Osterprozessionen: Mehrere Tausend Büßer ziehen in der Karwoche durch die Straßen Mallorcas. | M. E. Cañellas

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Auf Mallorca beginnt die Zeit der Büßer-Prozessionen. Rund 10.000 Kuttenträger, die ihr Gesicht unter spitzen Kapuzen mit Augenschlitzen verbergen, werden bis Karfreitag, 7. April, durch die Straßen der Inselgemeinden ziehen. Mal tun sie dies in aller Stille, mal werden sie von Kapellen begleitet, die mit dumpfen Trommelschlägen und klagenden Trompetenklängen einen monotonen, getragenen Marschrhythmus vorgeben.

Jede Bruderschaft schiebt einen oder mehrere sogenannte Pasos über das Pflaster, geschmückte Wagen mit Marienfiguren oder Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi. Manche Nazarenos, wie sich die Büßer nennen, tragen die Pasos auch auf ihren Schultern. Es gibt zudem Büßer, die barfuß durch die Gassen gehen und mitunter sogar schwere Ketten an den Fußgelenken hinter sich herziehen.

In Palma findet der erste Umzug bereits diesen Freitag, 31. März, ab 18 Uhr mit der sogenannten Standarten-Prozession statt. Allerdings werden die Vertreter der 33 Bruderschaften der Stadt bei diesem Umzug keine Pasos schieben, sondern ihre Standarten vom ehemaligen Convent Sant Antoniet zur Kirche Sant Felip Neri tragen. Auch am Palmsonntag, 2. April, bleiben Karossen und Tragen mit Darstellungen der Passion Christi noch in den Gemeindekirchen. Stattdessen finden vormittags überall auf Mallorca Umzüge mit Olivenzweigen und Palmwedeln statt. Auf diese Weise gedenken ihre Teilnehmer des Einzugs Jesu in Jerusalem.

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Die eigentlichen Prozessionen der Karwoche beginnen am Montag. In Palma ziehen täglich Bruderschaften der "Nazarenos" abends durch die Straßen. Oft führt ihr Weg mitten durch die Altstadt. Der bedeutendste und wohl älteste Büßerumzug der Stadt und der Insel ist die Processó del Sant Crist de La Sang am Gründonnerstag. An ihm nehmen die 33 Bruderschaften Palmas mit insgesamt mehreren Tausend Personen teil – vorausgesetzt, es regnet und stürmt nicht.

Der Ursprung des mannshohen Crist de la Sang, der das Schlusslicht des Umzuges ist, geht auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Neben der Madonna von Lluc ist er die meistverehrte Heiligenfigur der Insel. Das zeigt sich bereits, wenn er einen Tag vor der Prozession samt Kreuz abgenommen und im Kirchenschiff ausgestellt wird. Scharen von Gläubigen kommen dann, um die Heiligenfigur zu berühren, sie anzubeten und hier und da auch in Tränen der Rührung auszubrechen.

Die Prozession beginnt um 19 Uhr an der Església de l’Anunciació an der Plaça Hospital, im Volksmund Església de La Sang genannt. Im Stop-and-go führt die Route durch die Straßen Olmos und Sant Miquel über die Plätze Major, Cort und de la Reina weiter entlang am Paseo del Borne, dem Carrer Unió und der Rambla zurück zur Església de La Sang, wo der feierliche Umzug weit nach Mitternacht enden wird. Die Termine sämtlicher Prozessionen in Palma sind bei www.facebook.com/AssociacioConfrariesSetmanaSantaPalma über einen QR-Code erhältlich, der sichtbar wird, wenn man das offizielle Plakat „Setmana Santa 2023” anklickt. Ein Zuschauermagnet ist auch am Karfreitag die Grablegungsprozession in Pollença. Dort wird die Christusfigur nach der Kreuzabnahme gegen 21 Uhr in aller Stille die 365 Stufen des Kalvarienbergs zur Pfarrkirche Mare de Déu dels Angels herabgetragen. Beliebt sind ebenfalls die Passionsspiele gegen 21.30 Uhr in der Wallfahrtsstätte Sant Salvador in Artà und vor der Kirche von Felanitx, ein Spektakel mit Licht- und Klangeffekten.

In Palma verwandelt die Theatergruppe Taula Redona die Freitreppe vor der Kathedrale in eine Via Crucis und führt bereits zur Mittagszeit die dramatischsten Szenen der Leidensgeschichte und Auferstehung Christi auf.