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Der große Ruhm war Ivan Moravec (1930-2015) nicht beschieden. Doch in Fachkreisen galt der mehrfach ausgezeichnete tschechische Klaviervirtuose als einer der ganz Großen, als "Dichter unter den Pianisten", wie ihn einmal ein Musikkritiker bezeichnete. Wenn es um den Klang des Klaviers ging, war er ein Perfektionist. Es heißt, er habe auf Konzertreisen stets Stimmwerkzeug bei sich gehabt.

Beim Internationalen Musikfestival von Deià kommt Moravec dieses Jahr gleich doppelt zu Ehren. Implizit - Stichwort Klavier-Klang -, weil dieses Jahr bei den Konzerten Spendenaufrufe verteilt werden. Ein neuer Flügel soll das in die Jahre gekommene alte Instrument ersetzen, aber nicht irgendeiner, sondern ein Bösendorfer Imperial oder ein Steinway-Konzertflügel, wegen der Bezahlbarkeit gebraucht, aber in perfektem Zustand, was sich immerhin in einer Größenordnung von 70.000 bis 90.000 Euro bewegt. "Wir wollen künftig ein oder zwei große Namen im Programm haben, die nicht kommen, wenn der Flügel nicht stimmt", erklärt Festivalleiter und Moravec-Schüler Alfredo Oyaguez das Vorhaben, an dem sich auch die Schweizer Avina Stiftung beteiligt.

Explizit wird Moravec zudem in Son Marroig mit vier Klavierabenden von internationalen Pianisten geehrt, die wie alle Konzerte jeweils an einem Donnerstag stattfinden. Am 12. Mai eröffnet Moye Chen den Hommage-Zyklus und das Festival mit Werken von Mozart, Liszt und Rachmaninow. Das Konzert ist eine Kooperation mit dem Internationalen Klavierwettbewerb "Compositores Españoles" (Spanische Komponisten) in Madrid, bei dem der chinesische Pianist im vergangenen Jahr den zweiten Preis gewann.

Der zweite Pianist der "Ivan Moravec in memoriam Piano Series" ist Armen Babakhanian. Sein Konzert am 14. Juli erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Komitas-Konservatorium Jerewan. Auf Mallorca interpretiert er Werke von Liszt, Beethoven und Mussorgski.

Die Goyescas von Enrique Granados sowie Werke von Chopin, Ravel und Rachmaninow stehen am 11. August bei Wei Yi Yang auf dem Programm. Der Pianist aus Taiwan lehrt an der University of Yale, die bei dem Konzert als Kooperationspartner firmiert.

In Zusammenarbeit mit dem Euregio International Piano Competition in Geilenkirchen findet die vierte Hommage am 22. September statt. Die dritte Gewinnerin des vergangenen Jahres, die Japanerin Ayaka Shigeno, wird Werke von Bach, Berio, Franck, Beethoven und Liszt aufführen.

Auch junge Talente erhalten in Deià die Möglichkeit, sich dem Festivalpublikum zu präsentieren. Am 2. Juni sind dies der deutsche Cellist Phillip Graham und die finnische Akkordeonistin Heidi Luosujärvi. Junge Talente von den Balearen stehen am 18. August sowie am 1., 8. und 29. September auf dem Programm.

Bachliebhaber kommen am 19. Mai auf ihre Kosten. Dann werden der Flötist Massimo Mercellis, seines Zeichens Präsident der europäischen Vereinigung der Kammermusiker, und der Pianist und Cembalist Corrado de Bernat Sonaten für Flöte und Klavier aufführen.

Wie jedes Jahr wird als Lokalmatadorin die Pianistin Suzanne Bradbury mit Freunden im August zwei Konzerte gestalten. Auch Alfredo Oyaguez wird bei einigen Konzerten mit von der Partie sein, unter anderem wird er am 9. Juni mit dem Schlagzeuger des Sinfonieorchesters der Balearen, Armando Llorente, Werke von Chick Corea, Dave Brubek, Llorente und den Beatles interpretieren. Ebenfalls zum Festival gehört die von Oyaguez gegründete Camerata Deià, die aus spanischen und US-amerikanischen Musikern besteht und in unterschiedlicher Zusammensetzung auftritt - am 23. Juni mit Streichquartetten von Hadyn, Mozart und Schubert.

Der Cellist des Ensembles, Andrew Smith, wird eine Woche später mit Oyaguez Werke für Cello von spanischen Komponisten aufführen. Bei dem Konzert präsentiert das Duo seine CD "El Violonchelo Español", die es im vergangenen Jahr für das amerikanische Label Delos eingespielt hat.

18 Konzerte mit 31 Musikern, von denen 23 aus dem Ausland kommen, stehen beim Festival in diesem Jahr auf dem Programm, zehn davon werden am nächsten Tag im Palau March in Palma wiederholt.

Das Konzert am 26. Mai wird jedoch nur in Son Marroig stattfinden. Es ist die große Attraktion in diesem Jahr, zumindest, was den Namen betrifft. Denn an diesem Tag wird Lydia Chen Argerich mit der Pianistin Maria Tretyakova Werke für Bratsche und Klavier von Prokofjew, Brahms, Strauss und Piazzolla aufführen.

Der Name der Bratschistin trügt nicht: Lydia Chen Argerich ist die Tochter der Jahrhundertpianistin Martha Argerich. Auf den unvermeidlichen Vergleich mit ihrer berühmten Mutter reagierte sie in einem Interview unmissverständlich: Sie sei nicht wie sie, ihre Mutter bewege sich auf "einem anderen Niveau, wie in einer anderen Welt", sagte sie. Allerdings spielten Mutter und Tochter hin und wieder zusammen - und dies sei immer ein Abenteuer.

Details des Programms finden Sie hier.

(aus MM 19/2016)