Lilly Alonso lebt in Sóller, wo sie ihren Sargento Lluc Casasnovas auf Mörderjagd schickt. | Silvia de Couët

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Nach dem Mord im Sóller-Express ermitteln Lluc Casasnovas und sein Team bei der Guardia Civil in Sóller wieder. Im zweiten Fall des mallorquinischen Sargento wird ausgerechnet beim „Es Firó”, dem wichtigsten traditionellen Fest der Gemeinde, erst eine, dann eine weitere Leiche gefunden, ermordet mit blanker Klinge. Und natürlich ist niemandem etwas aufgefallen.

Wie auch. Beim Es Firó wird Inselgeschichte nachgestellt, der Kampf der christlichen Dorfbewohner gegen osmanische Korsaren. Im lauschigen Hafen des Tramuntana-Ortes stürzen sich die Sóllerics in historischer Verkleidung und bewaffnet mit Holzschwertern, ins Getümmel, das sich zu späterer Stunde ins Zentrum der Gemeinde verlagert. Etwas schrullig ist das schon, aber so sind sie hier eben.

Das ausgelassene Fest, das die Autorin Lilly Alonso in ihrem zweiten Casasnovas-Krimi „Mallorquinische Strafe” als Kulisse für die Morde gewählt hat – Spoiler: Es wird im Laufe des Romans noch eine weitere Leiche hinzukommen –, gibt es wirklich. Es findet alljährlich im Mai statt und geht auf einen tatsächlichen Piratenüberfall im Jahr 1561 zurück, den die Sollerics erfolgreich abwehren konnten.

Die Kriminalisten der Guardia Civil sind zunächst ratlos. Wer ermordet jemanden in einem Schaukampf? Und damit nicht genug. Auch die Hidalgo-Schwestern sind nicht auffindbar, spurlos verschwunden. Sie waren ausgewählt worden, die „Valentes dones”, die „tapferen Frauen” Catalina und Francisca Casasnoves, darzustellen, die 1561 in ihrem Haus Can Tamany einen gefährlichen Piraten erschlugen und seine Leiche aus dem Fenster warfen, worauf die übrigen Korsaren entsetzt flohen.

Die Lösung des Falls reicht tief in die mallorquinische Geschichte zurück. Bis dahin müssen Lluc Casasnovas, seine Kollegin Fina García und seine Assistentin Francisca Gual zahlreichen Spuren nachgehen.

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Verdächtige gibt es durchaus. Was hat es zum Beispiel mit dem Deutschen Max Thiel auf sich, der Can Tamany erworben hat und nun in Stand setzen lässt und den Handwerkern den Lohn schuldig bleibt? Und forscht die elegante Gräfin Isabel de Falcó, die vom Bürgermeister bis zum Verleger Luis Rodríguez alle um den Finger wickelt, auch Lluc, wirklich nur nach einem untergegangenen Familienzweig?

Unterdessen hat Lluc auch privat Baustellen offen. Die Wunden der Trennung von seiner Freundin sind noch frisch, und zu allem Überfluss hat ihn Gerónimo Madrugada von der Internen Kommission auf dem Kieker: Jemand hat ihn der Korruption beschuldigt.

Als sich am Ende die Dinge klären, wird der Protagonist gleich zweifach aus allen Wolken fallen.

Überraschung ist auch beim Showdown in einer Schmugglerhöhle angesagt. Über 385 spannende Seiten mit viel Lokalkolorit führt Alonso ihre Leser und die Ermittler auf Spuren, die sich am Ende als Sackgasse erweisen. Wobei im Nachhinein kleine Details auf den eigentlichen Mörder verwiesen haben. Hätte man sie denn erkannt. „Ich versuche immer, den Täter zu verstecken, weil das die Art Kriminalfall ist, die ich selbst am liebsten lese. Ich finde es schön, dass es verschiedene Stränge gibt, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, dass aber am Ende ein großer Zopf herauskommt”, sagt die Autorin, die ursprünglich aus Hannover stammt und in Sóller lebt und mit dem Ort und seinen Bewohnern bestens vertraut ist.

„Mallorquinische Strafe” ist ein Roman für Insel- und Krimifans. Der Wortwitz und die Bildsprache der Autorin machen das Lesen sehr kurzweilig und sorgen für Vorfreude auf den nächsten Casasnovas-Band. Erschienen ist der Roman bei Heyne und kostet als Taschenbuch 13 Euro, als E-Book 8,99 Euro.