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"Retratos y retratos" (Porträts und Porträts) heißt eine neue Ausstellung im Museum Fundación Juan March in Palma. Zu sehen sind rund 100 Arbeiten - Bilder, Skulpturen, Papierarbeiten, Fotos und Collagen - des spanischen Künstlers Eduardo Arroyo. Die Bilder stammen aus Privatsammlungen, Museen und dem Fundus des Künstlers. Ein großer Teil der Fotos wird zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt.

Der Titel ist Programm. Arroyo zeigt Selbstporträts und Porträts. Ein Thema, dem sich der Künstler seit dem Jahr 1958 immer wieder widmet. Im Eingang des Ausstellungsbereiches hängen ein Selbstporträt aus den Anfangsjahren und drei aus dem Jahr 2011. Aus ihnen schaut ein kritischer, skeptischer, melancholischer und leicht distanzierter Mensch den Betrachter an. Ist das seine Identität? "Wir haben eine Idee, wer wir sind. Aber wir können niemals sicher sein, ob dieses Bild, das wir von uns selbst haben, auch stimmt", sagt der Künstler.

Gezeigt werden in der Ausstellung auch Porträts historischer Personen - Giorgio de Chirico, Van Gogh, Isabel die Katholische, Marcel Duchamp, der Heilige Sebastian - und imaginäre Personen wie Sherlock Holmes oder Rotkäppchen.

Arroyo interessiert sich für Sport, war selbst Basketballspieler. In seinem künstlerischen Werk tauchen immer wieder Bilder von Boxern und Stierkämpfern auf: "Boxen ist ein nobler, ein sehr dramatischer Sport. Und die Stierkampfszene ist eine geschlossene Gesellschaft, mysteriös und korrupt, eine Szene, die sich im Niedergang befindet, aber zu unserer Tradition gehört."

Befragt zur aktuellen Krise in Spanien sagt Arroyo: "Ich habe mein Leben lang immer in Krise gelebt. Was jetzt in Spanien geschieht, tut mir vor allem für andere leid."

Die rund 70 ausgestellten Fotografien stammen fast alle aus der Sammlung des Künstlers. Er fotografiert selbst, sammelt aber vor allem alte Fotos auf Flohmärkten, in Antiquariaten, Familienalben und bei Haushaltsauflösungen.

"Arroyo sieht sich nicht als Fotograf", sagt die Kuratorin der Ausstellung, Oliva María Rubio. "Für ihn sind die Fotografien Bildträger der familiären und sozialen Erinnerung. Sie bilden die Ausgangsbasis seiner Arbeiten, wobei er bestimmte Eigenschaften verändert, indem er sie bemalt, zerschneidet, fragmentiert, sie Zeichnungen und Gemälden gegenüberstellt."

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Arroyo wurde 1937 in Madrid geboren. Er ging im Jahr 1958 ins Pariser Exil, lebt heute im Wechsel zwischen Madrid und Paris. Arroyo nahm mehrmals mit großem Erfolg an der documenta in Kassel und an der Biennale in Venedig teil.

Am Anfang konnten seine Bilder noch dem Expressionismus zugeordnet werden, eine Weile war er auch dem Surrealismus zugeneigt. Heute gilt er in der Kunstszene als der Begründer der Neuen Figuration. Seine durch Kleidung und Habitus typisierten, gelegentlich fast gesichtslosen Gestalten werden in fast filmischer Montagetechnik ins Bild gesetzt.

Bis heute hat Arroyo seine Protesthaltung nicht aufgegeben, er gehört keineswegs zu den "bequemen" Künstlern. Sein Widerstand richtet sich gegen soziale Missstände und die nach seinem Verständnis indifferente Haltung der Kunst.

Eduardo Arroyo hat seit jeher durch kritischen Realismus von sich reden gemacht, der sich nicht nur in seiner bildenden Kunst, sondern auch in seiner Arbeit als Bühnenbildner und Regisseur von Opern und Theaterstücken darstellt, und aus seinem Widerstand gegen den Terror des Francoregimes resultiert. Arroyo ist in vielen verschiedenen Kunstdisziplinen tätig. Unter anderem schuf er das Bühnenbild für Richard Wagners "Walküre" an der Pariser Oper im Jahre 1976. Seine Bilder sind in fast allen großen Museen der Modernen Kunst zu sehen.

Über seine Ausstellung im Museu Fundación Juan March sagte er: "Ich befinde mich hier in guter Gesellschaft."

INFO

Eduardo Arroyo "Retratos y retratos". Museu Fundación Juan March, Palma, Carrer Sant Miquel 1. Geöffnet bis 8. Mai