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Holzarchitektur gilt als nachhaltig und umweltfreundlich und gewinnt weltweit an Beliebtheit. Mallorca und die Schwesterinseln hinken dem Trend ein wenig hinterher. Doch im Stadtzentrum von Palma steht seit kurzem nun das erste mehrgeschossige Holzhaus in Fertigbauweise.

Dieses Verfahren hat mehrere Vorteile. „Die Bauarbeiten benötigen nur wenig Zeit und das Material ist deutlich nachhaltiger und ökologischer“, sagt Nacho Salas, Präsident des Col-legi Oficial d’Arquitectes de les Illes Balears. Noch habe man auf den Balearen wenig Erfahrung mit Holzhäusern, doch Salas ist sich sicher, dass der Trend auch auf Mallorca eine große Zukunft hat.

Für das dreigeschossige Wohnhaus in der Calle Rodríguez de Arias in Palma, das in nur zwei Wochen fertiggestellt wurde, ist das junge Architekturbüro Munarq aus Marratxí verantwortlich. „Wir haben das Haus im Auftrag einer mallorquinischen Familie entworfen, die auf Umweltfreundlichkeit setzt“, sagt Pau Munarq, der das Büro zusammen mit seinem Bruder Rafael ins Leben rief.

Da sich das Stadthaus auf einem sehr kleinen Grundstück befindet, arbeiteten die Architekten mit Wänden aus Holz. „Sie sind dünner als konventionelle Mauern, aber genauso belastbar wie Stahlbeton. Und wir gewinnen so etwas zusätzliche Wohnfläche”, sagt Munarq. Das geringere Gewicht der Holzwände belastet zudem das Fundament weniger stark. Munarq verweist auf einen weiteren Vorzug des nachwachsenden Baumaterials: Holz hat eine gute wärmeregulierende Wirkung und macht daher weniger Außenisolierung nötig.

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Das in Palma verbaute Material stammt aus nordeuropäischen Fichtenwäldern und ist PEFC-zertifiziert. PEFC ist ein unabhängiges Siegel zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, sozusagen ein weltweiter „Wald-TÜV”, und steht für die englische Bezeichnung „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes”. Ein österreichisches Unternehmen verarbeitet das Ökoholz aus Skandinavien anschließend zu montagefertigen Platten und liefert sie nach Spanien. „Auf Mallorca gibt es kein passendes Holz und bislang auch nur wenige geeignete holzverarbeitende Firmen“, erklärt Munarq die weiten Wege des Konstruktionsmaterials.

Während die Innenwände des Hauses in rustikaler Holzoptik erstrahlen, setzt das Architektenbüro bei der Fassade auf Naturkorkplatten aus Portugal, die für eine gute Wärmedämmung sorgen und abschließend mit Kalkfarbe verputzt werden. Von außen deutet also nichts auf die ungewöhnlichen Baumaterialien hin, das Gebäude fügt sich harmonisch in seine Umgebung ein. „Diese Bauweise hat es in dieser Form auf Mallorca noch nie gegeben“, betont der Architekt.

Dass sich Holzhäuser auf der Insel nur zögerlich durchsetzen, liegt möglicherweise auch am Preis, der momentan noch etwas über dem konventioneller Gebäude liegt. Dafür sorgt die Holzbauweise für ein gesünderes Raumklima und ist nach Ansicht von Experten für Allergiker und Asthmatiker besonders geeignet. Manche Interessenten lassen sich auch von einem vermeintlich höheren Brandrisiko abschrecken, berichtet Munarq. „Holzhäuser sind aber so konstruiert, dass sie einem Feuer genauso gut wie ein Haus aus Beton oder Stahl standhalten können”, erklärt der Architekt. Konventionelle Gebäude können bei einem Brand durch die entstehende Hitze sogar schneller zum Einsturz kommen. Bei neuen nachhaltigen Bauverfahren sei es eben besonders wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten, um die Vorurteile der Kunden zu entkräften und ihr Vertrauen aufzubauen, meint der Architekt.

Beim balearischen Gesundheitsdienst IB-Salut ist ihm dies offenbar gelungen. In seinem Auftrag baut das Architektenbüro derzeit ein neues Gesundheitszentrum in Son Ferriol mit einer Schichtholzstruktur.

(aus MM 40/2020)