Die Sängerin, Songwriterin und Filmregisseurin Christina Zurbrügg schlägt jodelnderweise die Brücke zwischen traditionellen und modernen Klängen.

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Jodeln kann so anders sein. Jedenfalls, wenn Christina Zurbrügg auf der Bühne steht. Sie verbindet Gesang, Rap, Jazz, Pop und Jodeln mit Songwriting. Am Freitag, 14. August, tritt sie in der Kulturfinca Son Bauló in Lloret de Vistalegre auf.

Was das Publikum dort erwartet? "Alles rund ums Jodeln, was auch überraschend sein kann", sagt Zurbrügg. In Son Bauló wird sie ohne Band auftreten, wird singen und Akkordeon spielen, begleitet von ihrem Mann Michael Hudecek, der ebenfalls singt und Saxofon spielt. Das Duo wird seinen Stimmbändern und Instrumenten Jodler aus der Schweiz, Tänze, eigene Kompositionen, Dudler, und anderes entlocken, wobei das Jazzige und der Groove nicht fehlen.

Dudeln, dies zur Erklärung, wird das Jodeln in Wien genannt, und Wiener Dudler ist nicht gleich Schweizer Jodler. "Die Schweizer jodeln viel langsamer. Die Dudler sind dagegen mit Kunstmusik vermischt, da gibt es schon auch virtuose Jodler", erklärt Zurbrügg.

Hätte sie sich früher, als Halbwüchsige im Berner Oberland, so reden gehört, hätte sie wohl nur die Augen verdreht. Damals war für sie Jodeln der Inbegriff des Spießigen schlechthin: "Ich wollte immer in die Welt hinaus. Und Bildung, Geist und Jodeln gingen damals nicht zusammen."

In die weite Welt ist sie hinausgezogen. Erst nach Südamerika, dann nach Wien, wo sie klassischen Gesang und Schauspiel studierte. Und wo sie bis heute lebt, sich mit Musiktheaterproduktionen über den spanischen Dichter Federico García Lorca einen Namen machte, Dokumentarfilme drehte, CDs einspielte.

Unterdessen gibt es längst eine "Neue Volksmusik", in der sich Traditionelles mit sämtlichen Spielarten der zeitgenössischen Musik vermischt, von Pop über Rap bis zu elektronischer und Weltmusik. "Es gibt jetzt nahezu schon einen Esoterik-Jodel-Boom, um zu den eigenen Wurzeln zu finden", beschreibt Zurbrügg diese Entwicklung.

Sie selbst hat ihren Anteil daran. In Wien hatte sie in den 90ern drei alte Dudlerinnen kennengelernt. Berührt davon, wie es im lauten Wirtshaus mucksmäuschenstill wurde, wenn sie sangen, drehte sie den Dokumentarfilm "Orvuse on Oanwe" (siehe unten). "Damals fand ich keinen Produzenten, der sich getraut hätte, einen Film darüber zu machen", erinnert sie sich. Heute ist "Orvuse on Oanwe" die einzige Dokumentation über die drei Dudlerinnen und deren Repertoire.

Am Ende der Arbeit wollten die drei Wienerinnen von der Schweizer Regisseurin Jodler aus ihrer Heimat hören. "So kam es, dass ich das Jodeln in mein Repertoire und meinen Kompositionen aufgenommen habe", erzählt Zurbrügg ihre Geschichte.

Den Vergleich von "Neuem Jodeln" zum "Nuevo Tango" lässt sie gelten - "mit dem Unterschied, dass das Jodeln rhythmisch und harmonisch nicht so ausgefeilt ist wie der Tango", fügt sie hinzu. Dafür habe das Jodeln einen eigenen Geist und eine besondere Magie: "Egal ob traditionell oder modern, diese Art von Innigkeit gibt es bei anderen Musikarten nicht."

Für all diejenigen, die es auch mal probieren wollen, bietet Zurbrügg am Samstag, 15. August, einen Jodel-Workshop an. Was an einem Tag herauskommt? "Das hängt davon ab, wie musikalisch die Teilnehmer sind", antwortet sie. "Wenn es super gut geht, werden wir nach einem Tag schon dreistimmige Jodler singen." Auf alle Fälle komme aber immer eines heraus: viel Spaß.