Blick auf Palma de Mallorca, eine Stadt mit teurem Grund und Boden. | A. Sepúlveda

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Endlich ist es da, das inoffizielle Monopoly-Spielbrett für die Balearen und den Rest des Königreiches. Herausgebracht hat es die staatliche Katasterbehörde in Madrid. Die veröffentlichte vor kurzem die aktuellen Referenzwerte der Grund- und Bodenpreise von allen spanischen Gemeinden, nach denen künftig unter anderem die Grunderwerbs-, Erbschafts- und die Vermögenssteuern berechnet werden.

Der gesamte Grundstücksreferenzwert der Balearen beläuft sich demnach auf etwas mehr als 78 Milliarden Euro, geradezu ein Schnäppchenpreis im Vergleich zu den fünf „teuersten” Regionen auf dem spanischen Festland.

Die werden angeführt von der Region Madrid mit einem Katasterwert von insgesamt rund 511 Milliarden Euro, gefolgt von Katalonien mit 429 Milliarden Euro, Andalusien mit 388 Milliarden Euro und der Region Valencia mit etwa 247 Milliarden Euro.

Zu den billigsten Regionen hinsichtlich ihres Katastergesamtreferenzwertes gehören La Rioja mit rund 15 Milliarden Euro sowie Kantabrien mit 38 Milliarden Euro und Asturien mit etwa 50 Milliarden Euro.

Auch auf Mallorca sind die Unterschiede unter den einzelnen Gemeinden groß. So taxierte die Katasterbehörde den Referenzwert von Palma auf über 22 Milliarden Euro und den von Lloret de Vistalegre auf 33,5 Millionen Euro.

Letzteres Beispiel zeigt deutlich, dass es sich bei den Referenzwerten keinesfalls um reale Grundstücks- und Bodenpreise halten kann. „Der Katasterwert ist eine Sache, der Verkaufswert eine andere, Letzterer ist im Allgemeinen sehr viel höher als der Erstere”, erklärt Pau Montserrat, Wirtschaftsexperte und Dekan an der Balearen-Uni in Palma.

„Der Katasterwert ist lediglich eine Referenzzahl für die Berechnung der Grunderwerbssteuer: Je höher er ist, desto höher die Steuer”, so Mont-serrat. Den Katasterwert an den aktuellen Marktwert einer Immobilie beziehungsweise des Grundstücks, auf dem die Immobilie steht, anzupassen, würde zu einem explosionsartigen Anstieg der Grunderwerbssteuer führen. Und das sei derzeit undenkbar.

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Ein Beispiel: An der Küste von Calvià steht aktuell eine Villa zum Verkauf, deren Makler sie als die teuerste Immobilie Mallorcas bewirbt. Der Verkaufspreis beläuft sich auf rund 35 Millionen Euro, aber der Katasterwert und damit die von den Eigentümern ans Rathaus gezahlte Grunderwerbsteuer liegt sehr viel niedriger aus, da er nach den Preisen bemessen wird, die für „vergleichbare” Objekte bisher bezahlt wurden. Der Katasterwert umfasst sowohl den Bauwert der Immobilie als auch den Preis für Grund und Boden, wobei eine bebaute Fläche natürlich stets wertvoller ist als reiner Baugrund. Des Weiteren ist städtischer Grund wertvoller als ländlicher Grund. Laut Montserrat sei dies auch der Grund, warum Asturien beispielsweise einen sehr viel geringeren Katasterreferenzwert besitzt, da es dort mehr landwirtschaftliche Flächen gibt als eine „urbane” Region wie Madrid.

Vergleicht man den Wert der Balearen mit dem von vor zehn Jahren, so stellt man eine Aufwertung von 13,5 Prozent fest, denn vor zehn Jahren betrug der gesamte Katasterwert auf den Inseln exakt 68.806,7 Millionen. Eine ähnlich hohe Steigerungsrate ist auch in allen anderen spanischen Regionen auszumachen.

Neben Immobiliengrund wurde auch der Referenzkatasterwert von öffentlichen historischen Bauten taxiert. Zum Beispiel der Sitz des Balearen-Parlamentes. Das Hauptgebäude besitzt einen Wert von knapp vier Milliarden Euro, zusammen mit dem Grundstück, Patios und Nebengebäuden beträgt der Katasterwert allerdings über neun Millionen Euro.

Aber auch bei dieser Bewertung wurden ausschließlich Quadratmeterpreise „ähnlicher” Immobilien in der unmittelbaren Umgebung herangezogen. Und die gibt es natürlich nicht.

Vor einigen Jahren, während der Amtszeit des ehemaligen Ministerpräsidenten Jaume Matas von der konservativen PP-Partei, wurde versucht, den Vermögenswert aller historischen öffentlichen Gebäude der Landesregierung, wie beispielsweise die ehemalige Seehandelsbörse La Llonja oder den Regierungssitz Consulat de Mar zu bestimmen. Das Ergebnis war überraschend, denn der Katasterwert entsprach dem, ähnlich großer Wohngebäude und Häuser im Zentrum von Palma.

Der Katasterwert historischer oder religiöser Gebäude ist im Verhältnis zum möglichen realen Kaufpreis noch sehr viel niedriger als der eines Hauses auf einem städtischen Grundstück in bester Lage in einer beliebigen Stadt.

Was das Parlament anbelangt, so ist neben dem Wert des Gebäudes auch dessen künstlerisches Erbe bei einer Preisschätzung einzubeziehen. Zum Beispiel die Kunst, die an seinen Wänden hängt. So wurden allein die alten Gemälde von Ricardo Anckermann im Plenarsaal von Antiquitätenexperten vor wenigen Jahren auf über eine Million Euro geschätzt.