Bartomeu Mut im Innern der Orgel der Kathedrale. Zur "Königin der Instrumente" fühlte er sich schon immer hingezogen. | Patricia Lozano

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Zweimal in seiner Laufbahn wurden Bartomeu Mut die Knie weich. Das erste Mal vor 28 Jahren, als er vor Montserrat Torrent stand. Die international bekannte Organistin aus Barcelona hatte er schon als Zehnjähriger in Palma bei einer Konzertreihe in der Kirche Santa Eulàlia gehört und bewundert. Acht Jahre später erfüllte sich ein Traum: Er wurde ihr Student.

Das zweite Mal war im vergangen Juni. Damals klingelte in seinem Heimatort Sencelles das Telefon, am Apparat war ein Vertreter des Domkapitels der Kathedrale von Mallorca. Er teile Mut mit, dass er unter fünf Bewerbern als neue Organist der Kathedrale ausgewählt worden sei.

Die Nachricht nahm Mut mit Freude auf. Aber auch mit Ehrfurcht. Es sei eine große Verantwortung, die er in aller Bescheidenheit annehme, erklärt er dies. Denn seine Ernennung, die am 1. Oktober erfolgte, ist ein absolutes Novum: Bartomeu Mut, verheiratet, zwei Kinder, ist der erste weltliche Organist in der Geschichte der Kathedrale. 627 Jahre lang, vom Amts-antritt Antoni Mercaders im Jahr 1389 bis zur Pensionierung von Muts Vorgänger Bartomeu Veny in diesem Jahr, hatten ausschließlich Geistliche dieses Amt bekleidet.

Schon als Kind hatte sich Mut, der 1971 in Sencelles geboren wurde, zur Orgel hingezogen gefühlt. "Ich nehme an, das ist angeboren", sagt er und erzählt: In seiner Familie gebe es keine Musiker, und aus Sorge um eine gesicherte Zukunft habe er von den Eltern auch keine Unterstützung erhalten. Nach dem Abitur begann Mut deshalb zunächst ein Informatikstudium. "Nach zweieinhalb Jahren merkte ich, dass die Tastatur des Computers nicht meine war", blickt er auf diese Zeit zurück.

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Mut sprang ins kalte Wasser: "Das Leben ist zu kurz, um mehr als eine Sache gut zu machen", begründet er den Umstieg auf die Musikerlaufbahn. Die Stationen: Klavierstudium am Konservatorium in Palma, Orgelstudium zunächst bei Montserrat Torrent, dann der Escola Superior de Música de Catalunya, Spaniens erstes Konservatorium im Rang einer Hochschule, dann weitere zwei Jahre an der Civica Scuola die Musica die Musica Antica in Mailand. Seit zwei Jahren erforscht er im Rahmen eines Masterstudiengangs an der Universitat Autonòma de Barcelona ein Manuskript aus dem 16. Jahrhundert, das aus dem Gemeindearchiv der Stadt Palma stammt und statt Noten nur Tabulaturen mit Zahlen enthält.

Daneben unterrichtet Mut am Konservatorium in Palma, gibt Konzerte in Europa, war die vergangenen sieben Jahre Organist an der Kirche Santa Creu in Palma und spielte zu den Gottesdiensten in Sencelles die Orgel.

Zu seinen Aufgaben als Organist der Kathedrale wird nicht nur gehören, alte Werke dem Archiv der Seu zu entreißen. An regelmäßigen Tätigkeiten fällt zudem die Organisation der Orgelkonzerte im Oktober und zu Santa Cecilia im November an, sonntags muss er die Laudes der Domherren und die Messen begleiten, bei außerordentlichen religiösen Veranstaltungen wie Begräbnissen und dem Pontifikalamt spielen, ebenso zu den Hochfesten Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Und wenn an Weihnachten zur Christmette der Gesang der Sibilla ertönt, ist Mut an der Orgel hören.

Ohne Religiosität ist all dies nicht möglich. Und so sagt Mut: "Die Präsenz Gottes und der Religion spiegelt sich in der Schönheit des Raums und der Kunst, also auch der Musik, wider. Deshalb glaube ich nicht, dass man in diesem Amt nichts mit Religion am Hut haben kann, schließlich dient es der Herrlichkeit Gottes."

(aus MM 50/2016)