Der Musiker geht seinen eigenen Weg. | jerome bonnet

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Mallorca Magazin: Herr Eastwood, was wird Ihr Publikum auf Mallorca zu hören bekommen?

Kyle Eastwood: Wir werden vor allem Stücke von meinem neuen Album „Cinematic“ spielen, das am 8. November herauskommt. Vielleicht spielen wir auch ein paar Stücke von meinen anderen Alben, aber hauptsächlich wird es Filmmusik sein.

MM: Handelt es sich bei dem Album um eine Neuinterpretation von Filmmusik?

Eastwood: Ja, wir haben Songs von meinen Lieblingsfilmen und meinen bevorzugten Komponisten von Filmmusik neu arrangiert für eine kleine Gruppe von fünf Musikern. Ich habe bekannte, aber auch weniger bekannte Stücke genommen und versucht, etwas Interessantes mit ihnen zu machen.

MM: 2015 haben Sie das Album „Time Pieces“ veröffentlicht, mit Ihren Lieblingsstücken des Jazz. Jetzt machen Sie dasselbe mit Filmmusik. Ist das eine Art Zwischenbilanz Ihrer Karriere?

Eastwood: Schon möglich. Meine erste Leidenschaft ist die Musik, meine zweite der Film. Und ich dachte, es wäre ganz nett, ein Album nur mit Filmmusik zu machen. Ich bin mit einer Menge Filme groß geworden, deshalb gefiel mir schon immer die Musik der großen Filmkomponisten. Also Filmmusik hat definitiv schon immer einen großen Einfluss auf mich und meine Musik ausgeübt.

MM: Warum machen Sie Jazz und nicht Punk oder Pop?

Eastwood: Ich bin mit Jazz und dem Besuch von Jazzkonzerten aufgewachsen. Natürlich gefällt mir jede Musik, die gut ist, egal, welches Etikett sie trägt. Aber ich denke, dass der Jazz eine besondere Art von Freiheit enthält. Die meisten Musiker, die sich für Jazz interessieren, merken diese Freiheit im eigenen Ausdruck, im eigenen Spiel und in der Interaktion mit anderen Musikern. Und ich glaube, dass es diese Freiheit ist, die ich am meisten mag.

MM: Diese Freiheit haben Sie aber nicht, wenn Sie Filmmusik komponieren.

Eastwood: Das ist etwas ganz anderes. Filmmusik muss die Geschichte auf dem Bildschirm unterstützen. Da gibt es viel mehr Regeln, die man befolgen muss. Man komponiert die Musik, indem man Klavier spielt und auf den Bildschirm schaut, indem man viel am Computer aufnimmt, die Musik bearbeitet und passend macht. Jazzmusik kannst du dagegen schreiben und spielen, wie du willst. Sie ist viel lebendiger und findet mehr im Moment selber statt.

MM: Sie spielten erst Gitarre. Was zog Sie zum Bass hin?

Eastwood: Ich mochte schon immer Schlagzeug und Bass. Als ich ganz jung war, begann ich mit Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren lernte ich dann Gitarre, und mit 14 griff ich zum Bass. Das kam ganz natürlich, und dabei bin ich geblieben.

MM: Mit einigen Musikern Ihres Quintetts arbeiten Sie schon einige Jahre zusammen. Macht das für Sie beim Musikmachen einen Unterschied, ob man eine reguläre Band hat?

Eastwood: Einige meiner Lieblingsbands im Jazz waren reguläre Bands. Art Blakey und Miles Davis hatten einige großartige Bands geschaffen. Es ist schön, wenn man mit Musikern eine Zeit lang zusammenarbeiten, einen musikalischen Dialog und ein musikalisches Feeling entwickeln kann. Wir schrieben auch auf einigen meiner Alben Musik zusammen. So ein richtiger Bandgeist ist schon toll.

MM: Beim Schreiben von Filmmusik haben Sie auch mit anderen zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Ihrem Vater und mit Michael Stevens. Wie muss man sich so eine Zusammenarbeit vorstellen?

Eastwood: Michael und ich arbeiteten gewöhnlich viel im selben Raum. Manchmal kam ich mit einer Idee zu ihm und manchmal kam er mit einer Idee zu mir. Wir spielten dann zusammen herum, fügten etwas hinzu, nahmen etwas weg oder änderten etwas. Oder mein Vater schrieb manchmal am Klavier eine Idee für eine Melodie, eine Art Motiv, und dann arbeitete ich auf dieser Grundlage, um es zu orchestrieren und einen Song daraus zu machen.

MM: Wie ist es, als Sohn von Clint Eastwood mit einem so vielseitig talentierten und berühmten Vater zu arbeiten?

Eastwood: Ich habe immer gerne mit ihm gearbeitet. Wir haben bei Filmen und auch bei Musik einen ähnlichen Geschmack und ich hatte immer gute Erfahrungen mit ihm. Manchmal gibt er dir genaue Anweisungen, und manchmal lässt er dir viel Raum, um kreativ zu sein und etwas zu komponieren.

MM: Ihr Jazz hat traditionelle Elemente und ist zugleich sehr zeitgenössisch. Wie entwickelt man so einen individuellen Stil?

Eastwood: Wahrscheinlich ist das einer Menge von Einflüssen geschuldet. Jazz ist definitiv meine große Liebe, aber ich mag alle Arten von Musik. Ich wuchs in den 70er Jahren auf, als die Kids Rock‘n‘Roll, Funk, Disco-Musik und all diese Sachen hörten. Und im Lauf der Jahre hörte ich viel Musik aus Indien, Nordafrika, ich mag alles, wenn es gut und musikalisch ist. Reisen und die Musik aus anderen Ländern haben mich immer beeinflusst. Ich bin einfach offen, alles zu hören.

MM: Vor neun Jahren spielten Sie schon einmal auf Mallorca …

Eastwood:… ja, auf dem Sa Pobla Jazzfestival.

MM: Daran erinnern Sie sich?

Eastwood: Ja, sicher. Ich war schon einige Male auf Mallorca, aber die anderen Male als Tourist. Das ist ein schöner Ort, ich liebe Mallorca.

MM: Sie leben in Paris und in Kalifornien. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Jazz in Europa und in den USA?

Eastwood: Es gibt in Europa viele Festivals und gute Gelegenheiten für Auftritte. Deshalb bin ich die eine Hälfte des Jahres hier. Ich spiele aber auch gerne in Amerika und denke, dass es in Europa und in den USA viele gute Musiker gibt. Vielleicht sind die Musiker in Europa ein bisschen offener. Die Leute schätzen verschiedene Musik und Stile mehr als in den Staaten.

Die Fragen stellte 
Martin Breuninger

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