Wenn dem Geist im Luxus-Yachthafen Flügel wachsen: Intelligenter Talk auf Mallorca

In Puerto Portals wird nicht nur gut gespeist und auch anders dem prallen Leben gefrönt, sondern neuerdings auch philosophiert. MM genoss den Auftakt einer neuen Vortrags- und Gesprächsreihe

In Anwesenheit von Hafenchefin Corinna Graf (vorn) sinnierte die Schriftstellerin Tatiana Ballesteros über die zunehmende Digitalisierung.Fotos: it

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Was gibt es Schöneres, als mit dem antörnenden Wissen, dass in der Umgebung die Palmen rauschen und die Takelage von Luxusschiffen leise klimpert, über ein profundes Thema zu sprechen? Im Yachthafen Puerto Portals wagt man neuerdings die Vermählung von High-End-Lifestyle und glasklarer Intellektualität: Beim ersten Happening dieser Art am Dienstagabend im proper-weißen Konferenzraum eines nagelneuen Gebäudes breitete die spanische Erfolgsschriftstellerin, Philosophin und Kriminologin Tatiana Ballesteros scharfsinnig ihre Gedanken zu den Kollateralschäden der zunehmenden Digitalisierung im Alltag aus.

In Anwesenheit von Hafenchefin Corinna Graf warf die redegewandte Autorin aus Segovia unter anderem die Frage auf, ob Handys und soziale Netzwerke insonderheit den Jugendlichen bleibende Seelenpein zufügen. Mit dem leidenschaftlich vorgetragenen Anliegen, die Menschen wieder weg von der krakenhaft um sich greifenden Virtualität zum echten sozialen Leben zurückzugeleiten, begeisterte Ballesteros das meist weibliche spanischsprachige Publikum.

Das Ganze wurde mit Wein, Bier, Nüssen und Blicken aufs Meer auf einer Terrasse abgerundet, womit das traute Zusammensein mit durchaus angenehmem Proseminartouch zu einem fast glamourösen Erlebnis geriet, das man hier ohne weiteres nicht erwartet hätte. Das luftige Plaudern vermengte sich mit dem Zwitschern von Vögeln, und in der Ferne blitzte das Mittelmeer frohlockend auf.

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Mit der neuen „Puerto Portals Talks”-Reihe will man der Öffentlichkeit zu Gemüte führen, dass man nicht nur ein Tummelort von genussverliebten Feinschmeckern und Yachties ist, sondern auch eine Heimstatt des regen, aber alles andere als abgehobenen Geistes. „Nicht nur soziale, sondern auch Umweltthemen sprechen wir hier an”, so Pressesprecherin Elena Seijas gegenüber MM. Der Hafen hatte schon vor Jahren die Nachhaltigkeit als Trend entdeckt, man engagiert sich unter anderem für die Reinhaltung angrenzender Strände. Wiederholt fuhren Segelschüler aufs Meer und an die Küstenabschnitte, um vor allem leidigen Plastikmüll einzusammeln. Dieses Engagement machte medial die Runde und wird nunmehr mit mehr als nur einer Prise Geist angereichert.

In diesem Sinne sind Vorträge und Diskussionen über aktuelle Fragen eine Ergänzung der Philosophie eines Ortes, der sich die durchgreifende Befriedigung fast sämtlicher Genüsse auf die Fahnen geschrieben hat – vom sportlichen Sturm und Drang (es werden immer mal wieder Regatten organisiert) über die Lust auf Kulinarik bis hin zur musikalischen Nostalgie mit mehreren stimmungsvollen Retro-Parties pro Jahr. Nun also gibt’s auch noch Futter für das wissbegierige Stammhirn.

Die Menschen ergötzen sich an einer neuen Ruhe

Was aber noch lange nicht alles ist: Hinzu kommen in Puerto Portals in diesem Jahr neue Attraktionen für die Augen, etwa die in den vergangenen Monaten grundlegend aufgehübschte Promenade: Es fahren dort keine lärmenden Autos mehr. Vorbei sind die Zeiten, als die Fans großer Karossen hier langsam entlangfuhren, um von den zahlreichen Restaurantbesuchern mit Stielaugen betrachtet zu werden ... Heute lustwandeln hier die Bootsleute und Besucher des Hafens zwischen neu gepflanztem Grün, darunter mehr als mannshohen Palmen. Die Menschen ergötzen sich während des MM-Besuchs sichtlich an einer neuen Ruhe, die einen durchaus die Einfachheit des Lebens würdigen lässt. Und ein wenig entfernt vom Ufer dürfte ein neuer Springbrunnen so manch einen im anstehenden Hochsommer dazu bewegen, sich mit Süßwasser zu benetzen.

Im großen Geviert der Sinne namens Puerto Portals, das nur etwa zehn Kilometer von Palma entfernt liegt, wird inzwischen über weitergehende Schritte zur Befriedigung der geistigen Gelüste nachgedacht: „Es ist gut möglich, dass wir irgendwann solche Talks auch auf Deutsch anbieten”, so Pressesprecherin Elena Seijas. Da kommt Freude auf!