"Gefühl, Augenkontakt, Aura": Sven Väth in Aktion. | Tyler Allix

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Drei Tage Pop, Rock, Indie, Electronic mit 80 Bands, Musikern und DJs auf insgesamt fünf Bühnen: Von diesem Donnerstag 18. Mai, ab 18 Uhr bis Sonntag, 21. Mai, früh um 6 geht es beim Mallorca Live Festival im Antiguo Aquapark bei Magaluf richtig rund. Es gibt online noch Tickets.

Gleich am ersten Festivaltag tritt um 1 Uhr nachts mit Sven Väth ein DJ auf, der schon vieles genannt wurde: Techno-Papst, Techno-Guru und Club-Legende. Im April vergangenen Jahres widmete dem „Kult-DJ” – auch so ein Ausdruck – das frisch eröffnete Museum für elektronische Musik in Frankfurt gleich mal eine Sonderausstellung.

Väth, der 1964 in Offenbach geboren wird und in Obertshausen bei Frankfurt am Main aufwächst, ist eine Ikone der Club-Kultur und weltweit einer der ganz Großen, die an den Turntables stehen. Schon mit 16 Jahren legt er im Tanzlokal seiner Eltern auf, damals hat er gerade seine Schlosserlehre abgebrochen, und er schafft es schnell in die Upperclass der Frankfurter Clubszene.

OFF heißt das Projekt, das er 1985 mit den Produzenten-Duo Michael Münzing und Luca Anzilotti gründet. Mit der zweiten OFF-Single „Electric Salsa” kommt der große Durchbruch. Europaweit erreicht sie hohe Chart-Platzierungen und Väth, der ohne seine Partner auftritt, wird zum Pop-Star.

Alles was Väth in Sachen Techno in die Hand nimmt, verwandelt sich in Erfolg. Sein Club Omen wird zur ersten Adresse in Frankfurt, mit einer Melange aus Trance und House wird er einer der Väter des „Sound of Frankfurt”, er gründet ein eigenes Label, pflegt einen besonderen Ansatz, der sich am besten als multimedial bezeichnen lässt und den die Online-Zeitschrift „laut.de” so beschreibt: „Layout, Musik, Video, Tanz, Sprache, Mode, der Club: Väth arrangiert alles zur bunten Technowelt und setzt damit Maßstäbe.”

Diesem und dem Prinzip der Innovation ist er treu geblieben. Stichwort Cocoon. Unter diesem Label vereint Väth Booking-Agentur, mobiles Clubkonzept, Radioshows, Homepage, Label, Merchandise – und seit 2000 seine Events auf Ibiza. Ach ja, und auf der Bühne, auf der Väth beim Mallorca Live Festival auftritt, ist Cocoon Stage Host.

Mallorca Magazin: Herr Väth, Sie sind womöglich der einzige DJ-Popstar aus Deutschland. Was haben Sie als DJ, was andere nicht haben?

Sven Väth: Als ich 1981 bei meinen Eltern als DJ anfing, war ich 16 Jahre alt. Mit viel Leidenschaft, Fantasie und einen gutem Rhythmus-Gefühl ging das dann ganz gut. Ich denke, daran hat sich bis heute nichts geändert.

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MM: Sie begannen Ihre Karriere Mitte der 1980er Jahre und feierten in den 1990ern große Erfolge. Was unterscheidet die DJs von früher von denen, die erst heute anfangen und groß rauskommen?

Väth: Mit unserem Musik-Projekt OFF „Electrica Salsa“ feierten wir 1987 einen großen Hit und ich war auf einmal tatsächlich Pop-Star. Wir haben damals alle als Club-DJs gearbeitet. Diese Erfahrung im Club, nächtelang alleine sein Publikum zu unterhalten, ist sehr wertvoll und wichtig gewesen. Ich glaube, dass heute viele Newcomer überhaupt keine Cluberfahrung haben. Sie spielen eher kurze Sets und meistens auch mit Synchronisierung der Tracks. Das hat mit dem klassischen „Beat mixen“ von Musik nichts mehr zu tun, und man kann so auch nicht wirklich auf das Publikum eingehen. Ich spiele nach wie vor nur mit Vinyl, es gibt zum Glück noch genügend gute Labels, die Schallplatten veröffentlichen.

MM: Von den Baleareninseln ist ja Ibiza vor allem für seine Clubs mit elektronischer Musik und Techno bekannt. Doch wie sieht es mit Mallorca aus, hat die Insel das Zeug zum „neuen Ibiza”?

Väth: Das kann ich nicht beurteilen, da ich viel zu selten auf Mallorca war. Ich hatte immer mal wieder Auftritte auf der Insel, teilweise sehr gute wie auch weniger spannende. Daher bin ich auf das Publikum gespannt am Donnerstag.

MM: Künstliche Intelligenz hält ja auch immer mehr Einzug im Musikbereich. Befürchten Sie, dass DJs vielleicht durch KI-Roboter oder Computer abgelöst werden könnten? Was muss ein DJ haben, damit KI ihm nicht das Wasser reichen kann?

Väth:Das kann natürlich passieren. Aber sein Publikum muss man auch verzaubern können. Dazu braucht man Gefühl, Augenkontakt und eine Aura.

MM: Wie ist es, wenn Sie bei einem Event wie dem Mallorca Live Festival vor einem Publikum stehen, kommen Sie da auch in eine Art Trance oder Flow? Interagieren Sie bei einem Auftritt auch auf eine besondere Weise mit dem Publikum oder ist der Kontakt zu den Fans distanziert, da die Musik im Fokus steht?

Väth: Ich probiere immer, Kontakt mit meinen Publikum aufzunehmen. Es kommt natürlich auch darauf an, wie nah ich ihm bin. Die großen Bühnen schaffen da manchmal eine räumliche Distanz. Ich mag daher besonders Konzepte, welche trotz großem Dancefloor die DJ-Kanzel nah an den Leuten berücksichtigen.

Die Fragen stellte
 Dominik Sarota