Das Borodin Quartett. | Youtube: Contemporary Classical

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Der Name „Ciclo de grandes maestros“ ist nicht übertrieben. Eines der berühmtesten und ältesten Streicher-Ensembles der Welt wird im Rahmen dieser Konzertreihe auf Mallorca gastieren. Die Rede ist vom Borodin Quartett, das am Freitag, 19. Juli, im Oratorio de Santa Catalina in Port de Sóller Werke von Schostakowitsch, Schubert und Tschaikowski interpretieren wird.

„Hier finden wir nicht nur vier einzelne Interpreten, sondern ein Instrument mit sechzehn Saiten von großer Virtuosität“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über das Ensemble, das 1945 in Moskau gegründet wurde. Vier Studenten des Moskauer Konservatoriums riefen damals das Moskauer Philharmonische Quartett ins Leben.

Kein Geringerer als Mstislaw Rostropowitsch sollte der Cellist des Ensembles werden. Doch kurz vor der Gründung trat er zugunsten von Walentin Berlinski zurück, um sich seiner Solo-Laufbahn zu widmen und einer der bedeutendsten Cellisten des 20. Jahrhunderts zu werden. Der andere große Name war der des Bratschisten Rudolf Barshai, der das Quartett 1953 zugunsten seiner Karriere als Dirigent verließ, dem Jahr, in dem das Quartett für die Beisetzung von Stalin geordert wurde und am selben Tag noch bei der Trauerfeier des Komponisten Sergei Prokofjew spielte.

Rostislav Dubinsky, erste Violine, Jaroslav Anlexandrov, zweite Violine, Walentin Berlinski Violoncello, Dmitri Schablin, Viola: Das war für die nächsten 23 Jahre die Besetzung des Quartetts. 1955 bekam es von den sowjetischen Machthabern den Namen zugesprochen, den es bis heute trägt: Borodin Quartett. Unter diesem Namen unternahm das Ensemble trotz des Eisernen Vorhangs auch Tourneen in den Westen.

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Wenn Gott Klavier spielen könnte, würde er das Borodin Quartett wählen, um mit ihm Klavierquintette zu spielen, hieß es über die vier Streicher. Tatsächlich saß aber nicht Gott, sondern der Komponist Dmitri Schostakowitsch an den Tasten, um mit den Musikern regelmäßig sein Klavierquintett aufzuführen. Außerdem spielte das Ensemble jedes Streichquartett des Komponisten vor seiner Premiere durch.

Diese Sitzungen ermöglichten es Schostakowitsch, seine Musik zu hören, bevor sie veröffentlicht wurde. Auf der anderen Seite erhielten die Spieler Ratschläge des Komponisten über die Nuancen der Aufführung. 20 Jahre hielt die feste Besetzung, dann emigrierte 1976 der Primar Rostislav Dubinsky in den Westen, der zweite Violinist Jaroslav Alexandrov musste aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Walentin Berlinski, gewissermaßen die Seele des Quartetts, fand als Nachfolger Mikhail Kopelman und Andrei Abramenkov als ersten und zweiten Violinisten. Er bestand darauf, dass sich das Quartett eine Zeit lang von der Konzertbühne zurückzog, um den alten „Borodin-Klang“ vollständig wiederherzustellen.

Mittlerweile hat die dritte Generation den Bogen übernommen. Nach den Feiern zum 50-jährigen Bestehen des Quartetts trat 1996 der Bratschist Dmitri Shebalin aus Altersgründen zurück und wurde durch den Bashmet-Schüler Igor Naidin ersetzt, im selben Jahr wurde Ruben Aharonian neuer erster Violinist, als Mikhail Kopelman das Quartett verließ. 2007 übergab dann Berlinski an den Cellisten Vladimir Balshin.

Shebalin, vor allem aber Berlinski gewährleisteten über Jahrzehnte hinweg, dass das „authentische Gewebe des Ensembles erhalten werden konnte“, wie es Igor Naidin ausdrückt. Der Bratschist beschrieb das Verhältnis zwischen Veränderung und Kontinuität einmal so: „Es ist unmöglich, gleich zu bleiben. Erstens ist es physisch unmöglich, weil wir verschiedene Menschen sind. Wir haben verschiedene Hände, verschiedene Instrumente. So wird der Klang von Generation zu Generation definitiv unterschiedlich ... Aber wenn wir alle Aufnahmen hören, dann hören wir immer noch große Ähnlichkeiten, die wir die Traditionen, den Ansatz und den Stil nennen.“

Das Konzert im Oratorio de Santa Catalina (Museu Marítim de Mallorca) in Port de Sóller beginnt um 20 Uhr. Karten für 50 Euro sind bei mallorcatickets.com, im Tourismusbüro in Port de Sóller und an der Abendkasse erhältlich. Reserviert werden können sie außerdem unter festival
portdesoller@mail.com