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Wie sympathisch: Gerda Buchberger und Eva-Maria Rapp sprechen von sich selbst von den "Kräuterweibern", bezeichnen sich gar als "Kräuterhexen". Nicht von ungefähr. Im Sommer dieses Jahres haben die beiden auf Mallorca lebenden Frauen das Buch "Von Sonnenbraut, Mutterwurz und Weiberkraut - Begegnung mit Heilpflanzen" veröffentlicht.

"Die Tradition ist uns wichtig. Sowohl unter feministischen als auch gesellschaftspolitischen Aspekten", sagt Eva-Maria Rapp (Immenstadt/Allgäu 1950). "Denn jahrhundertelang, eigentlich seit der Renaissance, haben Männer, haben Kirche und andere Institutionen das Wissen um Heilkräuter von Frauen abgekupfert und für sich beansprucht. Das wollten wir richtig stellen."

Die Anfänge liegen mehr als dreißig Jahre zurück. Schon damals hat sich Gerda Buchberger (Berchtesgaden 1941) mit Kräutern beschäftigt. Sie ist Psychotherapeutin, Mitbegründerin des ersten Münchner Frauenhauses und des dortigen Frauentherapiezentrums, war aktiv in der Frauenbewegung. Seit 22 Jahren sind sie und Eva-Maria Rapp, Malerin und Kunsttherapeutin, ein Paar, vor vier Jahren haben die beiden in Santanyí geheiratet.

"Eigentlich haben wir das auch getan, damit das Buch endlich fertig wird", sagt Eva-Maria Rapp. "Es hat jahrelang gedauert, auch wenn die Recherchen immer weitergingen. Aber wir waren beide mit dem Alltag, mit unseren Berufen mehr als beschäftigt, so dass immer nur wenig Zeit blieb. Und wenig Kraft, denn therapeutische Arbeit ist anstrengend. Und der ständige Kampf mit den Institutionen zu Frauenfragen noch viel mehr."

Die Kräuter und das ständig wachsende Wissen darum waren immer ein Äquivalent für die Arbeit: "Pflanzen können ausgleichen", sagt Gerda Buchberger.

Seit acht Jahren leben sie in einer wilden Gegend in der Region von Santanyí, versorgen Katzen, Hund und Hühner und - sammeln und beobachten Kräuter. Sie stellen Tees zusammen, fertigen Öle und Salben, geben gelegentlich Kräuter- und Malkurse. Sie bauen und werkeln rund um das Haus selbst und versuchen, so eng wie möglich mit der Natur zu leben: "Auf Mallorca habe ich Heimat in der Natur gefunden", sagt Eva-Maria Rapp.

Das Wort "Begegnung" im Titel ihres Buches ist ihnen wichtig: "Pflanzen sind wie Freundinnen. Man empfindet Liebe, die man weitergeben kann", sagt Gerda Buchberger. "Jedes Jahr im Frühjahr, wenn etwa das Johanniskraut wieder zu blühen beginnt, habe ich das Gefühl, es kommen freundlichen Gefährtinnen", sagt Eva-Maria Rapp.

Das Buch, das die wichtigsten deutschen und mallorquinischen Kräuter aufführt samt therapeutischen, botanischen, geschichtlichen und mythologischen Aspekten, ist jahreszeitlich aufgebaut. Im Vordergrund stehen die medizinischen Anwendungen. Dazu gibt es Zeichnungen, Fotos und einige Rezepte.

So ist das Buch auch ein Wegweiser durch das Jahr: "Man kann damit", sagt Gerda Buchberger, "jede Strömung, jedes Blühen und Erwachen der Jahreszeiten verfolgen. Die sagen uns ja auch etwas über uns selbst. Und vielleicht erreichen wir so etwas mehr Achtsamkeit, mit der Natur und mit uns selbst."