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Lukas, der Lokomotivführer, heißt Josep Manzano, und Mallorca hat sich klammheimlich in die Insel Lummerland verwandelt. Zumindest fühlt man sich mit dem "Mallorca Wine Express" in die bekannte Geschichte von Jim Knopf & Co. versetzt.

Der neue Touristenzug hat pünktlich zur Weinlese seinen Betrieb aufgenommen und startet von Santa Maria aus täglich außer sonntags zu Touren durch die Weinanbauregion in der Inselmitte.

In Zusammenarbeit mit der Bodega Macià Batle hat Landwirt und Urlaubsanbieter Julián Panadés vom Finca-Hotel Es Molí de Son Maiol Ende August den Service ins Leben gerufen, den man bisher nur aus Küstenorten wie der Playa de Palma oder Cala Millor kannte.

Zum Preis von 25 Euro für Erwachsene kann man an der zweistündigen Tour mit anschließender Führung und Weinprobe bei Macià Batle teilnehmen und renommierte Weinbaubetriebe kennenlernen. Die Reben von acht Winzern liegen an der Strecke des Zugs, einen Eindruck bekommt man je nach Route mindestens von fünf verschiedenen Anbauflächen.

Historische Einblicke in den Weinbau und das Landleben auf Mallorca gibt es vor allem auf der Finca Sa Torre de Santa Eugènia aus dem 16. Jahrhundert, wo die Familie López-Pinto heute ein edles Landrestaurant mit schattigem Park betreibt. Vor alten Weinpressen und Werkzeugen erzählt Reiseführerin Sabine von der traditionellen Arbeitsweise sowie von der Haus- und Familiengeschichte.

Aus Zeitgründen führt die Tour zwar durch die Reben von Ribas, Ramanyà, Sebastià Pastor oder Vins Nadal, nicht aber direkt zu den Bodegas. Lohnend ist es trotzdem, denn der zur Lokomotive umgebaute Traktor mit den liebevoll in der Optik des Sóller-Zugs nachgebauten Waggons tuckert über holprige und verschlungene Seitenwege, auf die man sich mit dem Auto niemals wagen würde.

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Blicke ergeben sich nicht nur auf die Rebenlandschaft und das Tramuntana-Gebirge, sondern auch auf Finca-Baustellen und idyllische Feldhäuschen. Über-aus sehenswert sind auch die Gassen und Plätze im Weinbaudorf Biniali.

Richtig zur Sache geht es dann bei Macià Batle, wo die Weinlese in vollem Gange ist. "So viel Zucker wie dieses Jahr haben wir selten gemessen. Beim Chardonnay sind es 13 Grad Baumé (100 Oechsle), beim Syrah sogar bis zu 15 Grad Baumé" (etwa 115 Oechsle, Anm. d. Red.), sagt Ernteleiter Tolo Mayrata Sastre. Nach seinen Worten erfolgt die Weinlese in diesem Jahr relativ früh.

Lediglich die späten Sorten wie Mantonegro, Cabernet-Sauvignon oder Prensal hängen noch am Rebstock und werden in diesen Tagen eingebracht. Mayrata Sastre ist sich sicher, dass die Ernte dieses Jahr nicht wie sonst bis Anfang Oktober dauern wird, sondern bereits einige Tage vor dem Monatsende vorbei ist.

Bis man den Jahrgang 2011 zu kosten bekommt, wird es aber dauern, denn ein guter Wein muss reifen - ein Crianza zum Beispiel zehn Monate im Stahltank und noch einmal dieselbe Zeit im Eichenholzfass. Bei dem Reserva sind es sogar 18 Monate im Barrique, während ein Gran Reserva nach insgesamt drei Jahren auf den Markt kommt.

Bessere Karten hat man da schon mit dem Weißwein, der normalerweise pünktlich zur warmen Jahreszeit präsentiert wird. Oder man probiert im November einen jungen Roten (añada), um sich einen Eindruck zu verschaffen.

www.mallorcawinetours.com
Tel. 653-528659