Salvador Dalí ließ sich weder von Max Aub noch von Camilo José Cela aus der Reserve locken. | ULTIMA HORA

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Nicht immer kommt frech weiter. Diese Erfahrung musste 1968 auch der spätere Literaturnobelpreisträger Camilo José Cela machen. Auf Mallorca hatte er 1956 die Kulturzeitschrift "Papeles de Son Armadans" ins Leben gerufen, die bis 1979 erschien. Pablo Picasso hatte zwecks künstlerischer Gestaltung Hand angelegt, auch Miró ließ sich mit Mühe und Not dazu überreden. Doch bei Salvador Dalí biss Cela auf Granit.

Wie die Zeitung "Ultima Hora" nun berichtete, ließ sich Dalí auch nicht von einem Brief Celas aus der Reserve locken. Er betraf ein Poem von Max Aub. Der französisch-spanisch-mexikanische Schriftsteller deutscher Abstammung hatte über Dalí nicht gerade jugendfrei geschrieben: "Hijo de puta/nacido con bigotes por pinceles/y cojones", also etwa "Hurensohn/geboren mit Pinselbärtchen/und Eiern".

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Veröffentlichen oder nicht, wollte Cela von Dalí wissen. Er meinte über die Verse Aubs: "Ich finde sie nicht beleidigend, unter anderem deshalb, weil Hurensohn nicht Hurensohn bedeutet, aber ich möchte, dass Sie das entscheiden."

Wie der Künstler die Verse aufnahm, ist nicht bekannt. Nichts deutet darauf hin, dass Dalí den Brief beantwortetet hat. Die Verse wurden jedoch auch ohne seine Zustimmung veröffentlicht, allerdings mit einem kleinen Trick: Statt "Hijo de puta" bekam das Publikum "Hijo de ruta" (Sohn des Weges) zu lesen. Und wusste genau, dass damit nicht der Pfad der Tugendhaftigkeit gemeint war.

(aus MM 2/2017)