Der Dirigent Eduardo Browne mit dem Moderator und Ideengeber Nigel Carter.

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Ein Mann – grauer Anzug, Sonnenhut und Aktentasche unterm Arm – sitzt in den Talayot-Ruinen von Capocorb Vell bei Cala Pi im Südwesten Mallorcas und schaut gen Himmel. Zu dem auf eine große Leinwand projizierten Schwarzweiß-Film lassen die Balearensinfoniker live und unter der Leitung von Eduardo Browne den Anfang der „Venus“ aus Gustav Holsts spektakulärer Suite „Die Planeten“ erklingen. Der Mann auf der Leinwand ist Gustav Holst, der während der Semana Santa 1913 tatsächlich auf Mallorca urlaubte und dabei sein Interesse an der Astrologie entdeckte. Ob er dies in den Talayot-Ruinen getan hat, sei mal dahingestellt, Tatsache ist aber, dass diese Beschäftigung mit der Sterndeutung letztlich zur Komposition der siebensätzigen Suite für großes Orchester geführt hat. Und insofern ist es stimmig, dass die Show an diesen initialen Moment anknüpfte.

Die Idee zu dem als Schülerkonzert konzipierten Programm stammt von Nigel Carter, der die Aufführung auch moderierte, in einem fantasievollen Planeten-Kostüm und auf Katalanisch. Zusätzlich belebt wurde sie von einem Alien (Joan Servera), der immer mal wieder neckisch auf der Bühne herumgeisterte.

Wie es sich für ein education programme gehört, bot das Konzert – nach dem Vorbild der legendären „Young People’s Concerts“, die Leonard Bernstein in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Carnegie Hall veranstaltete -, auch allerlei Lehrhaftes: so erklärte der Conferencier gleich zu Beginn, die einzelnen Instrumente des Orchesters; man dachte dabei unwillkürlich an Benjamin Britten’s „Young Person’s Guide to the Orchestra“. In der Videoprojektion erfuhren die Zuschauer manch Wissenswertes über Astronomie (die Entfernung der Planeten zur Erde, die erste Mondlandung, ein eventuell bemannter Flug zum Mars wurden angesprochen; die (katalanische) Benennung der Wochentage nach den Planeten wurde ebenso erklärt wie der Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie). Und wenn Nigel Carter vor dem letzten Stück ins Publikum ging und die Zuschauer (darunter viele Kinder) fragte, was Musik ihnen bedeute und andererseits Fragen beantwortete, hatte das etwas von „Frag doch mal die Maus!“.

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Die Musik blieb leider ein wenig auf der Strecke: Nur drei der sieben Planentenstücke erklangen in voller Länge: Mars, Uranus und Jupiter. Die wurden von Eduardo Browne ziemlich robust und stellenweise auch reichlich plakativ dirigiert. Das ist bei dieser Art von Showmusik durchaus kein Fehler, es handelt sich ja nicht um Brahms oder Schumann, eher um eine Art Soundtrack zu einem Film. Dass sich später John Williams für seine Star Wars-Musik von Holst inspirieren ließ, bestätigt die Einschätzung zusätzlich. Und „Jupiter, der Bringer der Freude“, den man sich als Höhepunkt für den Schluss aufgespart hatte, fungierte tatsächlich als Begleitmusik zu dem auf die Leinwand projizierten Film: ein Tag im Leben einer Familie mit einem Alien, frei nach dem Erfolgsfilm „E.T.“! Die Balearensinfoniker liefen zur Höchstform auf: cinemascope pur.

Ein hübscher Schlussgag war die Zugabe: eine Kurzfassung des Finalsatzes von Mozarts Jupitersinfonie, während auf der Leinwand der Abspann lief. Insgesamt war es ein gelungenes Konzert, das sich das internationale Publikum allerdings eher auf Castellano anstatt auf Catalan gewünscht hätte. Vielleicht denkt der Veranstalter darüber einmal nach.

Das nächste Abokonzert findet am 24. März, wieder im Trui Teatre, statt: Jonathan Cohen wird unter anderem die Thamos-Suite von Mozart, das 4. Violinkonzert von Haydn (mit der Solistin Liza Ferschtman) und die Sinfonie Nr.5 von Franz Schubert dirigieren. Freuen darf man sich auch jetzt schon auf den 31.März: da wird die 13(!)-jährige Alexandra Dovgan unter der Leitung von Pablo Mielgo im Teatre Principal das zweite Klavierkonzert von Chopin zu Gehör bringen.