Alexander Klaws mit seiner Freundin Nadja am Pool ihrer Urlaubswohnung in Algaida. | Foto: Patricia Lozano

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Interviews gibt Alexander Klaws eher selten im Urlaub, vor allem wenn er wieder auftanken muss. Bewusst hat er vor Kurzem mit Freundin Nadja ein Apartment in Algaida gewählt, um Ruhe zu haben. Sein Gesicht ist auch zehn Jahre nach seinem Sieg bei der ersten Ausgabe von "Deutschland sucht den Superstar" immer noch bekannt. Allerdings hat er schon längst wieder neue Fans: Aus dem DSDS-Schmusesänger ist ein vielseitiger Musiker und Musical-Darsteller geworden. Bald will der 30-Jährige sein sechstes Album aufnehmen.

Mallorca Magazin: Bekannt sind Sie vor zehn Jahren durch "Deutschland sucht den Superstar" geworden, jetzt sind Sie kürzlich wieder durch Let's Dance im Fernsehen zu sehen gewesen…

Alexander Klaws: Ja, ich habe jetzt den RTL-Grandslam geschafft, wie Moderator Daniel Hartwig gewitzelt hat (lacht) . Aber mal im Ernst, als die Anfrage kam, habe ich nicht über die TV-Präsenz nachgedacht. Mich hat die Herausforderung gereizt, etwas ganz Neues auszuprobieren und eine komplett andere Seite von mir zu zeigen. Ich habe eine Schauspiel- und Gesangsausbildung, bin aber kein ausgebildeter Tänzer.

MM: Von den meisten DSDS-Siegern hat man nie oder kaum wieder etwas gehört, Sie sind immer noch, oder wieder da. Wie erklären Sie sich das?

Klaws: Ich habe mich immer darauf konzentriert, ein bestimmtes Maß an Qualität zu halten. Ich will die Leute überraschen und etwas zeigen, will mich weiterentwickeln und nicht nach drei Jahren dort stehen, wo ich schon vorher einmal stand. Wenn ich zulange an einer Stelle stehen bleibe, werde ich nervös. Ein Sieg bei DSDS reicht nicht, man muss auch selbst aktiv werden, wenn man den Traum hat, auf der Bühne zu stehen. Man kann nicht zu Hause bleiben und warten, bis jemand anruft.

MM: Als "Tarzan" waren Sie ziemlich lange im Dschungel unterwegs...

Klaws: Tarzan war bis jetzt für mich die größte Herausforderung - auch aufgrund der Dauer. Drei Jahre lang fast jeden Tag eine Show, die spezielle Akrobatik, das Fliegen - alles in allem eine Rolle, die alles von einem abverlangt. Ich spiele jetzt gerade meine zweite Saison bei den Freilichtspielen in Tecklenburg - letztes Jahr im "Der Schuh des Manitu", aktuell "Joseph and the amazing technicolour dreamcoat" unter der Regie von Werner Bauer. Das ist eine schöne Abwechslung, mit einer nur dreimonatigen Spielzeit. Da bleibt auch noch Zeit für andere Projekte, wie zum Beispiel mein neues Album.

MM: Joseph-Regisseur Klaus Hillebrecht hat das Mallorca-Musical "El Tren de Sóller" geschrieben, das am 7. August in Palma uraufgeführt wird: Wäre das nichts für Sie?

Klaws: Ich kann leider kein Spanisch, aber dafür würde ich es lernen. Anschauen werde ich es auf jeden Fall und dann mal schauen. Es wird bestimmt ein Erfolg, denn so etwas gab es hier noch nicht.

MM: Nach dem Musical-Boom mit Cats und dem Phantom der Oper schien es ruhiger um dieses Genre geworden zu sein...

