In der Basilika Sant Francesc wird Miquel Àngel Aguiló 35 Musiker und Sänger dirigieren, die zwei Werke von ihm aufführen. Inspirieren ließ er sich von Ramon Llull. | Veranstalter

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Sowohl die Musik als auch das Licht besitzen die alchemistische Fähigkeit, Räume und Realitäten umzuwandeln, in einen Traum, in Magie, in ein Fest oder in Spiritualität.“ Der das sagt, ist der mallorquinische Cellist, Komponist und Dirigent Miquel Àngel Aguiló. Sein Gedanke gibt zugleich das Konzept für ein Projekt vor, das er „Vol_Art“ nennt. Es findet am Samstag, 24. November, um 20.30 Uhr in der Basilika Sant Francesc in Palma statt. „Es geht darum, durch Licht und Klang den ganzen Raum des Mittelschiffs umzuwandeln“, erklärt Aguiló. Zudem will er dem Publikum eine musikalische Erfahrung ermöglichen, bei der „die Sinne und die Emotionen fließen können“ und die Zuhörer in „Fantasiewelten versetzt“ werden.

Damit dies überhaupt gelingen kann, sind minutiöse Vorbereitungen erforderlich. „Die Beleuchtung, wurde vorab auf die Partitur abgestimmt, sie folgt der musikalischen Handlung, dem Rhythmus, den Stimmungen und Emotionen und schafft so einen erzählerischen Raum“, führt Aguiló die Synchronisierung von Licht und Musik aus.

Dafür hat er mit Andrés López einen Beleuchter an seiner Seite, der über 30 Jahre Bühnenerfahrung in Spanien, Deutschland, Japan und den USA verfügt und bei der legendären spanischen Popgruppe Mecano für das Licht sorgte.

Für den musikalischen Part hat Aguiló 35 Musiker und Sänger versammelt, die zwei neue Werke von ihm aufführen. Der Komponist selbst zögert merklich, dies zu sagen. Grund: „Wenn die Leute ,neu‘ hören, zucken sie zusammen, dabei ist meine Musik ganz tonal.“ Hinzu kommen außerdem zwei Erzähler, die sich auf Spanisch und Katalanisch, Deutsch und Englisch an das Publikum richten.

„Mort per a la vida“ (Tod für das Leben) heißt das erste Werk des Abends. Eine Art Leitinstrument ist die Oboe. Begleitet von Orchester und Chor führt sie die Zuhörer in zehn Sätzen durch die Stadien des Lebens, angefangen bei der Empfängnis, einem „ätherischen Zustand ohne Zeit“, so Aguiló, über die Geburt und Kindheit, die Pubertät, den Eintritt ins Berufsleben bis hin zum Alter, das der Komponist nicht als Stadium von Krankheit und Siechtum, sondern von Weisheit musikalisch zeichnet. Und schließlich der Tod: „Danach ist die Seele wieder frei und dort, wo sie vorher war, aber beladen mit Weisheit“, schildert Aguiló seine Sicht.

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Das zweite Werk „El màgica encanteri“ mit dem Violinisten Alexis Aguado als Solist ist weniger philosophisch und eher filmisch ausgerichtet. Aguiló beschreibt es so: „Der ‚magische Zauber‘ wurde mit Klängen geschaffen, die der kinematographischen Sprache sehr nahe kommen. Er ist ein Universum aus Fantasie und Farbe, Poesie, rätselhafter Alchemie und esoterischen Geheimnissen.“ Tatsächlich hat Aguiló zahlreiche Filmmusiken geschrieben, unter anderem für den Animationsfilm „Woody & Woody“, der dieses Jahr mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet wurde.

Bei „Vol_Art“ hat sich Aguiló von dem mittelalterlichen Theologen, Philosophen und Poeten Ramon Llull inspirieren lassen. Daher auch der Titel des Projekts: „Vol“ (Flug) steht dafür, der Fantasie Flügel zu verleihen, „Art“ verweist auf die „Ars“ von Llull. Diese „Kunst“ bestand in der logischen Kombination von Begriffen. Mit ihr wollte Llull die Anhänger der anderen monotheistischen Religionen die Überlegenheit des Christentums beweisen, um sie zu bekehren.

Aguiló betont freilich, dass man Llull nach den Kriterien seiner Zeit bewerten müsse. Der mittelalterliche Weise sei davon überzeugt gewesen, dass er durch die Konversion zum christlichen Glauben Seelen rettete.

Was zu Llulls Zeiten die Aufgabe der Religion war, da sieht Aguiló heute die Kunst an ihrer Stelle: „In einer Zeit, in der wir uns täglich von Religionen enttäuscht sehen, die uns nicht mehr überzeugen und trösten und nur noch Ansammlungen von Verhaltensregeln sind, ist die künstlerische Tat eine direkte Form der Kommunikation mit einer anderen geistigen Realität“, erklärt der Komponist. Dabei lautet sein Credo: „Die Künste hätten wenig Raum und Sinn, wenn der Mensch nur aus einem physischen, berührbaren und messbaren Körper bestünde. Als Künstler, der immer in Kontakt mit der abstrakten Welt ist, glaube ich, dass ohne die Künste die Welt nichts wert wäre und das Leben keinen Sinn hätte.“

Der Eintritt für das Spektakel kostet 20 Euro. Tickets im Vorverkauf sind an der Kasse der Basilika Sant Francesc und bei www.volartmallorca.com erhältlich.