten Urlaub 1969 war das Ehepaar aus Düsseldorf "schockverliebt" in die Insel. Trotz des Schicksalsschlags plant Helga Dornbusch ihren nächsten Mallorca-Urlaub und lernt sogar Spanisch

Helga Dornbusch ist 80 Jahre alt und für sie gibt auch nach dem Tod ihres Mannes nur ein Ziel: Urlaub auf Mallorca. | privat

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Dass die Liebe zu Mallorca ein Leben lang halten kann, zeigt diese Geschichte: Die 80-jährige Düsseldorferin Helga Dornbusch kennt ihre Lieblingsinsel seit den 1960er Jahren. Bereits beim ersten Aufenthalt war es um sie und ihren Mann geschehen: Beide hatten sich in das Eiland „schockverliebt”: „Heinz-Joachim und ich hatten 1969 unseren ersten Urlaub an der Cala d’Or gemacht. Da waren wir erst verlobt und nicht verheiratet”, erzählt sie, als sie mit einem Lächeln an die Erinnerung zurückdenkt. Es war damals nicht üblich, dass unverheiratete Paare sich ein gemeinsames Zimmer mieteten.

„Das waren noch Zeiten”, sagt die Düsseldorferin, denn nicht nur in Deutschland, auch in Spanien lief damals einiges anders. Alleine im Verkehr – ob im Flugzeug oder auf der Straße – hätte sie durchaus Schreckmomente erlebt. „Schon das Flugzeug hatte so abrupt und ruckelig zur Landung angesetzt. Als wir danach mit dem Reisebus in den Inselosten gebracht wurden, ist der Wagen doch tatsächlich auf einen Eselskarren aufgefahren. Da lag dann das Obst und Gemüse auf der ganzen Straße verteilt”, erinnert sich die 80-Jährige.

Helga und Heinz-Joachim Dornbusch im Jahre 1969 in ihrem ersten Mallorca-Urlaub in Cala d’Or. Damals war das Paar frisch verlobt. Alle Fotos: privat

Als Helga Dornbusch an den Familienurlaub von 1983 denkt, keimt ihre Sehnsucht nach der Insel wieder auf: Die Schulferien verbrachte sie stets mit Tochter Corinna an der Cala Sant Vicenç. „Da kam letztens ein Film, der dort spielte (,Lillys Verschwinden’, Anm. der Redaktion). Ich konnte genau sehen, welche Strandbar noch heute geöffnet hat. Aber ansonsten hat sich natürlich sehr viel verändert”, so die Rentnerin. Sie erinnere sich noch, wie sie an der Cala Molins im Meer schwamm. Oder als ihr Mann mittags in der Badehose im Restaurant an der Bucht einen Gazpacho essen konnte, obwohl er kein Bargeld dabeihatte. Die Einheimischen hätten darauf vertraut, dass die Gäste das Geld später vorbeibringen. „Der Pinienduft war übrigens nirgendwo auf Mallorca so stark wie an der Cala Vicenç. Ich habe den heute noch in der Nase”, schwärmt sie.

Ein Urlaub bleibt Dornbusch in besonderer Erinnerung. „Wir haben im Jahre 1992 bei einem Gewinnspiel des Mallorca Magazins eine Mallorca-Reise mit LTU gewonnen. Das war schon etwas Feines, der Gewinn hat bei mir große Freude ausgelöst”, sagt sie stolz. Jeder einzelne Insel-Aufenthalt habe bei ihr eine ungeahnte positive Energie hervorgerufen. In vielen Jahren sei die Familie sogar mehrfach auf dem Archipel gewesen. Das Mallorca Magazin hätten sie nach der Verlosung bis heute abonniert. „Mein Mann hatte jede Zeile gelesen”, sagt sie wehmütig als sie von dessen Tod im vergangenen Oktober erzählt.

Das Ehepaar Dornbusch in seiner Lieblingsbar. Heinz-Joachim (Mitte) erlag im vergangenen Oktober einem Krebsleiden.
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Da die Dornbuschs die Mandelblüte auf Mallorca sehen wollten, besuchten sie 1997 im Frühling Sa Coma nahe Cala Millor. „Wir haben uns dort mit dem mallorquinischen Hotelier Juan angefreundet”, berichtet sie. Bis heute würden sie regelmäßig telefonieren und sich treffen. „Juan spricht fließend Deutsch und ist mittlerweile 85 Jahre alt. Er arbeitet weiter, immerhin hat er heute acht Hotels”, führt sie ihre Erzählung fort, und die Stimme ist leicht brüchig. Der Tod ihres Mannes habe den Spanier auch sehr getroffen. Sie selbst sei in ein tiefes Loch gefallen.

„Heinz-Joachim und ich hatten gerade für sieben Wochen einen Urlaub an der Playa de Palma gebucht, als er starb”, so die Witwe. Für sie sei klar gewesen, dass sie nie wieder nach Mallorca reisen wird. Nach 55 Ehejahren war der Gedanke an eine Reise alleine undenkbar. „Ich war so frustriert, ich vermisste dieses Glücksgefühl, das mich vor allem auf meinen Mallorca-Urlauben befiel.” Wenn sie sich dieses Gefühl in Erinnerung rufen möchte, schaue sie in ihren Geldbeutel. Dort hebt sie ihr „Mallorca-Auge” auf und hat es überall als Talisman dabei. „Die Muschel habe ich einst am Strand in Sa Coma gefunden. Eine Legende sagt, wer diese im Portemonnaie mit sich trägt, wird immer Geld in der Tasche haben”, so die stolze Finderin.

Als dann irgendwann die Erkenntnis kam, dass das Leben weitergehen muss, fasste Dornbusch einen neuen Beschluss: Im September fliegt sie gemeinsam mit ihrer Freundin. „Wir werden Juan in Sa Coma besuchen gehen. Wie ich es mit Heinz-Joachim immer gemacht habe”, sagt die Witwe entschlossen. Sie ist bereit, Mallorca trotz des Schicksalsschlages weiterhin zu genießen.

In der Zwischenzeit beschert ihr noch eine andere Beschäftigung Vorfreude: Die Senorin hat beschlossen, Spanisch zu lernen. An Weihnachten im vergangenen Jahr saß sie mit der Familie ihrer Tochter und deren zwei Kindern am Tisch. Dornbusch suchte gerade nach einem Spanischkurs auf ihrem Smartphone, als ihr Enkel plötzlich aufschrie: „Oma, du kannst ja Google! Was suchst du denn da?”, fragte sie der elfjährige Luca. Natürlich konnte seine Großmutter ihr Handy bedienen und im Internet surfen. „Ich suche nach einer Gelegenheit, Spanisch zu lernen”, erklärte sie dem Jungen. Luca nahm ihr das Telefon aus der Hand und lud ihr fix eine App herunter. „Seitdem übe ich täglich und freue mich unentwegt auf den nächsten Urlaub. Da wird Juan gucken, wenn ich mit ihm auf Spanisch rede.”