Die Golfanlage an der Straße von Palma nach Sineu wurde 2007 eröffnet. Derzeit werden Spielbahnen und Serviceeinrichtungen komplett neu hergerichtet.Fotos: PatriciaLozano

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Mit der Ruhe ist es in Palmas Golfclub Puntiró erst einmal vorbei. Statt Vogelgezwitscher und Ball-Geklacker knattert seit Anfang Juli eine Flotte von Gartenbaumaschinen über die Fairways, wuseln Dutzende Arbeiter von Loch zu Loch, wird gebuddelt, gehämmert und gemalt. An einen Spielbetrieb ist derzeit nicht zu denken, bis Ende September ist der Platz daher geschlossen.

„Die gesamte Anlage wird komplett neu hergerichtet”, sagt Borja Ochoa, CEO der T Golf Group, die den 2007 eröffneten Club im vergangenen April von der spanischen Besitzergesellschaft erwarb. Und den Platz in „T Golf Palma” umbenannte. 2015 hatte die T Golf Group, hinter der sich der Hamburger Unternehmer Heiner Tamsen verbirgt, bereits den Golfplatz Poniente in der Nähe von Magaluf erworben, um ihn nach einer knapp einjährigen Schönheitsoperation in „T Golf Calvia” umzutaufen.

Dass Tamsen, der den Grundstein seines Vermögens in den 1990er Jahren mit dem Verkauf von Luxus-Sportwagen in Deutschland legte, um aktuell als Werftbesitzer weitere Millionen mit der Wartung von Marineschiffen zu scheffeln, das nötige Kleingeld besitzt, um zwei in die Jahre gekommene Golfplätze auf der Insel zu kaufen und ohne Rücksicht auf die dafür nötigen Mittel wieder aufzupäppeln, scheint klar. Weniger verständlich sind aber seine Beweggründe. „Mit einem Golfplatz auf Mallorca kann man kein Geld verdienen, dafür sind die Investitions- und Betriebskosten viel zu hoch”, hatte Tamsen beim Kauf von Golf Poniente erklärt. Und das aus dem Mund eines Mannes, der in den vergangenen Jahr stets in gewinnbringende Geschäftsfelder investierte, wie den Bau von Superyachten oder den Verkauf von Immobilien.

Mit dem Erwerb von Puntiró könnte Tamsen jedoch die Weichen für eine neue Erwerbsquelle gelegt haben. Grund: Der Platz besitzt eine von Mallorcas Inselrat abgesegnete Genehmigung zum Bau eines Hotels. Und genau das ist der Plan. „Wir werden auf dem Grundstück ein Fünf-Sterne-Hotel errichten”, erklärte Borja Ochoa gegenüber MM. 140 Zimmer soll es umfassen, die Gesamtfläche 12.000 Quadratmeter betragen. Selbst betreiben will Tamsen das Hotel aber nicht. „Derzeit suchen wir ein Betreiberunternehmen für das Projekt. Sobald das gefunden ist, werden wir mit den Bauarbeiten beginnen”, sagt Ochoa. Bis dahin soll der Platz ähnlich wie der in Poniente auf Topform gebracht werden. Mit exklusivem Angebot, Service und einer entsprechenden Gastronomie.

Heiner Tamsen ist nicht der erste und einzige deutsche Golf-Patriarch auf Mallorca. Fast die Hälfte aller Plätze befinden sich in den Händen vermögender deutscher Unternehmer. Hans-Peter Porsche beispielsweise. Der Enkel von Ferdinand Porsche und Aufsichtsratmiglied der Porsche AG kaufte Anfang der 1990er Jahre einen Teil der Halbinsel Alcanada im Norden Mallorcas, um dort einen Golfplatz zu bauen. 2003 wurde Golf Alcanada eröffnet.

Oder Drogerie-König Erwin Müller (Müller Märkte). Er baute zusammen mit dem Mallorquiner Gabriel Alcina 1988 die 18-Loch-Anlage drei Kilometer außerhalb des Urlaubsortes Canyamel im Nordosten der Insel. Nach jahrelangen Querelen mit seinem mallorquinischen Partner erwarb Müller 2012 dessen Anteile und ist seitdem Alleinbesitzer von Golf de Canyamel.

Ebenfalls in deutscher Hand befindet sich seit dem Jahre 2014 Golf de Andratx. Die bereits im Jahre 2000 in Betrieb gegangene Anlage gehört heute den aus dem hessischem Raum um Wiesbanden und Frankfurt stammenden Familien Dörflinger, Gessler und Dünkler. Die weitläufige 18-Loch-Anlage liegt in einem anspruchsvollen bergigen Gebiet mit deutlichen Höhenunterschieden und wird in Fachkreisen auch gerne als "die schwarze Piste von Mallorca" bezeichnet. Bei Golf de Andratx wird seit Jahren traditionell das MM-Herbstturnier ausgetragen.

Weil ihm kein Golfplatz auf Mallorca „so richtig gut gefiel” baute sich Adam Pamer, Miteigentümer der „Hapa-Fenster AG”, 2003 eine eigene Golfanlage vor den Toren Palmas. Golf Son Gual zählt bezüglich Design, Platzpflege und Greenfee-Preisen zu den exklusivsten Plätzen in Europa.

Ende der 1980er Jahre übernahm der norddeutsche Immobilienmillionär Ingolf Böx ein begonnenes Golfplatz-Projekt im Nordosten Mallorcas und führte es zu Ende. 1989 wurde Capdepera Golf, nur wenige Kilometer, außerhalb des gleichnamigen Ortes eröffnet. Geleitet wird die Anlage aktuell von Böx’ Tochter Sara-Virginia Böx.

Und 1995 erwarb die Schörghuber-Unternehmensgruppe Palmas Nobelhotel Son Vida sowie die dazu gehörenden Golfplätze – Arabella Golf – und verwandelte alles zusammen in eines der exklusivsten Golf-Hotelresorts Europas.