Klaws: Ich denke, das täuscht - Musical wächst und wächst, wobei vielleicht die klassische Seite ein wenig abbaut. Am Broadway schreibt U2 auf einmal den Soundtrack für "Spiderman", das hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben. Musical ist so groß wie nie, mit Hamburg als Weltstadt Nummer drei hinter Broadway und Westend. Und auch die Ticketverkäufe sprechen für sich - in Deutschland werden jedes Jahr fast 50 Millionen Karten verkauft.

MM: Was macht denn das moderne Musical aus?

Klaws: Musical ist nicht mehr nur auf der Bühne stehen und theatralisch singen, sondern heute gibt es vier, fünf Elemente mehr, die von den Darstellern verlangt werden. Bei Tarzan hast du die Flugschau, musst dafür körperlich topfit sein. Es gab damals einen Trainingsworkshop, bei dem nach dem ersten Tag die Hälfte der Leute weg waren, weil sie den körperlichen Herausforderungen nicht gewachsen waren. Viele moderne Musicals verlangen ein immer breiter werdendes Spektrum an Vielseitigkeit, wobei das Auswahlverfahren der einzelnen Rollen immer härter wird. Tarzan war für mich die Formel 1 aller Musicals. Generell werden die Shows aber immer größer.

MM: Jetzt machen Sie ein Break, um sich auf das nächste Projekt vorzubereiten: Ihr sechstes Studioalbum als Musiker. Warum auf Mallorca?

Klaws: Mallorca ist für mich ein perfekter Ort, um runterzukommen und neue Energie zu tanken. Das schöne Wetter, die wunderschöne Landschaft - hier kann ich wieder viele neue Ideen und Eindrücke sammeln. Gleichzeitig komme ich hier aber auch etwas zur Ruhe, um die Vergangenheit zu verarbeiten oder vielleicht sogar in einem Song festzuhalten. Wenn man zu Hause in seinem Alltag ist, mitten in Projekten steckt, probt, Vorstellungen gibt und auftritt, ist dafür meistens keine Zeit oder auch kein wirklicher Raum. Deswegen komme ich so wahnsinnig gerne nach Mallorca, weil ich auch von Münster aus eine relativ kurze Anreise habe.

MM: Obwohl Sie gerade hier ja auch sicher häufiger erkannt werden, oder?

Klaws: Das kommt natürlich schon vor, aber nicht mehr so hysterisch wie früher. Meine Fans von damals sind mit mir zusammen älter geworden - aber ich habe durch das Musical auch viele neue, generationsübergreifende Fans gewonnen, von vier bis 90 ist alles dabei. Manche waren also noch gar nicht geboren, als ich DSDS gewonnen habe.

MM: Hatten Sie auch schon Angebote, am Ballermann aufzutreten? Da treten ja viele ehemalige DSDS-Sängerinnen und Sänger auf...

Klaws: Ich habe einen Heidenrespekt vor den Künstlern, die dort auftreten, das ist wirklich harte Arbeit. Aber das ist nicht meine Welt, ich bin einfach kein Partysänger.

MM: Wie würden Sie "Ihre" Musik beschreiben?

Klaws: Meine Musik, also meine Alben, sind immer eine Momentaufnahme und beschreiben gewisse Gefühle und Emotionen, die ich zu einer bestimmten Phase in meinem Leben durchlaufen habe. Klassifizieren kann ich sie nicht, meine Musik besteht aus verschiedenen Elementen aus dem Pop, Schlager, Rock, aber auch Klassik-Bereich, vielseitig eben. Das Schönste ist dann, wenn ich damit die Zuhörer und Zuschauer berühren kann.

MM: Lieber Musical, Rockmusik oder doch Schauspielerei?

Klaws: Das Spannende ist doch, sich immer wieder neu zu erfinden. In Deutschland verwirrt das allerdings manchmal die Leute, deswegen fokussiere ich mich jetzt erstmal wieder auf das, was mich wirklich ausmacht und was am meisten aus mir spricht: die Musik. Ich schlafe mit Musik ein und stehe mit Musik auf.

Die Fragen stellte MM-Redakteur Thomas Zapp

(aus MM 31/2014)