Der Künstler mit Museumsdirektorin Nekane Aramburu vor seinem Werk „Foresta del Fuoco” (Feuerwald). | Pere Bota

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Der italienische Künstler Fabrizio Plessi ist einer der Pioniere und einflussreichsten Schöpfer von Videoinstallationen. 30 Jahre lang war er mit Mallorca verbunden, pendelte zwischen Venedig und Es Llombards, wo er bis vergangenes Jahr ein Haus hatte. Dieser Tage kehrt er auf die Insel zurück. Denn am Donnerstag, 21. März, wird im Museum Es Baluard in Palma um 13 Uhr die Ausstellung „Fabrizio Plessi. 30 años en Mallorca“ eröffnet.

Diese Schau steht in Zusammenhang mit der bevorstehenden Eröffnung eines Interpretationszentrums für Videokunst und -technik in Santanyí, das dem Werk und der Person Plessis gewidmet ist und eine Arbeit zeigen wird, die der Künstler eigens für diesen Raum geschaffen hat.

Da kommt auch Es Baluard ins Spiel. Das Museum, das die zeitgenössischen Künstler seiner Sammlung begleitet und sich zugleich der Vernetzung mit örtlichen Projekten verschrieben hat, zeichnet für den wissenschaftlichen und kuratorischen Teil des künftigen Zentrums verantwortlich.

Mit „Fabrizio Plessi. 30 años en Mallorca“ führt Es Baluard eine Überprüfung und Analyse der Werke des Künstlers durch, deren Ursprünge auf der Insel liegen. Jeden Sommer zog er sich aus Venedig nach Mallorca zurück. Sein Haus im Süden der Insel war ihm nicht nur Refugium, sondern auch, wie er es nannte, „ein Laboratorium für die Zukunft“.

Historisch gesehen, setzt die Ausstellung deshalb im Jahr 1989 an. Damals knüpfte Plessi mit einer Ausstellung im Casal Solleric in Palma seinen ersten Kontakt mit der Insel. „Alle Arbeiten, die ihr seither auf der Welt seht, im Guggenheim in Bilbao und New York, in der Fundación Miró, im Martin-Gropius-Bau in Berlin – alle diese Arbeiten wurden auf Mallorca geschaffen“, so der Künstler.

Dass ihm Es Baluard und die Gemeinde Santanyí so viel Aufmerksamkeit schenken, hat einen simplen Grund: Plessi ist einer der Pioniere und bekanntesten Schöpfer von Videoinstallationen. Er selbst sagt über sich: „Ich glaube, dass ich einer der ganz wenigen Künstler auf der Welt war, die in den 70er Jahren mit dem experimentiert haben, was heute unser Problem ist, die Technologie. Damals, als man nur Malerei machte, wurde ein Künstler, der mit Bildschirmen arbeitete, für verrückt gehalten. Glücklicherweise gab es Deutschland, das meiner Arbeit sehr nahe stand.“

1971 hatte Plessi seine erste Ausstellung im Lenbachhaus in München und es folgte eine Reihe weiterer großer Ausstellungen, etwa im Museum Ludwig, auf der Documenta und bei den Ruhrfestspielen. Seinen Erfolg in Deutschland erklärt er so: „Ich glaube, Deutschland hat mich angenommen, weil die Deutschen einerseits einen Sinn für Technik und andererseits einen Sinn für Romantik haben.“

Das entspricht seinem Schaffen, in dem stets die Natur und die Romantik mit der Technik verbunden sind. Oder wie Plessi es ausdrückt: „Ich bin wie ein Alchimist, der technische Elemente von heute mit den typischen Materialien der Kunst wie Eisen, Marmor, Stein zusammenbringt.“ Einerseits. Und der andererseits die ursprünglichen Elemente wie Feuer, Lava, Wind und Wasser digitalisiert über Fernsehbildschirme fließen lässt. „Mein Leben“, sagt er, „ist mit dem der Natur, der Erde verbunden und kontaminiert mit dem Gebrauch der fortgeschrittensten Technik.“

Die Fusion von Technologie und Natur vollzieht Plessi über die Entkörperung der in den Bildschirmen eingeschlossenen Elemente. „Weil das Digitale keine Materie hat, ist es dem Geist nahe“, sagt er. „Deshalb gibt es diesen interessanten Aspekt der Geistlichkeit des Fernsehens. Die Pixel auf den Röhren- und Leuchtbildschirmen sind ein bedeutender Teil bei der Darstellung des Geistes.“

Im Laufe der Jahre wurden über Plessi, der 1940 in Reggio Emilia geboren wurde, zahlreiche Bücher geschrieben. Die Veröffentlichungen ab 1989 sind der grundlegende Teil der Ausstellung in Es Baluard. Wie die Direktorin des Museums und Kuratorin der Schau, Nekane Aramburu, mitteilt, werden sie in Vitrinen präsentiert sowie im Videoformat freigesetzt, „damit der Besucher in die Geheimnisse der vom Wind bewegten, geteilten Seiten eintauchen kann. Jenseits von Zeit und Raum, selbst wenn sie durch die Bewegung eines Ventilators mitgerissen werden, ist Lesen und Bewegung zwischen dem Realen und dem Virtuellen erlaubt”.