Das Lichtspektakel in der Kathedrale von Palma. | Video: as

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Das Lichtwunder in der Kathedrale von Palma de Mallorca hat am Dienstagmorgen wieder Hunderte von Schaulustigen in das Gotteshaus geführt. Die Sonne sorgte für kraftvolles Licht und zauberte eine perfekte Acht an die Sandsteinmauer. Doch dann schob sich eine Wolke vor das Gestirn. Das Spektakel währte so nur einen Hauch.

Zweimal im Jahr, jeweils am 11. November und am 2. Februar, öffnet die Kathedrale morgens um acht Uhr ihre Seitenpforte. Was die auf Einlass wartenden Menschenmassen anlockt, ist die Aussicht auf ein besonderes Phänomen aus Natur und Architektur: Die Strahlen der aufgehenden Sonne fallen durch die gläserne Hauptrosette des Gotteshauses ein, durchqueren das Kirchenschiff und bilden einen farbigen Lichtkreis direkt auf der Mauer unter der kleineren Rosette des Eingangsportals. Die beiden Lichtkreise zeichnen dabei optisch eine Acht, die in perfekter Form wenige Minuten Bestand hat – wenn das Sonnenlicht ungehindert einstrahlen kann.

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Doch dem sollte an diesem Morgen nicht sein. Zwar schien die Sonne, über dem Meer östlich von Palma segelten indes einige Wolken durch den Himmel. Um 8.17 Uhr begann die Acht in der Kathedrale allmählich Form anzunehmen, wenn auch der untere Kreis noch zu weit nach links ausgerichtet war. Um 8.25 Uhr wussten sich die Zuschauer schon in unmittelbarer Nähe der Perfektion – da erloschen mit einem Schlag das Sonnenlicht und der von ihm genährte Farbkreis. Ein enttäuschtes Raunen erfüllte das Kirchenschiff.

Dann, um 8.27 Uhr, flutet das Licht mit einem Mal wieder. Das Rund erstrahlt in flammenden Regenbogenfarben. Es ist ein Wunder, eine Pracht, Beifall, nahezu Jubel brandet auf im Gotteshaus, das Licht erstrahlt, zwei, drei, mehrere Sekunden, eine Acht in absoluter Vollendung – da verschwindet das Licht erneut, um nicht mehr wiederzukehren. Es ist wie eine Verheißung auf einen paradiesischen Zustand, der jetzt noch nicht gewährt werden kann. Was bleibt, ist die Hoffnung darauf. Und das Warten auf den 2. Februar.

Ganze Schulklassen hatten sich in der Kathedrale eingefunden und kehren nun wieder in den Unterricht zurück. Der Augenblick, obgleich er nur ein flüchtiger war, hat ungeachtet der Enttäuschung vielen Schaulustigen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die Menschen packen ihre Kameras ein und schieben sich zurück zum Ausgang. Vorbei an den Hinweisschildern, dass Fotografieren im Gotteshaus verboten ist. Doch am Tag des Lichtwunders springt selbst die Kirche über ihren Schatten.