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Josep Coll geht mit spürbarem Stolz durch das Haus. Er ist Verwalter und Erbe des Legates seines Onkels, des katalanischen Malers Coll Bardolet (1912 bis 2007). Und er hütet das Erbe wie einen Schatz.

Coll Bardolet lebte mehr als 60 Jahre in Valldemossa, in einem Haus, das unmittelbar neben der Kartause liegt, mit dem vielleicht schönsten Blick, den man haben kann. Weit über das Tal bis nach Palma, im Hintergrund das Meer. "Am Anfang mietete er nur das Studio, das im ersten Stock liegt", sagt Josep Coll. "Er schlief in einem Raum, der heute als Lager dient. Nach und nach kaufte er das Erdgeschoss und das Untergeschoss dazu. Das Haus war ursprünglich für den Prior des Klosters gedacht."

Das Studio sieht aus, als hätte es der Maler gerade erst verlassen, käme gleich zurück: Staffelei, Palette, Farben, Tuben, unendlich viele Bücher, frische Blumen, fertige und unfertige Bilder und die von Coll Bardolet so geliebten bunten Keramikkrüge. Dazu der Blick auf die Plaza de la Cartuja.

Josep Coll zeigt einige Bilder, die entstanden, als die Fingerfertigkeit und die Sehschärfe seines Onkels nachließen. Coll Bardolet nutzte die Farben-Reste auf der Palette für kleine Blumen-Bilder mit ganz besonders ausgeprägter Textur, ausgeführt mit einem Spachtel, während in den Jahrzehnten zuvor der kräftige Pinselstrich ein herausragender Aspekt seiner Kunst war.

Er war der Maler des ländlichen Mallorca, seine bevorzugten Themen waren Tanzszenen, Stillleben, Landschaften. Bilder voller Lebensfreude, voller Kraft und Spannung, die die Farben und Schattierungen von Mallorca einfangen. "Farbe ist die Musik meiner Malerei", hat er damals gesagt.

Er wurde über die Inselgrenzen hinaus berühmt, Ausstellung folgte auf Ausstellung. Im Laufe der Jahre wurde der Maler vielfach geehrt, bald kamen seine Bewunderer zu ihm. Für viele Künstler aus dem In- und Ausland war sein Studio in Valldemossa eine Art Pilgerziel. Er führte ein offenes Haus. Das spiegelt der geräumige Salon mit dem großen Balkon, das Esszimmer im Untergeschoss, gegenüber der altmodischen, wunderschönen Küche wider.

"Er empfing häufig Gäste aus Politik und Kunst, aus Wirtschaft und Kirche", erzählt Josep Coll. "Sie kamen alle gerne, auch weil er eine hervorragende Köchin hatte. Margalida Cifre hatte zuvor für einen englischen Politiker gekocht."

Vor dem Esszimmer gibt es einen kleinen Garten mit Brunnen und Jasminduft: "Seine Blumen waren sein ein und alles", erzählt Josep Coll. "Etwas außerhalb des Dorfes hatte er noch einen Garten, in dem er Blumen eigens für seine Bilder pflanzte. Um sie dann zu malen."

Coll Bardolet wurde in einem Pyrenäen-Gebirgsdorf im katalanischen Ripolles Capdevanol geboren. Mit Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges sah er sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen: "Ich halte nichts von Krieg und erschieße meine Freunde nicht", erklärte er. Sein Weg führte ihn nach Frankreich, nach Orleans und Tours. Dort schrieb er sich in die Kunstfachschule für Zeichnen ein und dort hatte er auch seine erste große Ausstellung. Später ging er nach Belgien, wo er, wie er selbst sagte, durch das europaweite "Heil-Hitler-Geschrei" aufgeschreckt wurde.

Als überzeugter Katalane hatte er es schwer im Franco-Spanien, wo seine Sprache, seine Kultur verboten waren, auch auf Mallorca, wo er im Alter von knapp dreißig Jahren noch seine Militärzeit absolvieren musste. 1944 ließ er sich endgültig auf der Insel nieder, hatte bald Erfolg mit seinen Bildern. In seiner katalanischen Heimat wurde 1988 eine Pinakothek mit seinen Arbeiten eröffnet, im Kloster Lluc ist ihm ein Saal gewidmet.

2005 vermachte er viele seiner Bilder der Gemeinde Valldemossa. Er konnte kurz vor seinem Tod im historischen Palacio Can Frances, dessen Restaurierung von der Balearen-Regierung und der Gemeinde Valldemossa unterstützt wurde, seine eigene Kunststiftung mit Museum eröffnen: Fundación Coll Bardolet. Auf 600 Quadratmetern sind seitdem 45 seiner eigenen Arbeiten und 25 Bilder vor allem mallorquinischer und katalanischer Maler aus seiner Sammlung zu sehen. Darunter Arbeiten von Anglada Camarasa, Antoni Ribas und Ramón Nadal. Und es finden ständig Wechselausstellungen und im Sommer auch Konzerte statt.

"Musik war Coll Bardolet fast ebenso wichtig wie die Malerei, immerhin hat er die sommerlichen Freiluftkonzerte im Torrent de Pareis initiiert", sagt Amanda Corral, die Leiterin der Stiftung. "Wir haben zwar nur ein ganz kleines Budget. Aber wir wollen die Stiftung mit Leben erfüllen."

Info zur Stiftung
www.fccollbardolet.org

 

 

(aus MM 13/2014)