Die deutsche Schauspielerin lebt auf Mallorca. | Archiv

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"Mírame“ – Schau mich an: So heißt der neue Kurzfilm von Juan Andrés Mateos Díaz, der am Dienstag, 7. Mai, um 19 Uhr im Centre Cultural Sa Nostra in Palma gezeigt wird. Der Eintritt ist frei. Der Film ist auf Mallorca auch für diejenigen verständlich, die kein Spanisch sprechen. Die Realität, die er darstellt, ist freilich harter Tobak. Er handelt von häuslicher Gewalt, der Scham des Opfers, dem Wegschauen der anderen.

In „Mírame“ spielt die deutsche Schauspielerin Carmen Molinar die Protagonistin, die von ihrem Mann (Nicolau Cortes) geschlagen und vergewaltigt wird. „Das Besondere an dem Film ist zu zeigen, dass die Gewalt auch in sogenannten kultivierten Familien angewendet wird, und zwar sehr kontrolliert, dass nur dorthin geschlagen wird, wo die anderen es nicht sehen können“, so Molinar. Zum anderen stehe die Scham der Opfer im Mittelpunkt, die es zu überwinden gilt, um Stopp zu sagen und nach außen zu treten. Und schließlich das beschämende Verhalten der anderen, die mitbekommen, dass etwas nicht stimmt, die aber lieber beiseite schauen, anstatt einzuschreiten.

Für Molinar war es nach zahlreichen Rollen in TV und Film das erste Mal, dass sie sich bei den Dreharbeiten mit Nacktheit und Sexualität konfrontiert sah. „Das ist ein Horror für jeden, selbst für eine 26-Jährige, die blendend aussieht. Jeder Mensch hat sowieso Teile, die er nicht zeigen will“, rückt sie das Bild gerade, dass es kein Problem sei, hüllenlos vor der Kamera zu spielen. In ihrer sechsjährigen Ausbildung war sie auf so eine Situation nicht vorbereitet worden. Und in Gesprächen stellte sie fest: Ihre Kollegen auch nicht.

Auch in dieser Hinsicht hat die „MeToo“-Bewegung einen Wandel in Gang gesetzt. „An großen Sets gibt es sogenannte Intimate Coodinators, die den Schauspielern helfen, genau abzusprechen, was wann wo berührt und gezeigt wird“, erzählt Molinar. Solche Absprachen hat auch sie mit ihrem Spielpartner Cortes und Regisseur Mateos Díaz geführt, um die Nähe eines Paares glaubwürdig zu spielen, aber auch um festzulegen, wo und wie ihr Partner sie vor der Kamera anfassen darf. „Je öfter man so etwas probt, desto ,normaler‘ wird das Bild“, erklärt die Schauspielerin.

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Diese Absprachen hatten für Molinar einen weiteren Effekt. „Ich habe mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, dass die Herausforderung für meinen Kollegen, der ein Schatz von Mensch, Mann und Seele ist, noch größer ist als für mich, die ich das Opfer spiele. Denn er muss glaubwürdig das Hässliche verkörpern.“

Am Set wurde auch die Diskussion geführt, wann Nacktauftritte im Film nötig seien und was lediglich reißerisch sei. Resultat: Im Film sind viel weniger Nacktaufnahmen zu sehen als im Drehbuch vorgesehen waren. „Es ist erstaunlich, wie viel man da herausnehmen kann“, sagt Molinar. Ihr Credo: „Ich glaube, dass man mit Fantasie viel mehr bewirkt, als wenn man alles zeigt.“

Wie sehr das Projekt allen Beteiligten am Herzen lag, zeigt nicht nur die intensive Auseinandersetzung mit allen Herausforderungen am Set. Darüber hinaus haben alle Mitwirkenden im Nachhinein auf ihre Gage verzichtet.

Unterdessen ist Molinar bereits an einem anderen Set. Fünf Tage lang wird sie in der kommenden Woche für die letzte Episode von „The Mallorca Files“ vor der Kamera stehen. Die Krimiserie mit einem britisch-deutschen Ermittlerpaar ist eine Koproduktion von BBC, ZDF und France 2. So viel darf Molinar verraten: Gerta heißt ihre Figur. Alles andere ist noch topsecret.