Ob Mietwohnungen oder Häuser: Der Markt auf der Insel ist sehr eng begrenzt. | Ultima Hora

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Die Lage auf Mallorcas Wohnungsmarkt wird zunehmend zum Problem. Immer mehr Normalverdiener auf der Insel haben Schwierigkeiten, bezahlbare Mietwohnungen zu finden – ganz zu schweigen von Arbeitnehmern am unteren Ende der Einkommensskala. Und der Kauf einer Wohnung – etwas, das traditionell eigentlich jeder Mallorquiner anstrebt – rückt in noch weitere Ferne.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dem vom spanischen Statistikamt INE erhobenen Wohnungspreisindex zufolge sind die Immobilienpreise in ganz Spanien nirgends so teuer wie auf den Balearen. Zwischen Juli und September stiegen sie im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum zudem um 8,3 Prozent. Laut aktuellen Zahlen des Verbandes der Registrierbeamten wiederum beträgt der durchschnittliche Quadratmeterpreis auf den Inseln derzeit 3082 Euro.

Der Zugang zum Immobilienmarkt – ob nun zu Miet- oder Kauf-Objekten – ist ein Thema von wachsender Bedeutung auf Mallorca. Das hat auch die Balearen-Regierung erkannt und verstärkt seit einiger Zeit ihre Bemühungen, hier Einfluss zu nehmen. Zuletzt wurde etwa beschlossen, Bürger beim Kauf einer Immobilie zu unterstützen, indem die öffentliche Hand beim Abschluss einer Hypothek als Bürge fungiert.

Die Liste der Maßnahmen, die die Balearen-Regierung in den zurückliegenden Monaten ergriffen hat, ist lang. So wurde etwa der Druck auf Immobilienbesitzer vergrößert, denen mehr als zehn Objekte gehören. Lassen diese ihre Wohnungen mehr als zwei Jahre leerstehen, können die Inhaber nun gezwungen werden, diese der Balearen-Regierung vorübergehend zu überlassen – die sie dann als Mietobjekte zugänglich macht. Ferner gibt es Zuschüsse für junge Leute und Geringverdiener, auch der soziale Wohnungsbau wurde vorangetrieben, wie man im balearischen Bauministerium immer wieder betont. Dem Minister Josep Marí zufolge stieg die Zahl der Mietwohnungen im Besitz der öffentlichen Hand in dieser Legislaturperiode um 1200 – und damit um 72 Prozent. Weitere Bauprojekte seien geplant, durch die in den kommenden Jahren 1400 zusätzliche Wohnungen geschaffen würden.

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All das aber rührt nicht an den Kern des Problems: Es entstehen viel zu wenige Wohnungen. Und die, die gebaut werden, sind für den Geldbeutel des mallorquinischen Durchschnittsverdieners schlicht unerschwinglich. Dem Verband der Bauunternehmer zufolge fehlen auf den Inseln etwa 16.000 Immobilien in der Preiskategorie 200.000-300.000 Euro. Vor allem der Mangel an Bauland und das langsame Genehmigungsverfahren der Gemeinden erschweren die Arbeit der Firmen.

Dazu kommt folgendes Dilemma: Zwar ist das Problem des mangelnden Wohnraums erkannt, gleichzeitig steht das regierende Linksbündnis einer liberalen Baupolitik ablehnend gegenüber. Häufig wird dem Landschaftsschutz der Vorrang eingeräumt. Außerdem scheint eine indirekte Begrenzung des Bevölkerungswachstums durch die Verknappung von Wohnraum durchaus gewollt. So sieht Palmas neuer Flächennutzungsplan für die nächsten beiden Jahrzehnte lediglich ein Wachstum der Einwohnerzahl um 67.000 Personen vor. Das spanische Statistikamt dagegen prognostiziert allein für die kommenden 15 Jahre eine Zunahme der Einwohnerzahl auf den Balearen um mehr als 300.000.

Offenbar möchte man bei der Balearen-Regierung also an anderen Stellschrauben drehen. Und hier kommen nun wohlsituierte Mittel- und Nordeuropäer ins Spiel, die sich ihren Traum von einer Mallorca-Immobilie erfüllen wollen. Es ist kein Geheimnis, dass ausländische Käufer die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt der Insel ankurbeln: Bei etwas mehr als einem Drittel aller Immobilientransaktionen zwischen Juli und September waren die Käufer Ausländer. Für viele Linkspolitiker auf der Insel ist klar, dass Käufer, die lediglich daran interessiert sind, sich auf der Insel einen sonnigen Zweitwohnsitz anzuschaffen, zur Verteuerung der Immobilienpreise beitragen.

Also hat die Balearen-Regierung nun beschlossen, die Steuern bei bestimmten Immobilientransaktionen zu erhöhen. Zum einen steigt im kommenden Jahr der Grunderwerbssteuersatz von 11,5 auf zwölf Prozent. Zum Tragen kommt das bei Immobilien, die einen Wert von mehr als einer Million Euro haben. Zum anderen steigt die sogenannte Stempelsteuer in diesen Fällen auf künftig zwei Prozent. Regierungssprecher Iago Negueruela sagte, wer solche Preise für eine Immobilie zahle, könne sich auch die entsprechenden Steuern leisten.

Damit aber ist es noch nicht getan. Seit Monaten gibt es eine Debatte auf Mallorca über die Frage, ob es nicht wünschenswert wäre, den Kauf von Immobilien durch Menschen, die nicht auf der Insel leben, komplett zu verbieten. Das Balearen-Parlament stimmte vor einigen Monaten mehrheitlich dafür, eine solche Möglichkeit zu prüfen, und die Balearen-Regierung setzte nun eine Expertenkommission ein, die genau das tun soll. Ihr gehören neben Politikern auch Rechtsexperten unter anderem der Balearen-Hochschule an. Die spanische Verfassung und das EU-Recht scheinen dem Ansinnen allerdings entgegenzustehen, was auch die Mehrheit der Experten zu bedenken gibt.